Spiele-Computer:Krieg der Konsolen

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Sie sind so leistungsstark wie Supercomputer und sind doch nur für eines gedacht: zum Spielen. Zu Weihnachten läutet Microsoft mit der neuen Xbox die nächste Runde im Kampf der Giganten ein, Sony und Nintendo folgen im Frühjahr. Ob dieser Vorsprung sich auszahlt für Bill Gates und Co.?

Microsoft, Sony und Nintendo, die drei führenden Hersteller von Spielekonsolen, haben das Geheimnis um die nächste Generation ihrer High-Tech-Spielzeuge gelüftet. Nach Microsofts vorgezogener Vorstellung seiner "Xbox 360" Ende vergangener Woche kündigte nun auch Marktführer Sony zum Start der Spielfachmesse E3 in Los Angeles seine "Playstation 3" für das nächste Frühjahr an.

Microsofts Xbox 360. (Foto: Foto: Reuters)

Mit der neuen Geräte-Generation und dem Zeitvorsprung - die Xbox kommt als einzige bereits zu diesem Weihnachtsgeschäft - hofft vor allem Microsoft auf eine Neuordnung des Marktes.

Nintendo, die Nummer drei, bringt seine "Revolution" genannte Konsole ebenfalls erst im Frühjahr heraus.

Mit der technischen Ausstattung der Playstation 3 will Sony seinen Herausforderer noch einmal in die Tasche stecken. Statt eines Multicore-Prozessors mit drei Kernen nutzt Sony einen "Cell"-Chip mit insgesamt neun Kernen, den der Elektronikkonzern gemeinsam mit IBM und Toshiba entwickelt hat.

Die Konsole soll damit auf eine Leistung von zwei Teraflops kommen, rund zehn Mal so schnell rechnen können wie ihr Vorgängermodell und damit theoretisch in die Riege der Supercomputer aufsteigen. Die hohe Rechenleistung, kombiniert mit einer leistungsstarken Grafikkarte, sollen bei beiden Konsolen realistische Grafikdarstellung in ganz neuer Qualität bieten und Spiele-Entwicklern neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.

Beim integrierten DVD-Laufwerk hat sich Sony für das neue Format Blu-ray entschieden. Noch streiten sich zwei Lager von Elektronikkonzernen darum, ob nun die HD-DVD oder Blu-ray das Rennen als Nachfolgerin der DVD macht.

Beide arbeiten mit blauen statt roten Laserstrahlen, die eine kürzere Wellenlänge (650 statt 405 Nanometer) besitzen. Damit können sie auf der selben Fläche deutlich mehr Daten unterbringen. Während die HD-DVD eine Kapazität von 30 Gigabyte besitzt, sollen auf der Blu-ray bis zu 50 Gigabyte an Daten Platz finden. Zum Vergleich: Auf einer aktuellen DVD haben etwa 4,7 Gigabyte an Daten Platz.

Mit der Entscheidung zum Blu-ray-Laufwerk könnte Sony möglicherweise das zeitliche Manko im Wettstreit mit Microsoft wieder wettmachen. Denn die "größte Schwachstelle der Xbox 360" ist nach Meinung von Hartmut Gieselmann, Redakteur beim Computermagazin c't, dass sie weder Blu-ray-Disks noch HD-DVD abspielen kann.

Beide Formate seien jedoch derzeit nicht viel mehr als eine Idee, begründete Microsoft-Manager J. Allard die Entscheidung des Softwaregiganten. Laufwerke und Medien der High-Definition-Formate sollen frühestens zum Jahresende die alte DVD ablösen.

Während Sony den Marktstart der Playstation 3 nun auf das kommende Frühjahr terminiert hat, hofft Microsoft auf den zeitlichen Vorsprung seiner Xbox 360. Microsoft sei fest überzeugt, dass die erste Xbox die PS2 nur wegen deren damals 18-monatigen Zeitvorsprungs nicht einholen konnte, schätzen Branchenbeobachter.

Nun soll die Xbox 360 als einzige Konsole noch zum Weihnachtsgeschäft weltweit in die Läden kommen. "Es ist in dieser Industrie ein großer Vorteil, der erste im Markt zu sein", schätzt Koichiro Suzuki von der Anlageberatung Sompo Japan Asset Management Co. in Tokio. "Und das Weihnachtsgeschäft zu versäumen, könnte fatal sein."

Davon lässt sich Sony allerdings nicht aus der Ruhe bringen. "Wir haben den Vorteil, weltweit dominant zu sein", sagt Sony-Manager Jack Tretton. "Der erste im Markt zu sein hat am Ende absolut keinen Wert." Seine allererste Playstation hatte der Marktführer 1994 auf den Markt gebracht, die Playstation 2 folgte im Jahr 2000.

Vor rund dreieinhalb Jahren war dann Microsoft erstmals in den Markt der Konsolen eingedrungen. Seither hat der Software-Hersteller nach Angaben der Wirtschaftsnachrichten-Agentur Bloomberg insgesamt 12 Milliarden Dollar sowie weitere Verluste von mehr als 2,4 Milliarden Dollar für die Entwicklung und den Verkauf der Xbox investiert.

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