Architektouren 2007:Bayerns beste Bauten

Lesezeit: 2 min

Offene Türen, offene Fragen, offener Wettbewerb: Bei den Architektouren Ende Juni gibt es wieder Tipps und Ideen.

Oliver Herwig

Ein Klassiker geht in die nächste Runde. Am 23. und 24.Juni zeigen die Architektouren zum zwölften Mal gutes Bauen in Bayern. 133 Häuser und Einrichtungen sind zu besichtigen, das Spektrum reicht vom Anbau über den Sportpark bis zur ganzen Wohnanlage und vom Umbau über das sanierte historische Haus bis zur öffentlichen Parkanlage und zum Finanzamt.

Mehrfamilienhaus in Planegg von Reinhard Moosmang (Foto: Foto: Sebastian Arlt)

Die Architektouren finden gleichzeitig in allen bayerischen Regionen statt und bieten so manches Schmankerl, etwa die zum Museum umgebaute Kapelle von Gerolzhofen und Kuriositäten wie die Schnapsbrennerei in Freihung-Elbart.

Viele Häuser sind nur an diesem Wochenende zu besichtigen. Alle Bürger sind eingeladen, einen Blick in Schulen, sanierte Klöster und Akademien zu werfen.

1000 Besucher trotz Hitze und WM

Höhepunkte aber dürften wieder die zahlreichen Einfamilienhäuser werden, die Anregungen bieten für alle Häuslebauer. Vor Ort berichten Bauherren und Architekten über ihre Erfahrungen.

Die Architektouren erfreuen sich steigender Beliebtheit. Vergangenes Jahr kamen 1000 Besucher, trotz Hitzewelle und nervenaufreibender Fußball-Weltmeisterschaft - ein Plus von zehn Prozent.

242 Projekte waren 2006 zu sehen, so viele wie nie zuvor. Heuer wählte der Beirat aus Architekten, Innen- und Landschaftsarchitekten sowie einer Fachjournalistin wohl besonders kritisch aus. Lediglich 133 Objekte haben es in die Auswahl geschafft, obwohl nur minimal weniger eingereicht wurden als 2006.

Neue Bescheidenheit

Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer, spricht von einer "Leistungsschau bayerischer Architektur". Die Architektouren zeigen gelebte Baukultur. Das Schlagwort meint nicht nur spektakuläre Museen, die manchmal weit vom Alltag entfernt scheinen.

Baukultur lebt von einer breiten Basis: Sie hat mit Heimat zu tun und buchstabiert sich plötzlich wie Dachausbau, Doppelhaushälfte oder Dorfplatz. Viele Einzellösungen entfalten ihren Reiz daher erst auf den zweiten Blick. Eine neue Bescheidenheit spricht aus vielen Häusern zwischen Spessart und Karwendel. Diese kommt gut in Zeiten, in denen das Außergewöhnliche zur Norm aufgestiegen ist.

Häuser sind immer Teil des Ganzen, einer Straße, eines Dorfes, einer Landschaft. Auch das machen die Architektouren klar, die Häuslebauer, Architekten und Nachbarn zusammenbringen. Es geht um konkrete Fragen und Antworten, um Baukosten, Materialien und den einen oder anderen Trick, einen Traum zu verwirklichen.

Instandsetzung und Umgestaltung der Kapelle St. Johannis als Museum "Kunst und Geist der Gotik" in Gerolzhofen; von Dag Schröder (Foto: Foto: Dag Schröder)

Das Gespräch vor Ort ist das Erfolgsgeheimnis der Veranstaltung in ihrem zwölften Jahr. Nebenbei bilden die Architektouren die wohl beste Werbung für individuelles Bauen. Gestaltung öffnet Mehrwert, der über Kosteneffizienz hinausgeht und von dem auch künftige Generationen zehren können. Schließlich geht es auch um die Frage: Was hinterlassen wir - außer Infrastruktur in einem Land, dessen Landschaften und Städte als Touristenziel gelten?

Eine Neuerung bieten die diesjährigen Architektouren. Alle Objekte sind erstmals in einer Online-Datenbank abrufbar. Dort lassen sich unter den Stichworten Einfamilienhaus und Architektennamen, nach Gebäudetypen wie Schulen und sowie nach Orten, Postleitzahlen ganz eigene Architektouren zusammenstellen und planen.

Bis zum Herbst sollen zudem die letzten drei Jahrgänge, später alle Architektouren von 2001 an online sein. Wer alles gerne schwarz auf weiß hat oder spontan zu einer Besichtigung aufbrechen will, kann auf das kostenlose Büchlein "Architektouren 2007" zurückgreifen. Zudem tourt eine Ausstellung mit allen Projekten durch Bayern.

In Nürnberg und Würzburg gibt es Bustouren zu den einzelnen Projekten, in Würzburg ein Architekturcafé, und in Marktredwitz ist eine begleitende Ausstellung zu sehen. Alle Termine sowie die Abfahrtszeiten der Busse versammelt die Homepage der Bayerischen Architektenkammer.

© SZ vom 13. 6. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: