Autofrei Wohnen:Fahrradanhänger ein Muss

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Anstatt Auto-Stellplätze gibt es in einer autofreien Siedlung Platz für Sauna, Fitness-, Grün- und Spielplätze.

Interview: Ingrid Brunner

Grünanlagen statt Parkplätze: Autofreie Siedlungen gibt es mittlerweile in ganz Europa. Ein mühseliger Lebensstil? Nein, sagt Christine Z. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern im Wohnprojekt Wien-Floridsdorf - und will da nicht mehr weg.

SZ: Wer hatte die Idee, autofrei zu wohnen?

Christine: Mein Mann. Er stieß auf eine Anzeige, die für das autofreie Wohnprojekt in Floridsdorf warb. Ich war damals zum zweiten Mal schwanger und wegen der Schlepperei mit bald zwei kleinen Kindern skeptisch. Aber die Wohnung hat uns gefallen, und dann hat sich das so ergeben.

SZ: Ist das Einkaufen zu Fuß nicht sehr mühsam?

Christine: Mittlerweile hat es sich gut eingespielt. Ich gehe meist alle zwei Tage einkaufen, dann sind die Mengen nicht so groß, und wir haben alle Läden in der Nähe: Bäcker, Bioladen, Apotheke, auch einige Discounter. Alles ist gut zu Fuß erreichbar. Wir haben auch einen Biolieferanten, der die Bestellungen direkt an die Haustür bringt.

SZ: Und wie kommen schwere Sachen wie die Getränkekästen ins Haus?

Christine: Das macht mein Mann samstags mit dem Fahrradanhänger.

SZ: Worin unterscheidet sich die Lebensqualität in einem autofreien Wohnviertel von der einer normalen Gegend?

Christine: Anstatt der 230 Stellplätze für Autos wurden hier Spielplätze, Grünzonen und Gemeinschaftsräume gebaut: Wir haben ein Saunahaus, wir haben Kinder-, Jugend- und Erwachsenenräume, einen Fitnessraum und eine Radwerkstatt. Das nutzen insbesondere wir Mütter, weil wir durch die Kinder auf die nähere Umgebung begrenzt sind. Diese Lebensqualität wäre in einer herkömmlichen Siedlung nicht bezahlbar.

SZ: Gibt es denn gar kein Manko, wenn man total autolos lebt?

Christine: Wir haben ja Autos - im Carsharing System. Wenn wir einen Ausflug machen wollen, dann mieten wir eben ein Auto. Freilich: Spontane Ausflüge gehen mit Carsharing nicht, das muss eine Woche vorher geplant werden.

SZ: Und wie kommen die Bewohner zur Arbeit?

Christine: Die Straßenbahn hält direkt vor der Tür. U- und S-Bahn-Stationen sind fünf Minuten mit dem Fahrrad entfernt. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier sehr gut und sehr günstig.

SZ: Sind Sie im Projekt eine verschworene Gemeinschaft von Autohassern?

Christine: Überhaupt nicht. Ich glaube, die wenigsten passen in die Schublade Strickpullover und Birkenstock. Klar, es gibt schon ein paar Fundis, die alles mit dem Fahrrad machen. Aber die meisten sind ganz normale Leute.

SZ: Was geschieht, wenn ein Mieter sich heimlich ein Auto anschafft?

Christine: Es ist Bestandteil des Mietvertrags, autofrei zu leben, daran wollen wir uns halten. Schließlich lebt davon die Idee.

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