Bausparen 2.0:Verlassen in der virtuellen Welt

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Die Kunden bevorzugen weiterhin persönliche Beratung. Günstige Bauspar-Angebote im Internet? Sind vielen suspekt.

Angelika Friedl

Es klingt ganz einfach: Erst online die Preise vergleichen und dann bequem von zu Hause aus einen Bausparvertrag abschließen. Ohne langwierige Beratungen mit einem Vertreter, der auch noch eine Abschlussgebühr kassiert. Man braucht etwa 20 Minuten, so versprechen einige Bausparkassen, bis man sich durch einen Antrag durchgeklickt hat. Dann muss man ihn nur noch ausdrucken und unterschrieben zurückschicken sowie bei der Post mit Reisepass oder Personalausweis seine Identität feststellen lassen.

"Bausparverträge sind zu kompliziert für Online-Abschlüsse", meint ein Experte. (Foto: Collage: Samuel Schrott)

Doch das Internet-Geschäft mit Bausparverträgen besitzt insgesamt noch keinen großen Stellenwert. So konnte sich zum Beispiel die HUK 24 in den vergangenen Jahren über schöne Zuwächse ihrer Kfz-Versicherungssparte freuen. Bausparverträge führen aber bei der HUK 24 im Internet noch ein Schattendasein.

Kein einfaches Produkt

Der Online-Abschluss spiele bei den Mitgliedern kaum eine Rolle, heißt es beim Verband der privaten Bausparkassen. Es gibt daher auch keine gemeinsame Statistik der Unternehmen, die Aufschluss über die Anzahl der Online-Bausparer geben könnte. Ähnlich die Situation bei den Landesbausparkassen. Die Anzahl der Sparer, die über das Internet zum Abschluss komme, sei nach wie vor recht gering, sagt Uwe Reber, Leiter der zentralen Serviceeinheit Internet bei der LBS Gruppe.

Woran liegt das? "Bausparverträge sind zu kompliziert für Online-Abschlüsse", erklärt Jörg Sahr von der Zeitschrift Finanztest. Ein Bausparvertrag ist von Haus aus kein einfaches Produkt.

Erstmal muss der Sparer eine bestimmte Summe in den Vertrag einzahlen, in der Regel über einen Zeitraum von sieben Jahren. Nachdem er die Hälfte der Vertragssumme angespart hat, erhält er von der Bausparkasse als Kredit die Differenz zwischen dieser Summe und seinem Guthaben. Den Kredit muss er nach einem festen Tilgungsplan zurückzahlen, der genau wie der Spar- und Kreditzins schon bei Vertragsabschluss vereinbart worden ist.

Eine bunte Mischung unterschiedlicher Spar- und Tilgungsvarianten erschwert das Verständnis zusätzlich. Teilweise bis zu acht Tarife bieten die Landesbausparkassen auf ihren Internetseiten einem möglichen Neukunden.

Im zweiten Teil: Wo es beim Online-Sparen bisher an Kundenfreundlichkeit mangelt.

"Der normale Bausparer ist damit überfordert", erklärt Sahr. Wenn man sich zum Beispiel wie bei der BHW den Zinssatz aussuchen könne, würden die meisten Interessierten wahrscheinlich einen niedrigen Zinssatz wählen. Im Ergebnis sei dies aber die teurere Variante, denn dann falle das Bauspardarlehen geringer aus und auch die Zeit bis zur Zuteilung des Darlehens verlängere sich. "Außerdem sind die meisten Konditionen im Internet schlechter als die offline angebotenen Modelle", kritisiert der Experte.

Unlängst veröffentlichte Finanztest eine Untersuchung über die Internet-Angebote der Bausparinstitute. Das ernüchternde Fazit: Meist finanziell wenig reizvoll und im Einzelfall gar nicht möglich.

Sieben sollen es sein

Sieben Bausparkassen ermöglichen zurzeit den Online-Abschluss. Die Schwäbisch Hall geht dabei einen Mittelweg: Bei ihr kann man sich zwar im Internet durch den Antrag klicken, muss den gewählten Tarif aber danach an einen Berater schicken. Bei der komplexen Materie sei ein Beratungsgespräch unumgänglich, meint Rainer Hohn von der Schwäbisch Hall - und etwa 3000 Mitarbeiter des Außendienstes sowie die Partner Volksbanken und Raiffeisenbanken stehen bereit, den Kunden zu beraten.

Auch bei den Landesbausparkassen im Verbund mit den Sparkassen setzt man auf den persönlichen Draht zu den Bausparern und sieht das Web-Angebot mehr als Informationsquelle für die Kunden.

Kompliziert im Virtuellen

Als reine Direktbausparkasse agiert die Quelle Bauspar AG am Markt. Bei diesem Unternehmen betrug der Anteil der im Internet getätigten Vertragsabschlüsse in den vergangenen zwei Jahren immerhin jeweils circa 20 Prozent des Neugeschäfts. Der weitaus größere Teil der Verträge kam aber auf traditionellem Weg zustande - durch schriftliche oder telefonische Kontaktaufnahme.

Anette Rehm, Mitarbeiterin des Unternehmens, sieht das Internet-Geschäft dennoch auf einem guten Weg. "Immer mehr Menschen, die sich schon im Kindesalter an das Internet gewöhnt haben, werden zukünftig damit arbeiten." Zwei schlanke Angebote, ein renditeorientierter und einen darlehensorientierter Tarif, würden die meisten Wünsche der Kunden abdecken.

Kompliziertere Fälle sind nach Ansicht Rehms in der virtuellen Welt auch gar nicht darstellbar. Benötigen die Kunden eine Beratung, können sie sich telefonisch an das hauseigenen Call-Center wenden. Dort sitzen ausgebildete Bankkaufleute, die eine zusätzliche dreimonatige Schulung absolviert haben.

Zurückhaltender als Rehm beurteilt der Rest der Branche die Zukunftsaussichten. "Sicher lässt sich im Finanzdienstleistungsbereich eine zunehmende Tendenz für Internetabschlüsse erkennen. Allerdings zeigt die derzeitige Marktsituation, dass das Bausparen nicht zu den typischen, für die breite Masse leicht standardisierbaren Online-Produkten zählt", erklärt etwa Uwe Reber von der LBS.

© SZ vom 22. 6. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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