Ausblick auf die Finanzmärkte:Hoffen auf den goldenen Herbst

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Die zunehmende Konsumfreude und die sinkenden Ölpreise beflügeln die Aktienkurse.

Kurz vor Toreschluss hat es der Dax geschafft: Am Freitag kletterte der deutsche Leitindex bis 17 Uhr um 0,22 Prozent auf 6173,68 Zähler und erreichte ein Fünfjahreshoch. Der Anstieg könnte weitergehen. "Der goldene Oktober steht am Aktienmarkt bevor", schreiben die Analysten der DZ Bank.

Zumindest liege dies nahe, wenn der Dax so stark wächst, wie in Jahresschlussquartalen üblich. "Im Zeitraum Anfang Oktober bis Ende Dezember gewann der Dax seit 1987 durchschnittlich 5,2 Prozent an Wert."

Gemischte Bilanz

Vergangene Woche blieb die Bilanz gemischt: Der TecDax kletterte um 0,39 Prozent auf 677,71 Prozent, der MDax gab nach: um 0,4 Prozent auf 8663,14 Zähler. Quartalszahlen werden diese Woche kaum Impulse geben: Von den Dax-30-Unternehmen legt nur SAP am Donnerstag Zahlen vor.

Darüber hinaus rückt die Chemiebranche in den Fokus. Die Berichte der europäischen Konkurrenten Akzo Nobel am Mittwoch und Syngenta am Freitag dürften mit Blick auf BASF und Bayer interessant sein.

Erhöhte Konsumfreude, gesunkene Ölpreise

Die Stimmung an den Finanzmärkten dürften neben der erhöhten Konsumfreude auch die gesunkenen Ölpreise heben: "Das sind komfortable Rahmenbedingungen und Wohlfühlfaktoren für institutionelle Anleger und Analysten", sagte Andreas Scheuerle von der DekaBank. Am Dienstag legt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) das Konjunkturbarometer vor.

Im September war der Indikator - ermittelt durch eine Umfrage bei etwa 300 Finanzmarktexperten - auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar 1999 gerutscht. Von Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem leichten Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen und der Einschätzung der aktuellen Lage.

Die Woche startet außerdem mit dem Börsengang des Biospritherstellers Verbio; dessen Aktien kommen zu 14,50 Euro aufs Parkett. Damit platziert das Unternehmen 263,9 Millionen Euro.

Sehr genau werden die Händler an der New Yorker Wall Street diese Woche auf den Dow Jones achten. Der US-Leitindex könnte zum ersten Mal in der 110-jährigen Geschichte die Marke von 12.000 Punkten knacken.

Außerdem erwarten die Anleger einige entscheidende Firmenberichte zum dritten Quartal, 93 Firmen aus den S&P-500-Unternehmnen legen Ergebnisse vor. Dazu gehören die im Dow Jones notierten Intel und Citigroup sowie die Finanzkonzerne Merrill Lynch und Bank of America. Die als Indikator für die Technologie-Branche geltenden Firmen Apple, Google, Yahoo und IBM veröffentlichen ebenfalls Zahlen wie Caterpillar, 3M und Honeywell.

Anhaltender Inflationsdruck könnte Wirtschaft verlangsamen

Bereits in den vergangenen zwei Wochen war der Dow-Jones-Index auf Rekordstände geklettert. Die Kursralley stoppen könnten aber Prognosen, dass sich die amerikanische Wirtschaft bei anhaltendem Inflationsdruck zu rasch verlangsamt. Daher werden die Anleger die Wirtschaftsdaten auf Hinweise zur Inflation durchforsten, die im Verlauf der Woche veröffentlicht werden.

Der jüngste Rückgang der Ölpreise galt mit als Auslöser für den Anstieg der Indizes, sodass ein neuerlicher Anstieg den 12.000-Punkte-Rekord ebenfalls verhindern könnte. Höhere Ölpreise wirken sich in der Regel negativ auf den Aktienmarkt aus, da sie die Energiekosten in die Höhe treiben.

Anleger langen bei Ölkonzernen kräftig zu

Am Freitag allerdings profitierten die Aktien vom erneuten Ölpreisanstieg, weil die Anleger bei Ölkonzernen wie ExxonMobil kräftig zulangten. In der vergangenen Woche stieg der Dow-Jones-Index um 0,9 Prozent auf den Rekordwert von 11.960,51 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte um 1,2 Prozent auf 1365,62 Zähler und die Technologie-Börse Nasdaq um 2,5 Prozent auf 2357,29 Punkte zu.

Auch der von Nordkorea verkündete Atomtest konnte die Stimmung auf dem Parkett nicht nachhaltig trüben. "Der Markt hat Rückenwind", sagte Robert Lutts von Cabot Money Management. "Die Investoren wollen die 12.000 Punkte."

Keine großen Überraschungen erwartet

Zurückhaltender zeigte sich Analyst Barry Hyman von EKN Financial Services. Erst müsse man sehen, wie die Bilanzsaison verlaufe. Er erwarte keine großen Überraschungen. Matthew Smith von Smith Affiliated Capital interessiert sich insbesondere für die Geschäftsprognosen, die mit den Bilanzen einhergehen.

"Jeder weiß, was die Gewinne im Quartal sind", sagte Smith. "Die echte Frage ist, was die Ausblicke zu bieten haben." Bei den Wirtschaftsdaten richtet sich das Augenmerk am Dienstag auf den Erzeugerpreis-Index und die Industrieproduktion, gefolgt am Mittwoch vom Index der Verbraucherpreise.

© SZ vom 16.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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