Test: MS-Office 2008 für den Mac:Neuer Bürokollege für Steve

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Die MacWorld Expo wird nicht nur Neuerungen der Computeredelschmiede aus Cupertino vorstellen, sondern auch eine lang erwartete Version von "Microsoft Office" für Macs aus der Taufe heben.

Bernd Graff

Seit Jahren schon werkelt eine äußerst umtriebige Spezialeinheit des Software-Riesen aus Redmond in tiefsten Forschungskellern, um die sicherlich augenschmeichelndsten Office-Pakete von Microsoft ausgerechnet für den Mac zu schnüren. Seit je sind sie auch auf dieser Plattform ein Bestseller. Denn auch der Mac muss Büroarbeit wegschaffen und muss zudem die anfallenden Daten und Dokumente mit der Windowswelt austauschen - auch wenn die inzwischen schon etwas nervende "Hallo-ich-bin-ein-Mac/PC"-Werbung genau diese Kernerarbeit der Maccies immer ausblendet.

Die Website Macoffice2008.com zeigt die Features der neuen Microsoft-Office-Version für Macs. (Foto: Screenhot: sueddeutsche.de)

In den USA soll Mac Office 2008, das mit seinen nun zweidimensionalen Understatement-Icons ins Auge sticht, ab dem 15. Januar erhältlich sein. Die deutsch lokalisierte ist für Mitte Februar angekündigt. Der - technologische - Großschritt von Microsoft in dieser Suite: Word, Excel, PowerPoint und Entourage sind jetzt nativ für die Intel-Macs programmiert und kommen ohne Rosetta-Übersetzung aus. Es gibt aber auch Neuerungen, die der Nutzer tatsächlich bemerkt, und innerhalb der einzelnen Programme gibt es ergonomische Anpassungen wie Aufhübschungen.

Wir stellen diese Office-Suite hier in ihren wesentlichen veränderungen gegenüber der Vorgängerversion vor und diskutieren die Frage, ob sich eine Anschaffung lohnt.

Welche Version darf es sein?

Das neue Office-Paket ist gleich dreifach annonciert. In den USA wird eine Home&Student Edition erhältlich sein, eine Standardversion und eine "Media Edition", die das Office-Portfolio um eine "Expression Media" genannte Bildbearbeitungs- und Bildverwaltungssoftware bereichert. Home-Edition und Standard-Edition unterscheiden sich darin, dass der Home-Edition Automator-Arbeitsabläufe und eine Anbindung an Exchange-Server fehlen. Die Preise sind dabei interessant. Die "Home and Student Edition" soll für 150 US-Dollar erhältlich sein, sie enthält die neuen Versionen von Word, Excel, PowerPoint und Entourage und damit alle Bestandteile der 2004er-Version.

Die Vollversion "Standard" wird für 400 Dollar zu haben sein, die "Special Media Edition" kostet noch einmal 100 Dollar mehr. Ob letztere sich lohnt, können wir nicht sagen, da wir das Bildbearbeitungsprogramm nicht testen konnten. Ob die Standard-Version wegen der Exchange-Server-Anbindung ihr Geld wert ist, müssen diejenigen entscheiden, für die eine Exchange-Server-Anbindung unabdingbar ist. Seit dem 25. September haben Käufer der Vorversion "Office 2004" die Möglichkeit miterworben, nur gegen Versandkostenpreis auf Office 2008 upzugraden.

Für alle anderen nennt der Newsdienst Golem die Preise für Deutschland.

Bedeutendste Neuerung: Microsoft führt für den Mac nun auch das Open XML-Dateiformat ein, das die Windowswelt seit ihrer letzten Office 2007-Version kennt. Im Kompatibilitätsmodus können Dokumente jedoch auch weiterhin in den alten Formaten abgespeichert und ausgetauscht werden.

Die ziemlich aufgebohrte Formatierungspalette von Word erinnert nun ein wenig an die Gestaltungstools, die Konkurrenzprodukte wie OmniGraffle zur Gestaltung von Grafiken und Illustrationen anbieten: Über eine Art Reiter-Navigation können unterschiedliche Funktionsräume aufgerufen werden. In Word sind das neben dem klassischen Formatierungs-Set etwa ein Reference-Tool zum schnellen Nachschlagen von Begriffen in den Wörterbüchern und in der Online-Encarta, ein Arsenal an Grafik-Objekten und ein Kompatibilitätstest. Zudem verhält sich die Palette wie ein Widget: Es hat eine "Rückseite" zur Feinjustierung.

Alle Office-Programme bis auf Entourage enthalten nun so etwas wie ein zuschaltbares Baukastenset am oberen Dokument-Rand, dort, wo im Windows-Office 2007 die "Ribbons" angesiedelt sind. (Ribbons gibt es hier übrigens nicht!) Hier heißt es die "Elemente Galerie", die sich äußerst weich einblendet und Presets für Titelseiten, Überschriften, aber auch Tabellenmuster und zahlreiche Grafik-Vorlagen für Präsentationen enthält. Vor allem PowerPoint-Nutzer werden ihre Freude daran haben.

Obwohl die Oberfläche der Suite aufgeräumt und deutlich übersichtlicher daherkommt, übersteigt der Funktionsumfang insgesamt alles bislang Bekannte. Kein Wunder, dass die Hilfefunktion nun gerne auf das Internet zugreift, um jederzeit Aufklärung zu schaffen. Die Anbindung an ein dezidiertes Nutzerforum wird gleich mit angeboten, ist derzeit aber noch nicht funktionstüchtig. Eine der von Microsoft forcierten Neuerungen in Word ist der neue Layout-Modus, der - wie von Apples iLife-Programmen bekannt - Publikations-Dummys für Broschüren oder Flyer bereit hält. Wer damit leben kann, dass die Set-Auswahl naturgemäß begrenzt ist, wird passable Layouts zustande bringen - ein wenig DTP-Affinität vorausgesetzt.

Das neue Excel wird damit beworben, nun noch mehr Zahlen und Zeilen verarbeiten zu können denn je. Und, ja, so ist es auch. Excel-Fans werden es lieben, Einsteiger werden auf die dankenswerterweise mitgegebenen Vorlagen zurückgreifen, die lebensnahe Zahlenkalkulationen versimpeln, etwa zur Erstellung von Rechnungen. Das alles und noch viel mehr wird von neuen Excel-Diagramm-Modulen visualisiert, die durchaus zu gefallen wissen - ebenso wie der Formula-Builder, der schlichten Gemütern den Einstieg in die Verrechenbarkeit von Zahlen erleichtern soll.

Powerpoint-Nutzer werden es lieben, dass die schicke Fernbedienung aus dem Lieferumfang vieler Macs nun auch in Präsentationen zu blättern weiß.

Neues Helferlein für Entourage

Entourage, das immer schon mehr ist als ein anverwandeltes Outlook für den Mac, hat ein Helferlein spendiert bekommen, das sich MyDay nennt und sich selbst gleich in die Startobjekte eines Mac-Nutzeraccounts einpflanzt. Es ist eine Art über allen anderen Anwendungen schwebende ToDo-Kalender-Liste, die über aktuelle Termine und Aufgaben informiert, sofern der Nutzer dazu noch nicht das Apple-eigene und immer schon installierte iCal in Verwendung hat.

MyDay ist genauso nett wie überflüssig. Hervorhebenswert an Entourage ist sonst - fast nichts. Außer der mutmaßlich verbesserten Filterfunktion für Spam-Mails. Doch das haben wir hier nicht testen können. Dass Entourage als eigenständige Email-Anwendung nicht allzu transparent und dienstbar im Austausch mit anderen Mail-Programmen und Terminplanern ist, wird nur diejenigen wundern, für die Entourage völlig neu ist. Man kennt solche Hürden bereits. Sie können auch jetzt zumeist mit ein wenig Tüftelei überwunden werden.

Fazit: Wer braucht das neue Office? Umsteiger werden den unmittelbaren Datei-Austausch mit der Windows-Office-Welt zu schätzen wissen. Allerdings gelingen Dateitransfers auch dann, wenn im Kompatibilitätsmodus des alten Formats transferiert wird. Inwiefern die neuen Gestaltungs- und Designhelfer den Umstieg wirklich rechtfertigen, muss jeder Anwender seinen Produktionsgewohnheiten gemäß für sich selbst entscheiden.

Wir etwa halten die neue Formatierungspalette, die "Elemente Galerie" und das Layout-Preset durchaus für sinnvoll und ansprechend. Einsteiger, auch Einsteiger in die Apple-Welt, sollten sicherlich die Home-Edition in Erwägung ziehen, schon deswegen, weil sie die bekannten Programme nun bei ihrem Gala-Auftritt und in ihrem Gala-Outfit auf einem Mac erleben.

Ja doch: Word und Co. können auch richtig gut aussehen, wenn sie in der Mac-version daherkommen. Aber das war schon immer so. Dennoch sollten Einsteiger auch die Augen nicht vor Apples eigener Suite iWork verschließen, das noch etwas günstiger zu erstehen ist, und sie sollten auch mal einen Blick auf OpenOffice für den Mac werfen, das sogar kostenlos ist. Ansonsten gibt es einen ziemlich ergiebigen Suite-Test bei Macnews.de, den wir zur weiteren Lektüre wärmstens anempfehlen.

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