UMTS:Mobilfunker läuten Wettrennen ein

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Erste Anbieter starten im kommenden Herbst mit dem neuen Handy-Standard UMTS.

Judith Raupp

(SZ vom 13.3.2002) - Die Mobilfunk-Manager feiern auf der Cebit den Einstieg in ein neues Zeitalter. Mit bunten Multimedia-Anwendungen wollen sie Lust auf das künftige UMTS-Geschäft machen. Die neue Technik muss schnell zum Massenmarkt werden, damit sich die hohen Investitionen lohnen.

Wie schon in den Vorjahren ist die mobile Kommunikation einer der Schwerpunkte auf der Cebit. (Foto: Foto: AP)

"Die negative Stimmung geht zu Ende. Diese Cebit ist der Startschuss für die Wende", erklärte Jürgen von Kuczkowski, Chef von Vodafone Deutschland und Zentraleuropa. Der Mobilfunk habe sich gewandelt, sei nicht mehr allein für die Sprachübertragung da. Vodafone führt in diesem Sommer neue Multimedia-Dienste ein, die jetzt schon auf der Cebit zu sehen sind. Wie viel sie kosten werden, steht noch nicht fest. Bei früheren Gelegenheiten hatte Kuczkowski betont, man müsse die Preise austarieren, damit das Geschäft schnell zu einem Massenmarkt werde. Die Subventionen für die Handys würden aber nicht erhöht.

Die neuen Dienste bietet Vodafone zunächst auf der Basis der derzeitigen GPRS-Technologie an. Im Herbst will das Unternehmen erste Netze der neuen UMTS-Technik installiert haben und mit Pilotkunden erproben. Dann würde "der Turbo eingeschaltet", die Anwendungen würden schneller übertragen, erklärte Kuczkowski. Allerdings müssen sich die Kundinnen und Kunden dafür neue Handys kaufen. Ob die Hersteller sie bis Herbst in ausreichender Zahl liefern können, ist noch unklar.

Engpass bei Geräten

Später als Vodafone, erst im Sommer 2003, will Viag Interkom mit UMTS starten. Peter Erskine, Chef der britischen Viag- Muttergesellschaft MMO2, ist überzeugt, dass vorher nicht genügend Handys zur Verfügung stehen. Sollte sich abzeichnen, dass die Geräte früher auf den Markt kommen, würde MMO2 den UMTS-Aufbau forcieren, sagte er. Derzeit hat Viag, die beim Netzaufbau mit der Deutschen Telekom kooperiert, nach eigenen Angaben 3.000 UMTS-Standorte in Deutschland akquiriert.

Auf der Cebit tritt Viag Interkom erstmals unter dem neuen Namen O2 auf. Offiziell wird der Name zum 1. Mai eingeführt. Das Marketingbudget werde für den Markenwechsel nicht erhöht, betonte Erskine. Im nächsten Geschäftsjahr, das am 1. April beginnt, werde O2 in Deutschland ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwirtschaften, sagte er. Der Geschäftsplan sei gesichert und das Unternehmen auf einem guten Weg. Viag Interkom werde jährlich um ein Prozent wachsen und den Marktanteil von derzeit sieben auf zwölf Prozent steigern. Rudolf Gröger, Chef von Viag Interkom, erklärte, das deutsche Unternehmen profitiere von der Einbindung in den internationalen O2- Verbund - besonders bei der Entwicklung der neuen Multimedia-Produkte. Auf der Cebit führt O2 beispielsweise einen neuen handgroßen Computer ein, mit dem man telefonieren, Daten verwalten und das Internet nutzen kann.

E-Plus startet auf der Cebit den in Japan recht erfolgreichen Multimedia-Dienst I-mode. Uwe Bergheim, Chef des Düsseldorfer Mobilfunkunternehmens, erklärte: "Damit beginnt die UMTS-Realität." I-Mode basiert zwar noch nicht auf der UMTS-Technologie. Doch wichtig sei, dass sich die Kunden an die neuen Dienste gewöhnten und lernten, dafür zu bezahlen, stellte Bergheim klar. Die japanischen Hersteller NEC und Toshiba liefern die Endgeräte für I-mode.

Bergheim betonte, dass es sehr wichtig sei, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die mobile Inhalte lieferten. Um die Kooperation zu fördern, habe E-Plus die komplette Organisation und IT-Struktur angepasst. Bei I-mode erhalten die Inhalte-Anbieter 85 Prozent des Umsatzes, E-Plus behält 15 Prozent.

Zurückhaltung bei Mobilcom

Zurückhaltend gab sich Mobilcom-Chef Gerhard Schmid auf der Cebit. Zum Streit mit der Großaktionärin France Télécom wollte er sich nicht äußern. Wichtig für Mobilcom sei nun, zu beweisen, dass das Unternehmen nicht nur ein Wiederverkäufer sei, sondern auch ein Netz betreiben könne. Auf der Cebit präsentiert Mobilcom bereits eigene Multimedia-Anwendungen. Zudem hat Mobilcom das Messegelände mit der drahtlosen Technik Wireless Lan ausgestattet und dabei - laut Schmid - die Deutsche Telekom ausgestochen.

Ende dieses Jahres will Mobilcom in 20 Städten UMTS-Dienste anbieten. Vor einiger Zeit hatte Schmid den UMTS-Start noch für Mitte 2002 angekündigt. Auch er wies darauf hin, dass der Markteintritt von der Lieferbereitschaft der Endgerätehersteller abhänge. Die Zahl der UMTS-Kunden schätzt Schmid bis 2012 auf insgesamt 83 Millionen in Deutschland. Davon will Mobilcom 12 Millionen gewinnen. Den durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz sieht Schmid bei 55 Euro pro Monat. Die Schätzungen von Analysten reichen von 43 Euro bis 66 Euro. Die Mobilfunkbetreiber brauchen möglichst umsatzstarke Kunden, damit sie die Kredite und Zinsen für die UMTS-Investitionen bezahlen können.

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