Steve Ballmer-Interview:"Anwender wollen mit ihrem Computer sprechen"

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In einem Webcast hat Microsoft-Chef Steve Ballmer einen Ausblick auf die Zukunft gegeben. Demnach steht die Vereinfachung der Benutzeroberfläche auf dem PC mit an oberster Stelle.

Geht es nach Steve Ballmer, Chef des Software-Unternehmens Microsoft, brauchen wir bald keinen Einschalt-Knopf mehr am PC. Statt dessen reagiert der Computer auf Ansprache und begrüßt den Nutzer persönlich. "Anwender wollen mit dem Computer sprechen, sie möchten, dass der Computer aufwacht und sie erkennt: Schön, Dich heute zu sehen, Steve!", sagte Ballmer in einem n-tv Interview, das im Internet abrufbar ist.

Vor allem im Bereich Nutzerfreundlichkeit wird sich demnach in den kommenden Jahren einiges bewegen. "Wir sprechen in einer seltsamen Sprache mit dem Computer: "Datei öffnen" und so weiter. Wenn ich mit meiner Sekretärin spreche, bitte ich sie einfach und direkt, etwas für mich zu erledigen. Auch der Computer soll diese höhere Kommunikation ermöglichen."

Welche Rolle Software von Microsoft dabei spielen wird, ließ Ballmer allerdings offen. Er sei überzeugt, dass diese Entwicklung komme, momentan gäbe es aber nur eine Wahl, um seinen PC bestmöglich auszustatten: Windows Vista.

"Ein fantastisches Produkt"

Den Vorwurf, das neue Betriebssystem sei noch nicht ausgereift, wies Ballmer zurück: "Ich bin der Meinung, dass wir ein fantastisches Produkt entwickelt haben. Wir werden in Zusammenarbeit mit allen Software-Anbietern und Herstellern von Hardware weiter daran arbeiten, deren Anwendungen und Geräte mit Windows Vista zu verbinden."

Eine neue Windows-Version können die Nutzer voraussichtlich schon innerhalb der kommenden zwei bis zweieinhalb Jahre erwarten. In diesem Zeitraum läge laut Ballmer der Entwicklungsabstand, um die Software interessanter zu machen, neue Anwendungen zu integrieren und eine neue Benutzeroberfläche zu integrieren.

Für die Entwicklung von Windows Vista hatte sich Microsoft demnach außerordentlich viel Zeit gelassen. Erstmals angekündigt worden war das Betriebssystem bereits im Jahr 2001 - sechs Jahre vor der Veröffentlichung für Privatanwender im März dieses Jahres.

Das Büro in der Hosentasche

Die Zukunft des Büros sieht Ballmer erwartungsgemäß ebenfalls fest in der Hand von Computertechnik: "Ich denke, dass wir in den nächsten zehn Jahren keinerlei Papier mehr im Büro verwenden werden", sagte der Firmen-Chef. Statt eines Monitor sieht er zukünftig drei große Monitore als Standard-Ausstattung, "auf denen man große Datenmengen sehen kann".

Gleichzeitig gäbe es aber die Möglichkeit, kleine konvergente Geräte zu nutzen, mit denen man telefonieren, Filme anschauen, online gehen und arbeiten kann. "Sobald Sie das Gerät im Büro einsetzen, funktioniert es mit einem größeren Bildschirm und Tastatur. Diese Entwicklung steht in den nächsten fünf bis zehn Jahren an."

Als Kerngeschäft für Microsoft sieht Ballmer auch langfristig die Software-Produktion. "Lediglich die Art, wie Anwender für Software zahlen, könnte sich verändern." Als Erwerbsquelle sieht er in Zukunft drei wesentliche Möglichkeiten: Den Verkauf von Medien und Software, die zeitweise Abtretung von Nutzungsrechten in Form von Abonnements und die Gegenfinanzierung kostenloser Produkte durch Werbung.

"Wir bieten heute bereits viele Dinge an, die durch Werbung finanziert sind. Wir haben über 200 Millionen Kunden, denen wir E-Mail-Konten bereitstellen, die komplett durch Werbung finanziert werden."

Weiterhin auf Brautschau

Den Zuschlag des Werbevermarkters Doubleclick an den Konkurrenten Google sieht Ballmer nicht als Misserfolg: "Wir haben uns sicherlich für den Kauf von Doubleclick interessiert und versucht, das Unternehmen zu erwerben. Aus welchen Gründen auch immer hat das nicht funktioniert. Aber das heißt nicht, dass wir unseren Enthusiasmus oder unser Interesse an dem Geschäft verloren hätten." Microsoft halte weiterhin Aussschau nach einer Technologieplattform, auf der Werbung akzeptiert und verkauft wird

Die Spekulationen um eine mögliche Fusion von Microsoft mit Yahoo in diesem Zusammenhang wollte Ballmer nicht kommentieren.

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