Ausblick auf die Finanzmärkte:Zeit der Konsolidierung

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Die anziehende Teuerungsrate und weiter steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten setzen die internationalen Aktienmärkte unter Druck.

Anleger sollten sich nach Einschätzung von Börsianern für diese Woche nur wenig Hoffnung auf eine wesentliche Erholung des Deutschen Aktienindex machen. "Die Zeichen stehen auf Konsolidierung", sagt Aktienstratege Daniel Hupfer von MM Warburg: "Ein Rutsch des Dax unter 5700 Punkte ist nicht ausgeschlossen."

Wenig Hoffnung auf eine Erholung des DAX im September. (Foto: Foto: AP)

Markus Reinwand von Helaba Trust betont: "Die Zeichen mehren sich, dass wir konjunkturell in unruhigeres Fahrwasser kommen werden. Das Szenario einer moderaten Abschwächung des Wachstums, der so genannten weichen Landung, wird in den nächsten Wochen wohl auf den Prüfstand gestellt werden."

Schub für Inflationsängste

Die Volkswirte der Helaba warnen außerdem vor einem weiteren Schub für die Inflationsängste. In den vergangenen Tagen hatten Spekulationen auf eine anziehende Teuerungsrate und weiter steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten die internationalen Aktienmärkte unter Druck gesetzt.

So sehen das auch die Marktexperten der Landesbank Berlin (LBB). Das Risiko weiter steigender Zinsen habe sich wieder erhöht - für die Eurozone gäbe es sogar noch deutlichere Signale für Zinssteigerungen.

Zwar verzeichnete der Dax am Freitag leichte Kursgewinne, im gesamten Wochenverlauf büßte das Leitbarometer aber 1,38 Prozent auf 5795,26 Punkte Zähler ein. Der MDax gab um 0,93 Prozent auf 8126,94 Punkte nach. Der TecDax verabschiedete sich mit 638,18 Punkten aus der Woche, das war ein Verlust von 2,09 Prozent binnen Wochenfrist.

Wichtige Konjunkturdaten erwartet

Investoren warten gespannt auf eine Reihe wichtiger US-Konjunkturdaten für August. Am Donnerstag stehen die Einzelhandelsumsätze an, am Freitag die Verbraucherpreise. Die Inflationsdaten dürften Marktteilnehmer daran erinnern, dass die US-Notenbank Fed zu Recht weiteren Zinserhöhungen zuneigt, schreibt Helaba-Volkswirtin Claudia Windt in einem Ausblick.

Einige Börsianer blicken dennoch optimistisch in die Zukunft. "Obwohl der September traditionell als schlechter Börsenmonat gilt, stehen die Chancen auf steigende Kursen in diesem Jahr recht gut", urteilen die Experten der Commerzbank.

Hierfür spreche das robuste europäische Wirtschaftswachstum und die im Vergleich zu den USA günstigen Aktienkurse. "Dies sollte weiterhin auch internationales Kapital nach Europa locken." LBBW-Aktienstratege Christian Götz erwartet ebenfalls steigende Kurse, sollte der aktuelle Rückgang des Ölpreises dauerhaft sein.

Von den Unternehmen erwarten Börsianer kaum Impulse. Nur wenige Firmen legen Geschäftszahlen vor. Darunter am Dienstag der je zur Hälfte der Lufthansa und Karstadt-Quelle gehörende Touristik-Konzern Thomas Cook. In den Tagen vor dem "Hexensabbat" könnten die Kurse einzelner Papiere kräftig ausschlagen.

Zum Verfall an den Terminmärkten versuchen Anleger traditionell, Kurse in die von ihnen gewünschte Richtung zu bewegen. Am Freitag verfallen Optionen und Futures auf Indizes, sowie Optionen auf einzelne Aktien.

Ölpreis bestimmt Kurs der Wall Street

Die Entwicklung des Ölpreises sowie anstehende Daten zur Inflationsentwicklung in den USA dürften die Entwicklung an der New Yorker Wall Street in dieser Woche bestimmen. Positiv wird sich dabei nach Ansicht von Experten zu Beginn der Handelswoche der seit fünf Tagen rückläufige Ölpreis auswirken.

Der Dow Jones verlor in der vergangenen Woche 0,63 Prozent auf 11392,11 Zähler, der S&P 500 büßte 0,92 Prozent auf 1298,92 Punkte ein. Die größten Einbußen verzeichneten auch in Amerika Technologiewerte. Der Index der Nasdaq beendete die Woche mit 2165,79 Punkten, das waren 1,25 Prozent weniger als vor Wochenfrist.

Über den weiteren zinspolitischen Kurs der amerikanischen Notenbank Fed dürften den Anlegern am Freitag die Verbraucherpreise Anhaltspunkte geben. Im vergangenen Monat hatte die Notenbank erstmals seit 17 Monaten die Zinsen nicht angehoben.

Möglicherweise harte Landung

"Die wahre Frage, die sich die Märkte stellen, lautet doch: Gibt es eine harte oder eine weiche Landung", sagte Hugh Johnson von Johnson Illington Advisors. Bei den Unternehmen ragen die Brokerhäuser Goldman Sachs und Lehman Brothers hervor.

Als ein Zeichen für ein abgeschwächtes Wachstum haben die Experten ihre Prognosen für die Banken der Wall Street reduziert. Als Grund gaben sie einen stärker als erwartet ausgefallenen Rückgang beim Aktienhandel sowie bei Fusionen und Zukäufen an, den wichtigsten Einnahmequellen dieser Unternehmen.

© SZ vom 11.9.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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