Aktie steigt kräftig:Börse erwartet Verkauf von Chrysler

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Die Anleger spekulieren auf eine Trennung von Daimler und Chrysler. Die Aktie des Autokonzerns legte bereits am zweiten Tag in Folge um jeweils knapp fünf Prozent zu.

Michael Kuntz

Die Aktie war am Mittwoch und Donnerstag mit Abstand der größte Gewinner im Deutschen Aktienindex (Dax). Es werde keine Option ausgeschlossen, um die beste Lösung für die US-Sparte Chrysler und DaimlerChrysler zu finden, hatte Dieter Zetsche am Mittwoch in Auburn Hills bei Vorlage der Bilanz erklärt.

Seitdem wird an den Aktienbörsen eine Trennung von Chrysler für möglich, teilweise sogar für wahrscheinlich gehalten.

Analysten begrüßten auch den für Chrysler vorgestellten Sanierungsplan, der den Abbau von 13.000 der 83.000 Stellen vorsieht.

Die Bilanz des Konzerns für das vergangene Jahr wurde trotz des Chrysler-Verlusts von einer Milliarde Euro positiv bewertet angesichts guter Ergebnisse der Mercedes-Gruppe, bei den Nutzfahrzeugen sowie dem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS.

Banken heizen Euphorie an

Die meisten Banken bekräftigten ihre Kaufempfehlungen und heizten die Entwicklung an der Börse an. Kritisch äußerten sich Commerzbank und Goldman Sachs.

Der Sanierungsplan gehe nicht weit genug, kritisierte die deutsche Bank, ohne von ihrer Kaufempfehlung abzurücken. Die US-Investmentbank rät zum Verkauf der Aktie. Die Geschäftszahlen hätten die Erwartungen zwar knapp übertroffen, die Analysten von Goldman Sachs überzeugt dies aber nicht.

Trotz der euphorischen Stimmung an der Börse bereits angesichts der Möglichkeit, dass sich DaimlerChrysler von Chrysler trennt, ist vorerst unklar, ob es für den amerikanischen Autohersteller überhaupt einen Käufer geben würde.

Der japanische Marktführer Toyota winkte ab. ,,Wir haben kein besonderes Interesse, andere Unternehmen zu erwerben'', sagte Toyotas Nordamerika-Chef Jim Press. Erste Gespräche zwischen DaimlerChrysler und General Motors werden von beiden Unternehmen nicht bestätigt.

Der weltgrößte Autohersteller steckt selbst seit Jahren in einer Krise. Amerikanische Medien bringen auch Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn ins Gespräch, der bereits im Zusammenhang mit GM als Partner für eine Allianz genannt worden war,aus der dann nichts geworden ist.

Chrysler stehe im Vergleich zu den beiden anderen Autoherstellern der ,,Big Three'' in Detroit besser da. Die jetzt geplanten Sanierungsschritte seien weniger gravierend als bei General Motors, heißt es aus der Autometropole.

Strukturelle Probleme

Der neuerliche Stellenabbau zeigt nach den Worten des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von DaimlerChrysler, Erich Klemm, dass es die Chrysler-Spitze versäumt habe, die anstehenden strukturellen Probleme dort anzugehen. Es habe sich gezeigt, dass Kosteneinsparungen und massiver Personalabbau keine nachhaltige Besserung gebracht hätten.

Klemm, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Automobilkonzerns ist, sagte: ,,Vielmehr muss festgestellt werden, dass zum Beispiel bezüglich verbrauchsarmer Motoren und Pkw zu wenig unternommen wurde.''

Die Arbeitnehmervertreter der IG Metall im Aufsichtsrat von DaimlerChrysler forderten in einer gemeinsamen Erklärung mit der amerikanischen (UAW) und der kanadischen (CAW) Automobilgewerkschaft die sozialverträgliche Umsetzung der Restrukturierungspläne in Nordamerika.

Klemm erinnerte daran, dass die Arbeitnehmervertreter der IG Metall im Aufsichtsrat von DaimlerChrysler bereits im Herbst 2006 vom Vorstand ein Konzept verlangt hätten, das den Gesamtkonzern vor einem möglichen finanziellen Abwärtsstrudel bei der Chrysler-Gruppe bewahren sollte.

Die 132.000 Beschäftigten von DaimlerChrysler in Deutschland bekommen für 2006 einen Bonus von jeweils 2000 Euro ausbezahlt. Die freiwillige Erfolgsbeteiligung fällt doppelt so hoch wie im Vorjahr aus.

Die Mercedes-Pkw-Gruppe und die Nutzfahrzeug-Sparte hätten bessere Ergebnisse als 2005 abgeliefert, begründete das Unternehmen die Aufstockung.

© SZ vom 16.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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