Ausblick auf die Finanzmärkte:Ringen um 6000 Punkte

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Analysten befürchten im Falle einer Zinserhöhung der EZB Verluste beim Dax. Der Dow Jones ist dagegen auf Rekordkurs.

Der Dax wird nach Einschätzung von Börsianern auch in dieser Woche mit der 6000-Punkte-Marke ringen. Die Entwicklung des deutschen Leitindex hänge weiter entscheidend von den Zinsaussichten für die Eurozone und die USA ab. "Zum Wochenauftakt wird sich der Dax noch über 6000 Punkten bewegen, aber ob das bis zum Ende der Woche anhält, darauf möchte ich nicht schwören", sagte Hans-Jörg Naumer von der Fondsgesellschaft Dit der Nachrichtenagentur Reuters.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat die Finanzmärkte bereits auf den nächsten Zinsschritt vorbereitet. (Foto: Foto: dpa)

Leitindex schoss über 6000 Punkte

In der zurückliegenden Woche legte der deutsche Leitindex unter dem Strich rund 2,06 Prozent zu und schloss knapp über der psychologisch wichtigen 6000-Punkte-Marke bei 6004,33 Zählern. Der MDax legte 3,63 Prozent auf 8546,81 Punkte zu. Am deutlichsten verbesserte sich der TecDax um 5,72 Prozent auf 663,28 Zähler.

Besonderes Augenmerk richten die Anleger auf die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag und die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag (Text oben). Eine Zinserhöhung der EZB um 25 Basispunkte auf dann 3,25 Prozent gilt an den Finanzmärkten als sicher. Allerdings könnten die Notenbanker durch eine Betonung der Inflationsrisiken den Spekulationen auf weiter steigende Zinsen neue Nahrung geben und dadurch die Aktienmärkte belasten, betonte Marktstratege Markus Reinwand von Helaba Trust.

"Sehr gutes drittes Quartal"

Zuversichtlich für die Entwicklung des Aktienmarktes stimmt Aktienexperten der Kursverlauf im September, der entgegen der Tradition nach oben zeigte. "Wir hatten ein sehr gutes drittes Quartal und eine sehr entspannte Haltung bei den Anlegern", sagte Reinwand. Im Schnitt der vergangenen 40 Jahre hat der Dax im September 2,3 Prozent verloren. Im ablaufenden Monat verbuchte er dagegen ein Plus von rund drei Prozent.

Auf Unternehmensseite dürfte es nächste Woche eher ruhig werden, da die Berichtssaison noch auf sich warten lässt. Mehr Bewegung ist in den Reihen der Börsenkandidaten zu erwarten, wo zwei Unternehmen für eine Erstnotiz anstehen. Für Mittwoch plant die Hamburger GWB Immobilien ihre Erstnotiz im stark regulierten Prime Standard.

Die auf Bau, Vermietung, Verwaltung und Verkauf von Einkaufszentren und Fachmärkten spezialisierte Immobilienfirma platziert 1,4 Millionen Aktien zu je 12,50 Euro fast ausschließlich bei Finanzinvestoren. Am Freitag ist das Börsendebüt des Frankfurter Finanzdienstleisters CFI Fairpay geplant. Interessenten können noch bis Montag maximal 287 500 Papiere zeichnen. CFI will sich insgesamt 11,5 Millionen Euro von der Börse holen, die in den Ausbau des Geschäfts gesteckt werden sollen.

Die Anleger an der Wall Street werden in dieser Woche gespannt beobachten, ob es dem Leitindex Dow Jones gelingen wird, nachhaltig sein in der vergangenen Woche erreichtes Allzeithoch zu überschreiten.

Dow Jones überflügelte kurzzeitig Rekord von Januar 2000

Am Donnerstag hatte der Dow mit zwischenzeitlich 11 728 Punkten kurzzeitig seinen im Januar 2000 registrierten Rekord-Schlusskurs überflügelt. "Interessanterweise deuten alle unsere technischen Signale nach oben", sagt der Analyst Bruce Zaro von der Beratungsfirma Delta Global Advisors. "Es sieht immer noch so aus, als ob die Richtung aufwärts sei."

In der vergangenen Woche verbesserte sich der Dow Jones insgesamt um 1,49 Prozent auf 11 679,07 Zähler. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss mit einem Zuwachs von 1,60 Prozent auf 1335,85 Zähler, der Technologie-Index Nasdaq gewann 1,78 Prozent auf 2258,43 Punkte. Der jüngste unruhige Verlauf des Dow Jones deutet Analysten zufolge darauf hin, dass der Index seine Grenzen noch testet. Um dauerhaft über das Allzeithoch zu steigen, bedürfe es noch einiger Arbeit, sagten die Experten.

Es fehlt an Impulsen von Unternehmensseite

Anfang der Woche fehlt es zunächst an Impulsen von Unternehmensseite und der Makroökonomie, daher dürfte der Ölpreis die meiste Aufmerksamkeit erfahren. Am Freitag hielt sich der Preis je Barrel US-Leichtöl unter 63 Dollar und damit 20 Prozent niedriger als bei seinem Rekordstand im Juli.

Zum Wochenausklang könnte die US-Regierung mit der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts für den Monat September Einfluss auf die Dow-Entwicklung geben. Von Reuters befragte Analysten rechnen damit, dass die Arbeitslosenquote unverändert bleibt bei 4,7 Prozent. "Die interessante Frage ist, was mit den Löhnen passiert und der Lohninflation", sagte Analyst Wolfson.

(SZ vom 2.10.2006)

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