Ausblick auf die Finanzmärkte:Warnrufe auf dem Gipfel

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Vor sieben Jahren hatte der Dax schon einmal die 7000-Punkte gestemmt. Doch obwohl sich der neue Rekord vom Milleniumsfieber unterscheidet, sind einige Analysten skeptisch.

Am 3. Januar 2000 war es so weit: Zum ersten Mal in seiner Geschichte sprang der Deutsche Aktienindex (Dax) über die Marke von 7000 Punkten.

Wasser statt Sekt: Nach der Rekordjagd letzte Woche dürfte der Dax nun eine Verschnaufpause einlegen. (Foto: Foto: AP)

Gut sieben Jahre später, am Aschermittwoch vergangener Woche, erklomm das Börsenbarometer erneut den Siebentausender. Doch damals und heute - das sind zwei verschiedene Börsenwelten. Schon ein Blick auf den Kursverlauf ist lehrreich: Während der Jahrtausendwende brauchte der Dax ziemlich genau einen Monat, um von 6000 auf 7000 Zähler vorzurücken.

Für den Sprung auf den Achttausender-Gipfel am 7. März 2000 reichten dann knapp zwei Monate. Jetzt erhöhen sich die Kurse viel gemächlicher: Der Aufstieg von 6000 auf 7000 Punkte dauerte mehr als vier Monate.

Das Milleniumsfieber

Das ist aber nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Kursrallys: Wie aufgeheizt die Stimmung während des Millenniumsfiebers war, zeigte auch das Auf und Ab am Tag der Tage: Am 3. Januar 2000 schoss der Dax bis auf 7159 Punkte hoch, um bis zum Nachmittag wieder auf 6751 Zähler zu fallen. Mehr als 400 Punkte lagen somit zwischen Hoch und Tief - am Aschermittwoch 2007 waren es gerade 83 Zähler.

Auch deshalb betonen die Analysten der Banken unermüdlich, die Märkte heute seien viel "gesünder". Trotzdem mehren sich unter den professionellen Beobachtern die warnenden Stimmen. Nach dem Ende des Karnevals könnte es auch mit der Feierstimmung an der deutschen Börse bald vorbei sein.

Dax profitiert von soliden Bilanzen

Vergangene Woche profitierte der Dax vor allem von den soliden Bilanzzahlen, die einige deutsche Unternehmen vorlegten, wenn auch der Gewinn unter dem Strich spärlich blieb: Der Index für die 30 wichtigsten Standardwerte legte in den fünf Handelstagen 0,51 Prozent auf 6992,58 Punkte zu. Noch besser präsentierten sich die Nebenwerte. Der MDax gewann 1,04 Prozent auf 10235,16 Zähler, der TecDax sogar 1,78 Prozent auf 862,38 Punkte.

Zwei Titel fielen innerhalb des Dax besonders auf: Volkswagen erfreute die Anleger mit einem guten Quartalsbericht, den VW-Papieren bescherte dies ein Plus von 8,34 Prozent auf 94,94 Euro. Und die Allianz beglückte die Aktionäre mit der Aussicht auf eine höhere Dividende, das Dax-Schwergewicht verbesserte sich um 5,43 Prozent auf 164,07 Euro.

Verschnaufpause bei Unternehmensdaten

In dieser Woche erwarten die Experten weniger Unternehmensdaten. "Der Markt könnte ein bisschen an Nachrichtenentzug leiden, und deshalb könnte es sein, dass er bald eine Verschnaufpause einlegt", sagte Frank Schallenberger, Anlagestratege bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) der Nachrichtenagentur Reuters. So werden beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer Münchener Rück, der am Mittwoch seine Zahlen vorlegt, keine großen Überraschungen erwartet. Analysten rechnen mit einem Rekordgewinn von 3,5 Milliarden Euro.

Schon spannender wird es bei der Deutschen Telekom, die am Donnerstag ihr Jahresergebnis veröffentlichen wird. Die Aktienexperten rechnen auf jeden Fall mit einem Ergebniseinbruch. 27 von Reuters befragte Analysten prognostizieren dabei, dass der Überschuss im Gesamtjahr um 24 Prozent auf 4,244 Milliarden Euro zurückgehen wird - nicht zuletzt wegen des Abgangs von Kunden im Festnetzgeschäft. Es könnte aber sein, dass die Telekom versuchen wird, die Anleger mit einer Erhöhung der Dividende positiv zu stimmen. Im Gespräch ist dabei eine Anhebung von 72 auf 80 Cent.

Reif für einen Kursrückschlag

LBBW-Experte Schallenberger ist dennoch skeptisch: Gemessen an ihren Gewinnen seien die deutschen Dividendenwerte nach wie vor nicht teuer. Der Markt sei aber reif für einen Kursrückschlag. Und dieser könne durchaus heftig ausfallen. "Dass eine vermeintliche Verschnaufpause auch leicht in eine kräftige Korrektur münden kann, zeigt das letzte Jahr deutlich. Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni verlor der Dax innerhalb von fünf Wochen in der Spitze fast 15 Prozent", schreibt Schallenberger in seinem Wochenausblick. Für Anleger könne es deshalb durchaus sinnvoll sein, Gewinne sicherzustellen, auch um Reserven für einen Wiedereinstieg auf niedrigerem Niveau zu haben.

Ähnlich äußerten sich andere Experten: Die Commerzbank erwartet spätestens zum Ende der Berichtssaison der Unternehmen "eine deutlichere Konsolidierung am Markt". Noch klarer äußert sich Volker Borghoff, Aktienstratege von HSBC Trinkaus & Burkhardt: Nach dem nun schon fast neun Monate dauernden Höhenflug "wird eine Korrektur kommen, das steht fest".

In den USA schauen die Anleger auf den Ölpreis

New York - An den amerikanischen Börsen hat der gestiegene Ölpreis die Stimmung am Ende der wegen eines Feiertags verkürzten Handelswoche gedrückt. Der Dow Jones gab von Dienstag bis Freitag um 0,94 Prozent auf 12647,48 Punkte nach. Der marktbreitere S & P 500 verlor 0,30 Prozent auf 1451,19 Zähler. Nur der technologielastige Nasdaq-Sammelindex legte um 0,75 Prozent auf 2515,10 Zähler zu. Am Freitag hatte der Ölpreis die Marke von 61 Dollar pro Barrel (etwa 159 Liter) deutlich überschritten und damit den höchsten Stand in diesem Jahr markiert.

In dieser Woche dürften die Anleger deshalb genau darauf schauen, ob das schwarze Gold noch teurer wird. Im Blickpunkt werden außerdem die Quartalsergebnisse großer Einzelhändler und die Zahlen zum Verbrauchervertrauen stehen. So wird am Dienstag etwa die Verbrauchermarktkette Target ihre Bilanz vorlegen, am Donnerstag ist der Bekleidungshersteller Gap mit seinen Zahlen an der Reihe.

Das Forschungsinstitut Conference Board veröffentlicht seinen Index zum Verbrauchervertrauen am Dienstag. Volkswirte erwarten hier für Februar einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vormonat. Am Freitag präsentiert die Universität Michigan dann ihre endgültigen Daten zum Verbrauchervertrauen für Februar. Auch hier gehen die Prognosen von einem Rückgang zum Januar aus.

Was die Entwicklung in den nächsten Tagen angeht, zeigten sich Marktbeobachter aber zuversichtlich: Grundsätzlich sei die Stimmung gut, sagte etwa Steve Goldman von Weeden & Co. Zu einem Kursaufschwung könnten Schwergewichte wie der Computerhersteller Dell oder der weltgrößte Versicherer American International Group beitragen; auch diese Konzerne legen ihre Quartalszahlen vor.

© SZ vom 26.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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