Begrünte Dächer:Wohnen unter Gänseblümchen

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Für grüne Dächer spricht nicht nur die Optik. Auch ökonomisch sind von Vorteil: Sie schützen das Innere vor extremen Temperaturschwankungen oder UV-Strahlung.

Stephanie Hoenig

Begrünte Dächer gab es bereits in der Antike. Legendär sind die "Hängenden Gärten der Semiramis" aus Babylon, die zu den sieben Weltwundern gehören. In der modernen Alltagsarchitektur sind das unerreichbare Vorbilder. "Aber auch in Deutschland lassen sich fast alle Flachdächer, Garagen und Carports begrünen", sagt Wolfgang Ansel vom Deutschen Dachgärtnerverband (DDV) in Nürtingen (Baden-Württemberg). Bei vielen Neubauten ist diese Maßnahmen sogar als Auflage im Bebauungsplan festgelegt. Möglich sind sogar Schrägdachbegrünungen.

Ein interessante Variante zur Dachterrasse: das Dach des Handwerkerzentrums in Sindelfingen. (Foto: Foto: Deutscher Dachgärtnerverband)

Für grüne Dächer spricht nicht nur die Optik. Auch ökonomisch sind Flachdächer mit Bepflanzung von Vorteil, da die Dachabdichtung vor extremen Temperaturschwankungen, UV-Strahlung und mechanischen Einflüssen geschützt wird. Bei fachgerechter Ausführung hält ein "nacktes" oder bekiestes Flachdach nach Angaben des DDV im Schnitt 15 bis 25 Jahre. Dagegen könne ein Gründach bis zu 40 Jahre halten. "Dachbegrünungen haben auch ökologische Vorteile, da sie Regenwasser auf den Dachflächen zurückhalten", erläutert Ansel. Durch Verdunstung werde es dem natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt.

Überschüssiges Wasser erreiche die Dachfläche mit zeitlicher Verzögerung. Durch diese Effekte könnten Rohrleitungen, Kanäle und Überlaufbecken prinzipiell kleiner ausfallen. Dachbegrünungen glichen zudem teilweise verbaute Natur aus.

"Kleine Dachbegrünungen etwa auf Garagen und Carports sind aber nicht als Ersatz für durch Baumaßnahmen versiegelte Flächen anzusehen", sagt Dieter Leutert von Umweltbundesamt in Dessau. Solche Maßnahmen seien "eher eine kleine Geste an die Natur". Aus ökologischer Sicht wäre es besser, auf Boden versiegelnde Baumaßnahmen wie Carport oder Garage zu verzichten. Dachbegrünungen können unterschiedlich ausgeführt werden.

"So genannte extensive Dachbegrünungen bieten für anspruchslose, niedrigwüchsige Pflanzengesellschaften akzeptable Standortbedingungen", sagt Ansel vom Dachgärtnerverband. Sie seien pflegearm und erfordern außer Wartungsgängen keine gärtnerischen Arbeiten.

Als aufwändige Alternative könnten Dächer auch mit Rasen, Stauden, Sträuchern und sogar Bäumen quasi wie ein Garten angelegt werden. Eine solche intensive Dachbegrünung benötige aber mehr Pflege. "Extensive Dachbegrünungen sind bereits für 25 bis 35 Euro pro Quadratmeter zu haben." Bei Intensivbegrünungen hingen die Begrünungskosten sehr stark von den individuellen Gestaltungswünschen ab.

"Voraussetzung für die Begrünung ist, dass das Dach die zusätzliche Last statisch tragen kann", betont Sven-Erik Tornow für den Hersteller Flachdach Technologie (FDT) in Mannheim. Bei einem Neubau gebe es keine Probleme, da die zusätzliche Last schon bei der Planung kalkuliert werde. Bei einer nachträglichen Baumaßnahme gilt es zu prüfen, was die Statik hergibt. Lag auf dem Dach vorher Kies, ist eine extensive Begrünung meist kein Problem. Für jede Art von Begrünung muss aus Sicherheitsgründen zudem eine wurzelfeste Dachdichtungsbahn ausgelegt werden.

Für Garagendächer und Carports bieten einige Hersteller Selbstbausysteme an. "Solche vorgefertigten Bausätze können von Heimwerkern sehr leicht selbst aufgebracht werden", sagt Theo Selders von Flor Depot in Baesweiler (Nordrhein-Westfalen). Voraussetzung sei aber auch hier, dass das Dach die zusätzliche Last tragen kann. Zimmerleute oder Hersteller geben darüber Auskunft.

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