Software:Logic der Musik

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Ein Pro-Tools-Killer? Stampft Apple Logic ein? Was wurde nicht alles über die neue Version von Apples Musiksoftware spekuliert. Jetzt ist sie da.

Drei Jahre hatte sich Apple für Logic 8 Zeit genommen. Drei Jahre - eine lange Zeit in der entwicklungsfreudigen Musikindustrie.

Das Arrangierfenster, Herzstück von Logic. (Foto: 98)

Seit Mitte September ist nun die neue Logic-Variante zu haben - und Apple macht es einem wahrlich nicht leicht: Ein Riesenpaket, knapp sechs Kilogramm schwer, mehrere Handbücher und acht DVDs wurden da zusammengeschnürt. Und es heißt nun nicht mehr Logic Pro, sondern Logic Studio.

Der Name hatte in den einschlägigen Internetforen zunächst für Verwirrung gesorgt, denn Studio steht bei Konkurrenzprodukten für eine günstigere, abgespeckte Variante. Da passte es ins Bild, dass das Studio plötzlich weniger als die Hälfte des Vorgängers Logic Pro 7 kostete.

Doch der Schein trügte: Es gibt tatsächlich weit mehr Software für weniger Geld, und Logic Pro 8 ist mittlerweile Bestandteil einer ganzen Software-Sammlung.

Zwei Stunden darf man für die Installation einplanen. Und erlebt dann gleich die erste Überraschung: kein Kopierschutz-Dongle mehr. Einfach starten und gut ist.

Dann die auffälligste Änderung: Die Logic-Oberfläche wurde an das Apple-Layout angepasst. Und statt wie bisher mit ständig wechselnden Fenstern zu operieren, gibt es nun - optional - ein Hauptfenster, in das Bestandteile der übrigen Fenster integriert werden können. Somit hat man das Wesentliche im Blick: Das Gesamtarrangement, überdies die gerade aktiven Bestandteile des Mixers sowie die Samples oder Midi-Daten.

Überdies ist Logic zugänglicher geworden. Schon beim Start bietet das Programm fertige Vorlagen an, die an unterschiedliche Musikstile angepasst sind. Beim Template "Orchester" etwa erwartet den Nutzer eine Auswahl von 30 klassischen Instrumenten.

Da geigt, zupft, trommelt und bläst es sofort los. Vergessen die frühen Programme, wo einen nahezu leere Bildschirme empfingen, kryptische Symbole auf Entzifferung warten, und - vor allem bei Windows - nichts flüchtiger war als der Ton, der erst nicht auftauchen wollte und dann auch nur zu gerne wieder verschwand.

Daneben gibt es Vorlagen für die Produktion, etwa eine Zusammenstellung von Plug-ins für das Mastering.

Selbst wenn sich Apple mit diesen Vorlagen dem Verdacht ausgesetzt sieht, Logic Pro zu entprofessionalisieren - sie dürften Neulingen den Einstieg erheblich leichter machen. Und einsteigen sollen viele, daran lässt der reduzierte Verkaufspreis keinen Zweifel.

Daneben hat sich bei Logic Pro nach drei Jahren Arbeit gar nicht so viel getan. Sicher: Mehr Plug-ins können nun mit Surround-Signalen umgehen, einige Instrumente wurden weiterentwickelt, und der Workflow in Teilen verbessert, etwa mit der"Comp-Funktion". Damit lassen sich ohne Copy und Paste verschiedene Audiospuren zu einer zusammenstellen.

Der Sample-Editor indes, der noch nie zu den Stärken Logics zählte, vermag auch in der neuen Version nicht zu glänzen. Funktional hat sich nicht viel geändert und nach wie vor man gut auf seine Original-Audiodatei aufpassen: Der Editor arbeitet destruktiv, verändert also die Vorlage.

Immerhin kann nun auf den einzelnen Sample genau gearbeitet werden, und die Handhabung der Time-Stretch-Funktion wurde vereinfacht.

Daneben lässt sich nun der externe Sample-Editor des Audio-Post-Programms "Soundtrack Pro 2" einbinden. Soundtrack ist ein alter Bekannter aus der Apple-Filmschnittsoftware Final Cut - und neu eben auch Bestandteil von Logic Studio.

Mit dem Soundtrack-Editor lassen sich beispielsweise gezielt Frequenzspektren bearbeiten, Aufnahmen analysieren und automatisch Fehler beseitigen. Doch wie schon in Final Cut wirkt Soundtrack auch in Logic ein wenig fremd. Und man bedauert, dass die erweiterten Funktionen nicht direkt in Logic integriert wurden.

Abgesehen davon bekommt man mit Logic Studio - erst recht nach der Integration von Soundtrack - eine enorme Fülle an Loops, Instrumenten, Effekten.

Alles lässt sich über die Medien-Bibliothek schnell finden und per Drag-and-Drop einbinden.

Gerne gibt sich Logic allerdings exklusiv. Instrumente wie der jetzt nochmals verbesserte Rhythmus-Synthesizer "Ultrabeat" lassen sich nicht in anderen Programmen nutzen. Und auch bei den Loops gibt es jetzt eine Hürde: Sie sind neu im Core-Audio-Format (CAF) abgespeichert. Wer sie woanders einsetzen möchte, muss sie zunächst in gängige Formate umwandeln.

Neben Soundtrack wurde dem Studio neu auch "Main Stage" beigefügt. Es soll Logic bühnentauglich machen. So lassen sich bei Liveauftritten im Zusammenspiel mit externer Hardware Logics Effekte und Instrumente steuern und nutzen. Letztlich verbirgt sich hinter Main Stage also der Logic-Inhalt unter anderer Benutzeroberfläche.

Neben dem Logic-Studio bietet Apple für 199 Euro die Light-Variante Logic Express an, die im Gegensatz zur Vorgängervariante allerdings fast die vollständige Logic-Pro-Maschine enthält - und neu beispielsweise auch die Vollversion des EXS24-Samplers sowie Ultrabeat.

Es fehlen neben einigen Effekten allerdings die Vintage-E-Piano-Instrumente, der Sculpture-Synthesizer sowie die Zusatzprogramme MainStage, Waveburner, Soundtrack Pro und die Sounds der Jam-Pack-DVDs

Was bleibt? Noch nie konnte man - gemessen an den Preisen der Konkurrenz -für knapp 500 Euro ein derart umfangreiches Paket an hochwertiger Musiksoftware kaufen. Doch die Entscheidung für Logic ist eine Entscheidung für Apple. Und dafür bezahlt man dann wieder etwas mehr.

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