Aufwärtstrend ungebrochen:Stimmungsdämpfer nicht in Sicht

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Die Börsen steuern nach Meinung von Experten auf einen Endspurt zu. Auch für Deutschland erwarten die Analysten einen Dax auf Jahreshoch.

Die jüngste Korrektur an den Aktienmärkten hat den Aufschwung nach Meinung von Aktienstrategen nur kurzfristig gebremst. Analysten gehen von einem weiteren Anstieg bis zum Jahresende aus.

Der Dax könnte nochmals an der 6500-Punkte - Marke kratzen. (Foto: Foto: ddp)

"Es ist wahrscheinlich, dass der Dax die Marke von 6500 nochmals testet", sagt Aktienstratege Christian Kahler von der DZ Bank. Die LandesBank Berlin (LBB) hält sogar Kurse von bis zu 6600 Punkten für möglich. Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Deutschland und die Hoffnung auf eine weiche Landung der US-Konjunktur dürfte die Bären in Winterruhe schicken, glaubt Analyst Frank Schallenberger.

Der Dax hat in den vergangenen Handelstagen seine Kursverluste von Ende November - als er wegen des starken Euro-Kurses von knapp 6500 Punkte auf 6200 Zähler abrutschte - fast wett gemacht. Alle drei wichtigen deutschen Indizes hatten in der vergangenen Woche erneut zugelegt, vor allem der wichtigste deutsche Aktienindex Dax.

Alle Indizes im Plus

Er schloss die Woche mit einem Plus von 2,98 Prozent auf 6427 Punkte bei einem Wochenhoch ab. Der Mittelwerteindex MDax gewann in der zurückliegenden Woche 2,28 Prozent auf 9009 Punkte, ebenfalls höchster Wert der Vorwoche. Der Technologiewerteindex TecDax legte 1,74 Prozent auf 705 Punkte zu.

"Am Aktienmarkt hat sich doch zunehmend die Einschätzung durchgesetzt, dass die deutschen Unternehmen auch mit einem schwächeren Dollar leben können", sagte Kai Stefani, Analyst bei der zur Allianz gehörenden Fondsgesellschaft Dit.

Mit Spannung warten Börsianer auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Dienstag. Experten rechnen damit, dass die Fed die Zinsen unverändert lässt. Volkswirte hoffen, dass die Aussagen von Notenbankchef Ben Bernanke Aufschluss über die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik geben. Von Unternehmensseite erwarten Analysten keine negativen Einflüsse.

Börsendebüt von Symrise

Am Montag gibt der Duft- und Geschmackstoff-Hersteller Symrise sein mit Spannung erwartetes Börsendebüt. Die Erstnotiz ist bislang die größte in diesem Jahr in Deutschland. Das Ausgabevolumen beträgt rund 1,4 Milliarden Euro.

Am Dienstag richtet sich der Blick der Anleger nach Luxemburg. Dort beginnt vor dem Europäischen Gerichtshof die mündliche Verhandlung um eine mögliche Abschaffung des Volkswagen-Gesetzes. Es begrenzt den Stimmrechtsanteil jedes Aktionärs auf maximal 20 Prozent und sichert dem mit 20,8 Prozent beteiligten Land Niedersachsen so bisher eine Sperrminorität. Von einer Abschaffung würde vor allem der Sportwagenbauer Porsche profitieren, der 27,4 Prozent an Volkswagen hält und seinen Anteil auf 29,9 Prozent aufstocken will. Mit einem Urteil wird frühestens im kommenden Jahr gerechnet.

Der Kassen- und Automatenhersteller Wincor Nixdorf stellt am Mittwoch seinen Jahresbericht vor. Es wird der letzte große Auftritt für Karl-Heinz Stiller in der Rolle des Vorstandsvorsitzenden - seine Nachfolge tritt Eckard Heidloff an. Wincor Nixdorf will Anleger an den hohen Gewinnen des Geschäftsjahrs 2005/ 06 beteiligen. Geplant ist eine Erhöhung der Dividende je Aktie auf 2,80 Euro.

Im Vorjahr hatte der Hersteller von Geldautomaten 2,10 Euro ausgeschüttet. Außerdem plant der Konzern einen Aktiensplit. Anleger erhalten für jedes alte Papier ein neues dazu. Mit dieser Maßnahme verfolgt die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge das Ziel, einen anlegerfreundlicheren Aktienkurs zu erreichen, der den Handel mit Wincor-Nixdorf-Aktien erleichtert.

Sorgen um US-Wirtschaft

Auch wenn die Grundtendenz nach oben zeigt: "Die nächsten Wochen dürften volatiler verlaufen", heißt es bei den Analysten der LBB. Denn die Risikowahrnehmung habe bei den Marktteilnehmern zugenommen, teilen die Aktienstrategen mit. Die größte Sorge bereitet Börsianern die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft, sagen die Strategen.

Auch der zuletzt über 60 US-Dollar gestiegene Ölpreis könne wieder stärkere Beachtung finden. "In der Eurozone haben die Investoren zusätzlich den festen Euro auf dem Radarschirm, der bei weiteren Steigerungen durchaus für Korrekturpotenzial sorgen könnte."

Hoffen auf das Weihnachtsgeschäft

New York - Die US-Aktien haben die vergangene Woche zwar mit Kursgewinnen abgeschlossen - doch das Blatt könnte sich nach Einschätzung von Analysten schnell drehen, falls die Konjunkturdaten schwächer ausfallen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss die Woche mit einem Plus von 0,93 Prozent auf 12.307 Punkte ab. Der breiter gefasste S&P-500-Index stieg um 0,94 Prozent auf 1409 Zähler. Der Index der Technologie-Börse Nasdaq lag mit 2437 Punkten ebenfalls ein Prozent im Plus.

Kurz vor Weihnachten erwarten Investoren neue Signale zum Konsumverhalten der US-Bürger. Am Freitag legt das US-Arbeitsministerium zudem die Inflationsdaten für November vor. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Aktienkurse sei, dass die Teuerungsrate niedrig genug bleibe, um die Konsumfreude der Amerikaner nicht abzuwürgen und so die Wirtschaft am Laufen zu halten, sagen Experten.

Schwache Konjunkturzahlen

Abgesehen von den Arbeitsmarktdaten vom Freitag waren die Konjunkturzahlen in den vergangenen Wochen hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. Am Dienstag stehen nun die nächsten Zahlen zum Verbrauchervertrauen an. Experten erwarten daraus Rückschlüsse auf das laufende Weihnachtsgeschäft. "Die Einzelhändler warten elf Monate lang auf Dezember", sagte Neil Wolfson von Wilmington Trust. Es sehe im Moment etwas schlechter aus, aber nicht kritisch für die Einzelhändler.

Auch von Unternehmensseite sind wieder Nachrichten zu erwarten. So legen die Einzelhändler Best Buy am Dienstag und Costco am Donnerstag Geschäftszahlen vor. Auch die Ergebnisse des Softwarekonzerns Adobe Systems stehen am Donnerstag an. Mit Spannung werden zudem die Ergebnisse der Investmentbanken Goldman Sachs am Dienstag und Bear Stearns sowie Lehman Brothers am Donnerstag erwartet.

Die zahlreichen Übernahmen sowie der Höhenflug der US-Börsen haben das Geschäft der Institute kräftig angekurbelt. "Es wird interessant sein, den Jungs an der Wall Street beim Geldverdienen zuzusehen, und sie verdienen viel Geld", sagte Tim Hartzell von Kanaly Trust. Wichtiger dürften jedoch die Hinweise auf den weiteren Fortschritt der Quartalssaison sein.

© SZ vom 11.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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