Ausblick auf die Finanzmärkte:Die Kursschwankungen lassen nach

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Mit dem Ende der Berichtssaison steht in dieser Woche wieder die Konjunktur im Mittelpunkt. Experten bezweifeln eine Fortsetzung der Sommer-Rally in den USA.

Nach den kräftigen Kursgewinnen des Deutschen Aktienindex in der vergangenen Woche werden sich die Anleger in dieser Woche mit Käufen zurückhalten.

Der Dax muss Kräfte sammeln für die Marke 6000 Punkte. (Foto: Foto: ddp)

"Nachdem zuletzt viele gute Nachrichten dem Markt nach oben geholfen haben, dürften die Anleger eher das Haar in der Suppe suchen", erwartet Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Fondsgesellschaft Dit. Positiv sei, dass die Kursschwankungen wieder geringer geworden seien. "Der Markt hat sich wieder etwas beruhigt."

Dax im Aufschwung

Der Rückgang des Ölpreises, die Waffenruhe im Nahen Osten und die Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten haben auch dem Dax in der vergangenen Woche ein Plus von 3,35 Prozent auf 5817,02 Punkte beschert. Der MDax legte um 3,58 Prozent auf 8130,86 Zähler zu. Am kräftigsten holte der TecDax auf, der 5,26 Prozent auf 660,53 Punkte gewann.

Der Ölpreis fiel deutlich, unter anderem wegen des vorläufigen Endes der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz. Zeitweise lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund sieben Dollar unter dem jüngsten Rekordhoch von mehr als 78 Dollar.

Zufriedenheit mit abgelaufener Berichtssaison

Michael Köhler von der Landesbank Rheinland-Pfalz rechnet damit, dass sich der Dax zunächst weiter auf seinem jetzigen Niveau bewegen wird. "Um die Marke von 6000 Punkten nehmen zu können, muss der Dax erst noch etwas Kraft sammeln." Mit der so gut wie abgelaufenen Berichtssaison in Deutschland zeigten sich Aktienstrategen zufrieden.

"Es gab gute Zahlen, das wurde verarbeitet, es gab aber auch ein paar Ergebnisse, die nicht besonders gut waren", so Krampen. In dieser Woche stehen Zwischenergebnisse aus der zweiten und dritten Reihe an. So veröffentlichten die Börsenneulinge Wacker Chemie und Bauer ihre Halbjahreszahlen.

Im Mittelpunkt des Geschehens dürften vor allem der Konjunkturindex des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag und der Ifo-Geschäftsklimaindex am Donnerstag stehen. "Der ZEW- und der Ifo-Index dürften nicht ganz so gut ausfallen und das könnte den Dax in Schwierigkeiten bringen", erwartet Marktstratege Bernd Krampen von der NordLB.

Ähnlich positiv sieht die Prognose für die US-Börsen aus. Der Rückgang des Ölpreises, die Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in den USA und der Waffenstillstand in Nahost haben die Börsen in den Vereinigten Staaten in der vergangenen Woche unterstützt. Der Dow Jones stieg um 2,65 Prozent auf 1138,47 Punkte. Der Standard & Poor's 500 gewann 2,81 Prozent auf 1302,30 Zähler und der technologieorientierte Nasdaq-Index 5,16 Prozent auf 2163,95 Punkte.

Gute Inflationsdaten

Da die Berichtssaison der Firmen weit gehend abgeschlossen ist, steht in dieser Woche die Konjunktur wieder im Fokus. Zwar fiel der in der vergangenen Woche von der Universität Michigan monatlich erstellte Vertrauensindex im August schlechter aus als erwartet. Dafür kamen aber positive Inflationsdaten. "Die Inflationsdaten haben der Börse psychologisch einen Schub nach oben versetzt", sagte Jack Ablin, Chefstratege für Anlagen bei der Bank Harris Private Bank, am Wochenende. Er und viele seiner Kollegen sind aber nicht überzeugt davon, dass die Rally genügend Schwung hat, um den Sommer zu überdauern.

Ablin: "Der Fed mag sich mit weiteren Zinserhöhungen zurückhalten, doch das ist nicht genug." Ob die Zinsen den Gipfel erreicht haben, weiß niemand einzuschätzen, nicht einmal die Zentralbanker in Washington. Konjunktur und Geldpolitik befänden sich an einem Wendepunkt, beurteilte der Präsident der regionalen Notenbank in Dallas, Richard Fisher, die Lage.

Ölmarkt und Konjunkturdaten

Ablin weist darauf hin, dass der Aktienmarkt nach dem Erreichen eines Zinsgipfels traditionell unter Verkaufsdruck kommt. Dieser Zustand halte solange an, bis es Hinweise auf künftige Zinssenkungen gäbe. Vor Oktober oder November, wenn überhaupt, sei damit nicht zu rechnen, erläutert Ablin.

Die Investoren dürften sich in dieser Woche verstärkt der Entwicklung am Ölmarkt und den neuen Konjunkturdaten zuwenden. Ein möglicher Hinweis auf die Abkühlung der Konjunktur könnten die am Mittwoch und Donnerstag anstehenden Zahlen über die Verkäufe gebrauchter und neuer Wohnhäuser im Juli liefern. In beiden Fällen rechnen Marktbeobachter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einer rückläufigen Entwicklung. Der boomende Wohnungsmarkt gilt als eine der Hauptursachen der Börsenhausse.

© SZ vom 21.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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