Alphatiere unter den Heuschrecken:Fressen statt gefressen werden

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Steve Schwarzman und Henry Kravis sind die schillernden Bosse der Finanzinvestoren Blackstone und KKR. Die Widersacher liefern sich ein packendes Duell um den Spitzenplatz in der Branche.

Moritz Jäger

Stephen "Steve" A. Schwarzman und Henry R. Kravis gelten als derzeit größte Widersacher an der Wall Street. Oft genug kommt es zwischen ihnen zu dramatischen Showdowns. Und fast immer geht einer leer aus - selten aber beide.

Stephen A. Schwarzman (links) und Henry R. Kravis von Blackstone und KKR. (Foto: Fotos: Blackstone, KKR)

Ihre Firmen Blackstone und KKR sind die derzeit prominentesten und erfolgreichsten Vertreter der Beteiligungsbranche. Sie kaufen Anteile an Unternehmen mit Wachstumspotenzial oder Restrukturierungsbedarf. Später werden sie gewinnbringend wieder verkauft - zur Not in Einzelteilen.

Blackstone und Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) liefern sich zuweilen dramatische Bieterduelle im Zuge dieser Firmenübernahmen. Oft wendet sich das Blatt noch kurz vor Auktionsende zugunsten des jeweiligen Rivalen.

Vielleicht, weil sich die Chefs gegenseitig so gut kennen. Denn die Patriarchen beider Gesellschaften haben einige Gemeinsamkeiten.

Wer bekommt den Kuchen? Wem bleiben die Krümel?

Beide sammelten ihre ersten Erfahrungen als Investmentbanker in New York, wo sie rasch Karriere machten. 1976, nur vier Jahre nach seinem Abschluss an der Columbia University, rief Kravis mit zwei Partnern KKR ins Leben.

Schwarzman, mit 31 bereits Managing Director bei der Investmentbank Lehman Brothers, machte es Kravis nach und gründete im Jahr 1985 Blackstone.

Doch worauf beruht ihr Erfolg? Kravis gibt sich als lebenslanger Lerner. Wenn ihn ein Unternehmen oder eine Branche näher interessiert, schichtet er sein Portfolio kurzerhand um, ganz gleich ob es sich um die Öl-, Telekommunikations- oder Hotelleriebranche handelt. Langweilig wird ihm das nicht - im Gegenteil: "You can't get bored doing that."

Den Republikanern nahe

Schwarzman verdankt seinen Erfolg den weitreichenden Kontakten. An der Elite-Universität Yale teilte er sich ein Zimmer mit George W. Bush. Seinen Abschluss machte er 1972 in Harvard, womit ihm Tür und Tor offenstanden. Doch gute Kontakte allein können ein glückliches Händchen bei Finanzanlagen nicht ersetzen: Im Jahr 2003 kürte das Wirtschaftsmagazin Fortune den heute 60-jährigen Schwarzman zur "Wall Street's hottest hand".

Er zieht von seinem Büro in der New Yorker Park Avenue aus die Fäden - und orientiert sich dabei an seinem einstigen Idol Henry Kravis. Auch Kravis pflegt gute Kontakte zu den Republikanern. Er finanzierte schon die Wahlkämpfe von Bush senior und unterstützt derzeit John McCain für die Präsidentschaftswahl 2008.

Schwarzman versucht es zu werden - Kravis ist es schon: eine lebende Legende. Laut dem Economist beruht der Erfolg von KKR vor allem auf Kravis, dessen Persönlichkeit als einzigartig bezeichnet wird. An ihr orientiert sich der ehrgeizige Schwarzman.

Sich selbst am gefährlichsten

Beide lieben das Risiko - wobei die üppige Eigenkapitalausstattung Fehlinvestitionen mittlerweile sanft auffangen dürften.

Noch schlüpfen sie munter in fremde Unternehmen, wie Normalbürger allmorgendlich in ihre Klamotten. Doch wie lange wollen sie dieses Spiel noch treiben? Gerade Kravis' Aussage, er wolle den Job noch lange weitermachen, sorgte für Unruhe: Hat er seine Nachfolge schon geregelt?

Denn was klein- und mittelständischen Unternehmern oft zum Verhängnis wird, könnte auch für KKR zur Falle werden. Wenn Kravis bis auf weiteres Chef bleiben will, wird die nächste Generation an Führungskräften entnervt das Unternehmen verlassen. Derart geschwächt könnte KKR schlimmstenfalls selbst zum Übernahmekandidaten werden.

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