Altersgerecht planen:Schöner wohnen im Alter

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Viele Menschen planen voraus und wollen sich wohnlich rüsten. Wird aber primär barrierefrei geplant, kommt jedoch leicht Krankenhausatmosphäre auf.

Viele Menschen über 50 denken bereits ans Alter und wollen sich wohnlich dafür rüsten. Die Bereitschaft zum Umzug ist recht groß, ergab eine Studie des Forschungsinstituts empirica im Auftrag der Landesbausparkassen.

Besonders flexibel sind demnach die 50- bis 60-Jährigen, von denen fast jeder Vierte (rund 23 Prozent) noch einmal umziehen will.

Im Alter zwischen 60 und 70 möchten sich immerhin noch 15 Prozent den Wohnbedürfnissen des Alters entsprechend verändern.

Kurz vor dem Ruhestand bauen viele noch ein neues Haus. "Schon heute ist etwa jeder fünfte Bauherr eines Fertighauses über 50 Jahre alt", sagt Ursula Geismann vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef bei Bonn. Beliebt seien bei dieser Zielgruppe altersgerechte Häuser für die "Generation 50 plus".

Diese Hauskonzepte hätten nicht den klassischen Grundriss mit zwei Kinderzimmern, sondern seien auf das Leben zu zweit zugeschnitten.

"Einige Haushersteller haben fertige Konzepte im Angebot, die jedoch individuell auf die Bauherren abgestimmt werden." "Komfortable Ausstattung, eine altersgerechte Raumaufteilung und vor allem ein attraktives Grundstück werden von Bauwilligen der "Generation 50 plus" als wichtigste Aspekte beim Bau eines neuen Hauses genannt", sagt André Janssen vom Fertighaushersteller Kampa-Haus in Minden, das ein solches Konzept anbietet.

Gefragt seien Wohnen auf einer Ebene, offene Küchen- und Wohnbereiche, getrennte Schlafzimmer, großzügige Bäder und hochwertige Elektronik und Klimatechnik.

"Viele solcher Architekturentwürfe verzichten bewusst auf Treppen", erläutert Geismann. In anderen seien die Treppen so großzügig angelegt, dass später ein Treppenlift nachgerüstet werden kann. Die Bäder seien meist mit bodengleichen Duschkabinen oder Badewannen ausgestattet und die Türen so breit, dass auch Rollstühle hindurch passen.

"Wer bereits in jungen Jahren an das Wohnen im Alter denkt und barrierefrei baut, vermeidet spätere Umbauten oder einen Umzug", sagt Rolf Lemke vom Unternehmen Okal in Simmern (Rheinland-Pfalz). Für die "Generation 50 plus" hat der Haushersteller unter anderem ein Konzept mit abgeschlossenem Gästebereich mit eigenem Bad, Flur und Schlafzimmer entwickelt. Dieser Bereich kann später auch von Pflegepersonal oder Familienangehörigen genutzt werden.

Der Hamburger Architekt Holger Reiners warnt allerdings vor vermeintlichem Perfektionismus: "Ein Haus muss nicht im Vorhinein so ausgestattet werden, dass es bereits für alle nur denkbaren Behinderungen gerüstet ist." Wird ein Haus primär nach dem Grundsatz des barrierefreien Wohnens geplant, komme leicht Krankenhausatmosphäre auf.

Zum Zeitpunkt des Bauens noch längst nicht benötigte Hilfsmittel erinnerten ständig an den drohenden Verfall und mögliche Einschränkungen im Alter. Er empfindet solche Hauskonzepte, die allein auf die technische Anpassung abgestimmt sind, deshalb als zynisch - und nicht immer nötig: "Nicht jeder, der alt wird, kann keine Treppen mehr steigen oder benötigt zwangsläufig Haltegriffe."

"Bei Wohnkonzepten für ältere Menschen muss die soziale Komponente berücksichtigt werden", sagt Marion Gühring vom Internet-Forum www.neue-wohnformen.de, das sich an Senioren richtet. Wer mit anderen zusammen wohnt, erhalte Anregungen und neue Impulse. Dies könne geistigem Abbau vorbeugen.

Um im Alter nicht allein zu sein, bieten sich verschiedene Wohnformen an. Projekte, bei denen alte Menschen in Wohngemeinschaften zusammenleben, funktionierten oft recht gut. Der Weg in solch eine Gemeinschaft sei aber recht steinig, da die richtigen Partner gefunden werden und auch die Finanzen stimmen müssen.

"Nicht jeder ist allerdings geeignet, in einer Wohngemeinschaft zu wohnen", räumt Gühring ein. Eine Alternative sei ein Haus mit mehreren Generationen unter einem Dach - etwa mit Einliegerwohnung, erklärt Geismann. "Es gibt aber auch Varianten, bei denen das Haus der Älteren mit dem der Jüngeren mit einer Brücke verbunden ist."

© dpa - Stephanie Hoenig - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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