Wetten fürs nächste Jahrtausend:Auf die Zukunft

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Vergessen Sie Bierkasten-Hochstapeln oder Gabelstapler-Präzisionsfahren. Auf der Website "Long Bets" können gesellschaftlich und politisch relevante Vorraussagen abgeben werden. Der Wettgewinn geht an eine gemeinnützige Organisation, der Tipper behält die Ehre.

Elmar Török

Wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, um bahnbrechende technologische Entwicklungen oder um die Gesellschaft in 50 Jahren, waren früher vor allem Science-Fiction Autoren gefragt.

(Foto: Foto: iStockPhoto)

Egal ob Buch oder Fernseher, einige Ideen fanden tatsächlich den Weg als reale Produkte in der realen Welt.

Auch die soziologische Entwicklung erinnert in mancher Beziehung an Phantasievorlagen.

Doch was, wenn man eine bestimmte Überzeugung zu einem Thema vertritt, das die Menschheit oder zumindest einen Teil davon betreffen wird, man jedoch gerade nicht die Zeit hat, ein Buch darüber zu schreiben?

Dann gibt es die Long Bets Webseite im Internet. Hier geben Bekannte und Unbekannte ihren Tipp zu allen möglichen Themen ab, Wetteinsatz inklusive.

Longbets.org ist die sichtbare Verlängerung der Long Bets Foundation, einer Non-Profit Organisation, die das "langfristige Denken" fördern will.

Es geht um die Ehre

Es geht darum Wetten oder Vorraussagen, die für die Gesellschaft relevant sind, auch über sehr lange Zeit zu beobachten und ein Forum für den Gedankenaustausch und für Abstimmungen zu bieten. "Langfristig" ist ernst gemeint, einige der Wetten laufen über Hundert und mehr Jahre, die Jahreszahlen sind fünfstellig angelegt, damit auch Silvester 9999 nicht das Ende für eine Wette bedeutet.

Gegründet wurde die Initiative 2001, unter anderem mit zwei Spenden von Amazon Gründer Jeff Bezos. Die Wetteinsätze sind übrigens strikt für das Gemeinwohl bestimmt und werden an gemeinnützige Einrichtungen verteilt.

Das hat zum Einen mit der Gesetzgebung in den USA zu tun, die solche Wetten mit Geldeinsatz verbietet, liegt aber auch ganz im Sinne der Long Bets Foundation: hier geht es um die Ehre, die Wetten und Voraussagen sind eine Art Fortsetzung der "Gentlemens Clubs" aus der Jahrhundertwende mit anderen Mitteln.

Die Namen auf der Teilnehmerliste reichen von sehr bekannt, bis zu obskur. So glaubt Mitchel Kapor, Gründer von Lotus, dass eine Maschine bis 2029 den "Turing Test", eine Art Intelligenznachweis, bestanden haben wird.

Ray Kurzweil, ein bekannter Technologieautor, hält dagegen. Es geht um 20.000 Dollar, die abgegebenen Meinungen von Besuchern der Website sind bislang ziemlich ausgewogen.

Craig Mundie, Chief Technology Office bei Microsoft, und Eric Schmidt, CEO bei Google, sind sich uneinig, ob Passagierflugzeuge bis 2030 ohne Pilot fliegen werden. Mundie sagt Ja, Schmidt glaubt das nicht. Fast drei Viertel der abgegebenen Stimmen sind auf Mundies Seite.

Mitmachen und eigene Voraussagen abgeben oder einer Vorraussage widersprechen kann jeder. Allerdings ist die Registrierung und ein Minimalbetrag von 50 US-Dollar dafür notwendig. Die Long Bets Foundation garantiert im Gegenzug, dass sie die Wette bis zum Ende der Laufzeit betreut und das Ergebnis bekannt geben wird.

Interessant könnte das bei Voraussage Nummer 137 werden. Frank Toms glaubt, dass die Foundation selbst im Jahr 2104 nicht mehr existieren wird.

Übrigens sieht es um die Zukunft der Zivilisation gar nicht so schlecht aus. Immerhin drei Viertel aller registrierten Besucher stimmen Wissenschaftsautor John Tierney zu, der glaubt, dass es 2100 noch eine Zivilisation wie wir sie jetzt kennen, geben wird.

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