Telefon-Spam:Keine Nummer unter diesem Anschluss

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Wessen Nummer im Online-Telefonbuch steht, der kennt sie: unerwünschte Werbeanrufe. Ein neuer Web-Service soll dieses Problem beheben.

Philipp Mattheis

"Sie haben gewonnen!", bellt eine Stimme in blechernem Ton. Es ist kein Mensch, der da am anderen Ende der Leitung spricht, sondern ein Computer. Gewonnen hat man freilich auch nichts, aber man könnte ja an einer Verlosung teilnehmen, um dann vielleicht tatsächlich etwas zu gewinnen.

Ein Eintrag im Telefonbuch und die Spam-Anrufe nehmen kein Ende mehr. (Foto: Foto: screenshot telefonbuch.de)

Meist knallt man den Hörer nach dem ersten Satz des virtuellen Gesprächspartners wieder auf die Gabel. Zurück bleibt freilich der Ärger. Und die Frage: Woher haben "die" meine Nummer?

Spam ist längst nicht mehr auf den E-Mail-Verkehr begrenzt. Auch die automatisierten Werbeanrufe und SMS häufen sich. Man muss kein Fortschrittspessimist sein, um kommunikative Schreckensvisionen zu entwickeln.

Oft ist es nicht einmal die eigene Schussligkeit, wegen der man bei irgendeiner PR-Aktion nicht mehr ganz geistesgegenwärtig seine Telefonnummer angegeben hat. Ein Eintrag im virtuellen Telefonbuch ( www.telefonbuch.de) genügt - und die eigene Nummer ist für jeden sichtbar.

Wer einmal drin ist, kommt nur über einen Antrag bei der Telekom wieder raus. Das ist einerseits mühsam, andererseits: Wie finden die Freunde dann so leicht wie bisher die Nummer heraus, ohne eine kostenpflichtige Auskunft zu bemühen?

Die persönliche Geheimnummer

Abhilfe gegen die Spam-Flut der Computerstimmen und anderer unerwünschter Anrufe will jetzt das Portal www.kontaktkarte.de schaffen. Mittels einer kostenlosen Registrierung soll der eigene Eintrag nur noch für bestimmte Personen einsehbar sein.

Wer Kontakt zu einer Person im Telefonbuch aufnehmen will, muss zunächst eine Anfrage an einen Anrufservice richten. Der fragt dann beim Adressaten per Email oder SMS nach, ob die Kontaktdaten ausgegeben werden sollen. Unliebsame Anrufer können auch auf eine Sperrliste gesetzt werden - ähnlich wie der Spam-Filter beim Email-Account.

Ebenso können Handynummer und E-Mail-Adresse verschlüsselt werden. Diese sind dann durch Kontaktformulare erreichbar, mit denen der Anrufer dem Gesuchten eine E-Mail oder SMS schreiben kann. Geld verdient das Portal nur durch die Anfrage-SMS. Wer also eine verschlüsselte Nummer oder E-Mail haben möchte, muss zahlen.

Das Modell könnte Schule machen. Spam-Filter fürs Telefon werden vielleicht bald notwendiger sein als manchem lieb ist. Wenn die Flut der unerwünschten Werbeanrufe weiter zunimmt - was wohl anzunehmen ist - werden Schutzmechanismen unabdingbar werden.

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wozu überhaupt noch einen Eintrag im Telefonbuch braucht, wer nur für seine Freunde erreichbar sein will.

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