Analyse:Wende auf dem Wohnungsmarkt

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Die Landesbausparkassen stellen ein zunehmendes Interesse an gebrauchten Immobilien fest. Die Preise werden vermutlich steigen.

Von Steffen Uhlmann

Für gebrauchte Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen müssen die Deutschen künftig tiefer in die Tasche greifen. "Die Nachfrage nimmt spürbar zu und die Preise für Gebrauchtimmobilien werden ab 2008 deutlich anziehen", erklärte Ludwig Hamm, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen (LBS), bei Vorlage der aktuellen Wohnungsmarktanalyse seines Verbandes.

Wiesbaden - hier das Kurhaus nächtens - ist für Immobilieninteressenten derzeit die teuerste Stadt Deutschlands. (Foto: Foto: iStock)

Zehn Jahre lang habe die Branche auf eine wirtschaftliche Erholung gewartet. Während in anderen Ländern die Preise um bis zu 100 Prozent gestiegen seien, hätten die deutschen Haus- und Wohnungsbesitzer in dieser Zeit kaum Wertsteigerungen erzielen können.

"Mittlerweile sind wir bei den Hauspreisen vom Rang des Europameisters ans Tabellenende gerutscht", sagte Hamm. Jetzt aber sei die Trendwende da. Eine steigende Zahl an Haushalten und wachsende Flächen- und Wohnansprüche haben die Nachfrage deutlich belebt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wachse die Zuversicht der Konsumenten, die sich nun mehr und mehr mit dem Thema "Wohnen in den eigenen vier Wänden" beschäftigten, zumal das Zinsniveau trotz Steigerungen noch immer außerordentlich günstig sei und sich die selbstgenutzte Immobilie als Altersvorsorge großer Beliebtheit erfreue.

Wiesbaden besonders teuer

Die LBS-Daten bestätigen aber weiterhin enorme Unterschiede bei den Preisen. Höherer Wohlstand, höhere Preise - so laute nach wie vor die Faustformel, sagte Hamm. In den wirtschaftlich starken Zentren im Süden lägen die Preise teilweise um ein Vielfaches höher als im Norden und Osten des Landes.

An der Spitze bei den gebrauchten frei stehenden Einfamilienhäusern rangiere die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden mit 800.000 Euro für das typische Bestandsobjekt, gefolgt von München mit 650.000 Euro, Konstanz (580.000 Euro) sowie Heidelberg (530.000 Euro). Annähernd eine halbe Million Euro müssten Hauskäufer in Essen, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf bezahlen.

Im Gegensatz dazu habe Bremen nur ein Preisniveau von 220.000 Euro. In einigen ostdeutschen Städten wie Halle oder Gera könne man Häuser schon für 130.000 Euro erwerben. Ähnliche Relationen bei steigender Nachfrage verzeichnet die LBS auch bei gebrauchten Reihenhäusern und Eigentumswohnungen.

Neue Eigentumswohnungen seien vor allem in Ballungsräumen und touristischen Zentren begehrt, sagte Hamm. Unverändert an der Spitze liege dabei Garmisch-Partenkirchen mit einem Quadratmeterpreis von 3250 Euro, gefolgt von Starnberg mit 3150 Euro bzw. München, wo der Quadratmeterpreis bei 3000 Euro liege.

Noch keine Erholung sieht der LBS-Chef bei der Neubautätigkeit. Die Schere zwischen steigender Nachfrage und abnehmendem Neubauangebot öffne sich derzeit weiter, weil die Baugenehmigungszahlen 2007 mit knapp 200.000 Einheiten auf einen "absoluten Tiefstand" zusteuerten. Dabei liege der Bedarf schon jetzt mindestens 50 Prozent höher. "2008 ziehen auch in diesem Segment die Preise spürbar an", prophezeit Hamm. "Die Zeiten, da Kaufinteressenten gelassen abwarten konnten, sind vorbei."

© SZ vom 30. 5. 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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