Bad renovieren:Zweimal täglich im Kurzurlaub

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Eine neue Studie beweist: Vier Fünftel der Deutschen wollen sich im Bad wohlfühlen und lassen deshalb die Verkaufszahlen für hoch entwickelte Badsysteme wachsen.

Antje Rößler

Knapp 36 Minuten verbringt der Bundesbürger durchschnittlich mit der täglichen Körperpflege im Badezimmer, verrät eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Vier Fünftel der Deutschen legen Wert darauf, sich hier wohl zu fühlen. In seiner Bedeutung holt das Badezimmer gegenüber Wohn- und Schlafzimmer immer weiter auf.

Warmer Sommerregen: Dank der modernen Brause-Programme kommt auch beim Duschen Entspannung. (Foto: Foto: Hansgrohe)

Statt fensterloser, hochgefliester Nasszelle geht der Trend zum individuell eingerichteten Wohlfühlbad. "In Bezug auf das Badezimmer ist das Interesse des Konsumenten an der Verbindung von Entspannung, Fitness und Gesundheit enorm gestiegen", so die Einschätzung von Kristina Schulz, Pressesprecherin des Keramikprodukt-Herstellers Villeroy&Boch im saarländischen Mettlach.

Um diesen Ansprüchen genügen zu können, bietet die Sanitärtechnik hochentwickelte Badsysteme an. Als klassische Wellness-Produkte fürs Bad gelten Duschpaneele, Whirlwannen und Dampfduschen. Besonders beliebt ist das Duschpaneel, das mit seinen variabel einstellbaren Brausen und Massagedüsen für eine häusliche Kneipp-Kur sorgt.

150.000 Stück wurden in den Jahren 2004 und 2005 in private Haushalte verkauft, so die Studie der GfK im Auftrag der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft. Im gleichen Zeitraum wurden 70.000 Whirlwannen abgesetzt.

Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, für ein bis zwei Personen oder für die ganze Familie. Kristina Schulz zufolge sind die Wannen mit Sprudel-Effekt im Kommen: "Bereits jetzt werden sie in jedes achte neue Bad eingebaut."

Auch moderne Dampfduschen ermöglichen ein Wellness-Erlebnis in den eigenen vier Wänden. Dafür wird die herkömmliche Dusche durch eine Dampfkabine ersetzt, die auf kleinem Raum für Saunafreuden sorgt. Extras wie Unterwasserbeleuchtung oder besondere Armaturen peppen die Wohlfühlprodukte fürs Bad auf. Eigenheimbesitzer können mit dem Ausbau ihres Kellers oder Dachgeschosses ein ganzes Wellness-Center einrichten - zum Beispiel mit Whirlpool, Dampfdusche, Fitnessgeräten, Ruhezone und Sauna sowie einem Tauchbecken.

Bei der Einrichtung des Badezimmers lieben es die Deutschen aber nach wie vor klassisch-nüchtern. Mehr als 80 Prozent der Bundesbürger bevorzugen ein einheitliches Design und eine zweckmäßig-funktionale Ausstattung, informiert die GfK.

Das durchschnittliche Bad in Deutschland hat eine Fläche vom 7,8 Quadratmetern; fast ein Drittel der circa 34 Millionen Bäder misst nicht einmal sechs Quadratmeter.

Aber auch auf beschränktem Raum lässt sich eine kleine Wellness-Oase einrichten. So kann ein Duschpaneel ohne zusätzlichen Platzbedarf problemlos in bereits bestehende Duschkabinen eingebaut werden und ist daher auch für Mietwohnungen geeignet. Es ist insbesondere dann eine Alternative, wenn keine Wanne in das Bad hineinpasst.

Auch bei Dampfduschen und Whirlwannen hat die Industrie Lösungen entwickelt, die kaum mehr Platz benötigen als ihre herkömmlichen Vorgänger. Für deren Installation sollte allerdings ein Fenster im Bad vorhanden sein. Der Dampf setzt sich sonst an Wänden und Decke ab und begünstigt die Schimmelbildung.

Licht und Farben seien als Wohlfühl-Faktoren im Mini-Bad besonders wichtig, betont Rainer Smieja, Marketing-Direktor der Sanitärfirma Koralle: "Helle und ruhige Farben vergrößern optisch. Dunkle Töne sind zu vermeiden, denn sie engen den Raum ein."

Spezielle Raumsparprogramme vereinfachen die Planung des Bades. "Dabei werden alle Einrichtungs-Objekte exakt aufeinander abgestimmt, so dass sie sich von den Abmessungen her besonders gut für Minibäder eignen", sagt Frank Linnig, Pressesprecher der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft. Viele Hersteller bieten interaktive Badplaner an, mit denen man am Computer verschiedene Möglichkeiten simulieren kann.

Das Thema der altersgerechten Badausstattung wird auch im Wellness-Bereich immer wichtiger. Kristina Schulz von Villeroy&Boch sieht hier ein großes Wachstumspotential: "Die stärkste Zielgruppe für Wellness-Produkte ist die kaufkräftige, anspruchsvolle Generation 50 Plus."

Die Hersteller orientieren sich inzwischen ganz gezielt an deren Bedürfnissen. Frank Linnig geht ins Detail: "Wannen mit Griffen und Einstiegshilfen oder ebenerdige Duschen - diese Entwicklungen sind auch im Wellness-Bereich erhältlich. Mittlerweile gibt es sogar begehbare Whirlwannen." Mit dem Klischee einer "sterilen Krankenhaus-Atmosphäre" hätten diese Produkte nichts zu tun, fährt er fort. "Auch in optischer Hinsicht tragen sie zum Wohlgefühl bei."

Frank Linnig sieht ein großes Wachstumspotenzial für Badprodukte im Wellness-Bereich. Das Bewusstsein dafür sei in der Bevölkerung bereits vorhanden, es setze sich jedoch, "gemessen an konkreten Verkaufszahlen nur langsam durch". Im internationalen Vergleich hinke Deutschland deutlich hinterher: "In Italien beispielsweise haben rund 20 Prozent aller Bäder eine Whirlwanne."

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