Bank of America:Ausländer unerwünscht

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Die Zusage hatten sie - doch nun dürfen 50 ausländische Absolventen ihren Job bei der Bank of America nicht antreten. Der Konzern verteidigt sich: Schuld sei das US-Konjunkturprogramm.

Moritz Koch, New York

Als erste Bank in den USA zieht die Bank of America Jobzusagen an ausländische MBA-Absolventen zurück. Sie verweist dabei auf Vorschriften im staatlichen Konjunkturprogramm. "Jüngste Gesetzesänderungen zwingen die Bank of America dazu, Arbeitsangebote an Studenten zu widerrufen, die ein H-1B-Visum brauchen", sagt ein Sprecher.

Die Bank of America muss auf die Dienste von ausländischen MBA-Absolventen verzichten. (Foto: Foto: AP)

Tatsächlich sieht das 787-Milliarden-Dollar-Paket vor, dass Finanzinstitute, die mit Steuergeld gerettet werden müssen, keine Visa für hochqualifizierte Ausländer beantragen können, wenn dadurch Jobs von US-Bürgern wegfallen. Die Einschränkung gilt zunächst für zwei Jahre.

Die Bank of America hat bereits 45 Milliarden Dollar an Staatshilfen erhalten. Konzernchef Kenneth Lewis musste in den vergangenen Wochen wiederholt Spekulationen über eine Verstaatlichung entgegentreten. Wegen der Eingliederung der Investmentbank Merrill Lynch und des Baufinanzierers Countrywide lässt Lewis mehr als 30.000 Jobs streichen. Damit ist es der Bank of America fast nun unmöglich, Ausländer anzustellen. Denn die neuen Vorschriften sehen vor, dass keine Anträge für H-1B-Visa gestellt werden dürfen, wenn das Finanzinstitut innerhalb der zurückliegenden 90 Tage Amerikaner mit ähnlichen Jobs entlassen hat oder innerhalb der kommenden 90 Tage Entlassungen plant.

Vom Widerruf der Jobzusagen sind etwa 50 MBA-Studenten betroffen. Sie alle haben ihren Abschluss an US-Unis erworben. Die galten lange Zeit als die Besten der Welt, gerade für Betriebswirtschaftler.

Nun befürchten die Hochschulen im Wettbewerb um die besten Köpfe ins Hintertreffen zu geraten. Talentierte Ausländer könnten durch die Gesetzesänderung abgeschreckt werden und sich künftig dafür entscheiden, an europäischen oder asiatischen Universitäten zu studieren, vor allem, wenn andere Großbanken dem Beispiel der Bank of America folgen.

Andere Staaten könnten nachziehen

Kritiker der Immigrationsbeschränkungen befürchten zudem, dass andere Staaten die US-Politik mit eigenen Arbeitsschranken quittieren. Allerdings ist noch unklar, wie und ob die Vorschriften anwenden werden.

Kongressmitglieder haben mehrere Passagen in die Gesetzgebung geschleust, die der Regierung zu weit gehen. Einige Verfügungen wurden auf Druck des Weißen Hauses gestrichen. So sah der erste Entwurf des Konjunkturprogramms eine "Buy-American-Klausel" vor, nach der US-Firmen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bevorzugt werden sollten. Diese Handelsschranke hat eine Intervention von Präsident Barack Obama nicht überstanden. Die Hire-American-Passage hingegen schon.

In den USA finden Arbeitsbeschränkungen für Ausländer derzeit viel Zuspruch. Auch in europäischen Staaten, etwa in Großbritannien, kam es schon zu Demonstrationen gegen die Beschäftigung von Immigranten.

Das H-1B Visum ist in den USA ohnehin hoch umstritten. Lobbygruppen und Medien haben wiederholt einen vermeintlichen Missbrauch angeprangert, bei dem Firmen Amerikaner entlassen, um sie mit billigeren Ausländern zu ersetzen. Immer wieder zitieren sie den Fall eines Computerfachmanns, der sich das Leben nahm, nachdem er einen Ausländer angelernt hatte und daraufhin gefeuert wurde. Sein Arbeitgeber war die Bank of America.

Demetrios Papademetriou, der 1990 als Experte im Arbeitsministerium das Visa-Programm für Hochqualifizierte mitentwickelt hat und heute Präsident des Migration Policy Institutes in Washington ist, verfolgt die Debatte mit Sorge. Die Regierung habe sich zu einer Politik der Einschüchterung treiben lassen, sagt er, und die Finanzkonzerne wie die Bank of America handelten aus Furcht vor neuen Negativschlagzeilen im vorauseilenden Gehorsam: "Banken haben nirgendwo mehr Freunde."

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