ABC der Finanzen:Beim Kredit lohnt der Preisvergleich

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Millionen Deutsche leihen sich Geld bei der Bank, um ihren Konsum zu finanzieren - worauf es beim Einkauf auf Pump ankommt.

Christina Amann

Knapp 230 Milliarden Euro haben sich die Deutschen nach Informationen der Bundesbank per Raten- und Dispokredit bei den Banken ausgeliehen - 1970 waren es erst 14,8 Milliarden Euro. Etwa elf Prozent der Bundesbürger haben einer Umfrage von TNS Infratest zufolge einen Konsumentenkredit aufgenommen.

Ein neues Auto oder eine neue Wohnung: für manche Anschaffungen reicht das Geld nicht. (Foto: Foto: ddp)

Doch Kredit ist nicht gleich Kredit - unterschieden werden muss vor allem zwischen Dispo- und Ratenkrediten. Die verbreiteste Kreditvariante ist der Dispokredit für das Girokonto. Banken räumen ihren Kunden in der Regel einen Kreditrahmen ein, in dem sie ihr Konto überziehen können. Die Höhe des Kreditrahmens orientiert sich am monatlichen Einkommen.

Der Dispokredit ist die flexibelste Variante - er kann beliebig genutzt werden, ohne dass vorher ein Kreditantrag gestellt werden muss. Die Flexibilität lassen sich die Banken durch besonders hohe Zinsen zahlen; die Spanne reicht nach Informationen des Medien-dienstleisters Biallo von 7,69 bis knapp 15 Prozent. Reicht der Disporahmen nicht aus, gewähren viele Banken einen Überziehungskredit, der aber teurer ist: Die Zinsen können bis zu 19 Prozent betragen. "Ob die Bank das duldet, wird im Einzelfall entschieden", sagt eine Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.

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Dennoch kann ein Dispokredit für Verbraucher sinnvoll sein - dann nämlich, wenn der finanzielle Engpass klar begrenzt ist. Wer etwa seinen Urlaub im April bucht, aber das Urlaubsgeld erst im Juni erhält, kann dafür sein Konto überziehen. "Ein Dispokredit eignet sich dann, wenn man innerhalb kurzer Zeit das Konto ausgleichen kann", sagt Petra Locher von der Verbraucherzentrale Stuttgart. Länger als sechs Monate sollte es nicht dauern, bis das Konto wieder im Plus ist. "Sonst ist es oft der Einstieg in die Schuldenfalle."

Für größere Anschaffungen ist ein Konsumentenkredit besser geeignet. Grundsätzlich gilt dabei: Nicht mehr Geld aufnehmen, als unbedingt nötig. Und nie mehr, als sich sicher zurückzahlen lässt. Vor dem Gang zur Bank sollte deshalb eine Bestandsaufnahme stehen: Wie viel Geld lässt sich monatlich entbehren - daran sollte sich die Höhe der Monatsrate orientieren, sagen Verbraucherschützer.

Die meisten Kredite werden als Ratenkredite ausgegeben, das heißt, die Kreditsumme wird in festen Raten abgestottert. Alternativ kann mit der Bank oft auch die Rückzahlung der Summe auf einen Schlag vereinbart werden. Die Zinssätze sind bei Konsumentenkrediten deutlich niedriger als bei Dispokrediten und liegen bei den günstigsten Banken unter vier Prozent.

"De facto bekommt aber niemand diese Zinssätze", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. Denn wie viel die Banken tatsächlich verlangen, hängt von der Kreditwürdigkeit des Kunden und der Laufzeit des Kredits ab: Je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Je geringer das Ausfallrisiko, desto niedriger sind die Zinsen.

Bei der Bonitätsprüfung fragen die Banken meist die monatlichen Einkünfte und Fixkosten wie Miete ab. Dazu kommt die Schufa-Auskunft. In der Regel wird innerhalb einer halben Stunde entschieden, ob es mit dem Kredit klappt oder nicht.

"Wenig preissensibel"

Dabei gilt für Kredite das gleiche wie für viele Käufe: Preise vergleichen! Und zwar den Effektivzins, den die Banken verlangen, sagt Lochner. Darin sind Zusatzkosten wie Abschlussgebühr oder Provisionen enthalten. "Entscheidend ist letztlich die Gesamtbelastung, also der Betrag, der in Summe inklusive aller Kosten bis zum Laufzeitende gezahlt werden muss." Den Kostenvergleich stellten die wenigsten an, sagt Gottschalk. "Die Klientel scheint mir nicht annähernd so preissensibel zu sein wie es wünschenswert wäre."

Vorsicht sei auch bei Zusatzangeboten der Banken zu Krediten geboten, so der Verbraucherschützer. So seien etwa Restschuldversicherungen häufig zu teuer und sicherten zudem wichtige Risiken wie Arbeitslosigkeit nicht oder nicht ausreichend ab. Sie seien damit weitgehend verzichtbar. Als Alternative schlägt er eine Risiko-Lebensversicherung vor, die im Todesfall ausgezahlt wird und mit der der Kredit beglichen werden kann.

Stellt sich im Nachhinein heraus, dass der Kredit zu teuer ist, ist das kein größeres Problem. Denn nach sechs Monaten kann jeder Konsumentenkredit mit einer Frist von drei Monaten gekündigt werden - unabhängig von der ursprünglich vereinbarten Laufzeit und anders als eine Baufinanzierung.

"Wer unverhofft Geld bekommt und den Kredit vorzeitig abzahlen kann, sollte das unbedingt tun, weil man so die teuren Zinsen sparen kann", rät Locher. Ohnehin sollte man vor der Aufnahme eines Kredits scharf nachrechnen, ob er wirklich nötig ist oder ob das Ersparte nicht doch reichen könnte. "Die Kreditzinsen sind in der Regel höher als die Habenzinsen - und wenn noch Guthaben da ist, ist ein Kredit hinausgeschmissenes Geld."

© SZ vom 12.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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