Ahmadinedschad:Iran stänkert gegen den Dollar

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Der iranische Präsident lästert mal wieder über sein Lieblingsfeindbild: Die US-Regierung sei Schuld am Dollar-Sinkflug, sagt Ahmadinedschad. Die Opec solle darum ihre Devisenreserven in eine "harte Währung umschichten".

Andreas Oldag

Die Talfahrt des Dollar beschäftigt die Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Immer lauter werden die Forderungen, die Währungsreserven umzuschichten, weg vom Dollar. Beim Gipfeltreffen der Opec-Staaten im saudi-arabischen Riad entfachte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad eine regelrechte Anti-Dollarkampagne.

Die Opec müsse ihre Devisenreserven in eine "glaubwürdige, harte Währung umschichten", forderte er. Ahmadinedschad macht die US-Regierung für den Sinkflug des Dollar verantwortlich. "Sie bekommen unser Öl und geben uns ein wertloses Stück Papier."

Ölpreis peilt 100-Dollar-Marke an

Der Ölpreis war zuletzt in die Nähe der psychologisch wichtigen Marke von 100 Dollar geklettert. Da Öl auf dem Weltmarkt in der US-Währung abgerechnet wird, verringern sich die Einnahmen der Ölexporteure bei einem niedrigen Dollarkurs. Dies wirkt sich aber nur negativ aus, wenn die Opec Waren in Nicht-Dollar-Ländern, etwa der EU, China und Japan, einkauft.

Experten rechnen damit, dass die Opec-Staaten in diesem Jahr Einnahmen aus Erdölexporten in Höhe von 658 Milliarden Dollar, etwa 450 Milliarden Euro, erzielen. Diese könnten im nächsten Jahr sogar auf mehr als 760 Milliarden Dollar steigen. "Die Opec schwimmt in Dollar. Umso größer wird die Sorge über eine weitere Abwertung der amerikanischen Währung", meint ein Banker in London.

Es ist allerdings kein Zufall, dass die Forderungen des iranischen Präsidenten in Venezuela und Ecuador auf Zustimmung stoßen. Diese Länder haben links-populistische Präsidenten, die einen ausgeprägten Anti-Amerikanismus pflegen.

Auch Ahmadinedschad steuert mit dem iranischen Atomprogramm auf Konfliktkurs mit Washington. Offenbar zielt er auf eine Schwächung des Dollar, um so die amerikanische Regierung unter Druck zu setzen.

Die iranische Regierung hat bereits beschlossen, Ölexporte nicht mehr in Dollar, sondern in anderen Devisen wie dem Euro abzurechnen. Gravierende Folgen für den Greenback sind allerdings nur zu befürchten, wenn sich die Opec tatsächlich gemeinsam entschließen würde, ihre Reserven vollständig umzuschichten, beispielsweise in den Euro. Das ist aber sehr unwahrscheinlich.

Saudi-Arabien nicht begeistert

Die Opec ist ohnehin eine Vereinigung von Staaten, die außer Erdölförderung nicht viel verbindet. Zu unterschiedlich sind die wirtschaftlichen Interessen zwischen einem Entwicklungsland wie Angola und etwa den arabischen Emiraten, die sich gerade anschicken, hochmoderne, internationale Finanzzentren aufzubauen.

Saudi-Arabien, mit 25 Prozent der weltweiten Ölreserven der mächtigste Opec-Vertreter, hält von dem iranischen Ansinnen nicht viel. Aus gutem Grund: Die Saudis wollen ihre intensiven Wirtschaftsbeziehungen zu den USA nicht riskieren. Zudem müssen sie befürchten, dass bei einer Umschichtung ihre verbleibenden Dollar-Reserven noch stärker unter einer Abwertung der US-Währung leiden. Die Währungsreserven Saudi-Arabiens summieren sich nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf etwa 277 Milliarden Dollar.

Als Kompromiss einigte sich die Opec jetzt darauf, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, welche die Auswirkung einer Währungsumschichtung prüfen soll. Zeitgleich will die Opec über die Schaffung eines Währungskorbes als Berechnungsgrundlage beraten, um die Dollar-Schwäche abzumildern. Allerdings verschwinden Arbeitsgruppen und Beratungsgremien der Opec häufig rasch in der Versenkung.

"Ohne die Saudis geht bei der Opec nichts. Und solange Washington zum saudi-arabischen Königshaus gute Beziehungen unterhält, ist auch eine Umstellung der Währungsreserven nicht wirklich auf der Tagesordnung", heißt es in Riad. So warnte auch der saudi-arabische König Abdallah, dass Öl nicht zum Konfliktinstrument gemacht werden dürfe. Die Opec müsse dazu beitragen, die Mitgliedsländer und die Weltwirtschaft zu schützen.

Ohne öffentliches Getöse hat das Förderkartell ohnehin bereits in den vergangenen Monaten einen größeren Teil der Einnahmen in Euro angelegt. So stieg der Anteil der europäischen Einheitswährung von 20 auf 22 Prozent, während der Dollar-Anteil von 67 auf 65 Prozent sank. In diesem Zusammenhang planen die afrikanischen Staaten Angola und Nigeria, ihre Währungsreserven stärker zu diversifizieren. Angola hält etwa zehn Milliarden Dollar und Nigeria etwa 40 Milliarden Dollar.

© SZ vom 20.11.2007/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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