Skandal bei Berliner Landesbank:Neue Dimension des Datenmissbrauchs

Lesezeit: 1 min

Der Klau Zehntausender Kundendaten bei der Berliner Landesbank ist nach Expertenansicht ein "unglaublicher, einzigartiger" Fall. Es gibt aber auch beschwichtigende Töne.

Der Verlust Zehntausender Kreditkartendaten der Berliner Landesbank stellt nach Einschätzung des Datenschützers Thilo Weichert alle bisherigen Datenskandale in den Schatten.

Mit den gestohlenen Geheimnummern Zehntausender "könnten die Kreditkartenkonten bis zum maximalen Kreditrahmen leergeräumt werden", sagt Datenschutzexperte Weichert. (Foto: Foto: AP)

Dies sei nach dem derzeitigen Stand ein "unglaublicher, einzigartiger" Fall, was vor allem die Qualität der Daten betreffe, sagte der Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein der Berliner Zeitung. Die Informationen stammten offenbar aus Datensätzen, die eigentlich höchsten Sicherheitsstandards unterliegen müssten.

Besonderen Grund zur Sorge gebe, dass auch die Geheimnummern (PIN) abhanden gekommen seien. "Damit könnten die Kreditkartenkonten bis zum maximalen Kreditrahmen leergeräumt werden", sagte Weichert.

Die Polizei in Frankfurt am Main hat indes die Ermittlungen aufgenommen. Beamte eines Betrugskommissariats sichteten derzeit die Daten, sagte ein Sprecher am Samstag. Entgegen Weicherts düsterer Prognose sagte er weiter, dass nach einer ersten Bewertung mit den Daten "kein großes Schindluder" betrieben werden könne.

Die Frankfurter Rundschau hatte zuvor vorab berichtet, ihr seien anonym Daten über Kontobewegungen von Kreditkarten-Inhabern zugespielt worden. Die auf mehreren hundert Folien gespeicherten Daten stammten von der Landesbank Berlin, dem größten deutschen Kreditkartenvergeber, der auch für andere Banken Karten ausgebe.

Betroffen seien unter anderem Kreditkarten der Berliner Landesbank selbst sowie Karten, die über den ADAC und dem Internethändler Amazon ausgestellt worden seien. Die Folien stammen nach Darstellung der Zeitung von einer Firma, die für die Landesbank die Abrechnungen erstellt. Die Zeitung zitierte einen Sprecher der Landesbank, dem Geldinstitut sei von dem Datenverlust bislang nichts bekannt. Die Zeitung informierte nach eigenen Angaben Polizei und Staatsanwaltschaft.

Dem Vorabbericht zufolge sind auf den Folien Vor- und Nachname der Kunden, Adresse, Kreditkartennummer, Kontonummer und jede einzelne Bezahl-Aktion mit dem dazugehörigen Betrag lesbar. Die Daten stammten aus diesem Jahr, viele Auflistungen beträfen die Einkäufe der Kunden im August 2008.

© Reuters/AFP/dpa/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: