Deutschlands größte Ersatzkasse hat mächtig Ärger. Denn die Barmer Ersatzkasse (BEK) hat Versicherten offenbar Geld gezahlt, dass sie die Kasse nicht verlassen.
Das Konstrukt ist relativ simpel. 25.000 Mitglieder, die der Barmer den Rücken kehren wollten, wurden kurzerhand zu "Serviceberatern" gemacht. Dafür kamen die Versicherten in den Genuss einer Prämie in Höhe von bis zu 220 Euro.
Dafür mussten sie sich einerseits bis Ende 2009 an die Barmer binden - und andererseits an Umfragen teilnehmen. Nach Angaben von Vorstandschef Johannes Vöcking hat dieses "Serviceberater-Programm" insgesamt 3,7 Millionen Euro gekostet. Das Geld sei aus dem gesetzlich begrenzten Marketingetat genommen worden.
Andere Kassen hatten sich bereits im Jahr 2007 über diese ziemlich ungewöhnliche Marketingaktion beschwert. Nun greift das Bundesversicherungsamt (BVA) ein. Die Behörde hat die Barmer dazu aufgefordert, dieses Programm einzustellen. Mit diesen Zahlungen verstoße die BEK "gegen die Grundsätze des fairen Wettbewerbs unter den gesetzlichen Krankenkassen", sagte Vizepräsidentin Sylvia Bohlen-Schöning der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
Zahlungen werden eingestellt
Die Barmer selbst will nichts von einer "Bleibeprämie" wissen. Für die Ersatzkasse sind diese Maßnahmen völlig legal. Es gehe darum, mit wissenschaftlicher Hilfe zu erforschen, warum Mitglieder eine Kasse verlassen wollen, sagte Vöcking der FAZ. "Das entspricht auch einer früheren Anregung des BVA, die Marktforschung sogar noch zu intensivieren." Daher habe man Mitglieder angesprochen, die ihren Austritt nicht eigens begründet hätten.
Das BVA zweifelt gehörig an diesen Aussagen. Diese Serviceberater-Verträge dienten nicht wie vorgegeben der Marktforschung, "sondern bezweckten, die Versicherten mittels einer hohen Geldprämie weiterhin an die Kasse zu binden", erklärte Bohlen-Schöning.
Die Kasse will der Zeitung zufolge ihre Praxis nun Ende September einstellen. Offizieller Grund: Die Ungewissheiten im Zusammenhang mit der Einführung des Gesundheitsfonds im Januar.