Siemens und IBM erhalten Großauftrag:Herkules und die Bundeswehr

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Die Bundeswehr hat den milliardenschweren Auftrag zur Modernisierung ihrer Informationstechnologie vergeben. Das Projekt "Herkules" übernimmt ein Konsortium aus Siemens und IBM.

Das Konsortium werde ab sofort die nicht-militärische Informations- und Kommunikationstechnik der Streitkräfte modernisieren und betreiben, teilten die beiden Unternehmen mit.

Das Mammutprojekt "Herkules" ist endlich unter Dach und Fach (Foto: Foto: dpa)

Der Auftrag, der unter dem Namen "Herkules" firmiert, läuft über zehn Jahre und hat ein Volumen von 7,1 Milliarden Euro. Davon entfielen etwa 60 Prozent an Siemens, hieß es. Zur Abwicklung werde eine gemeinsame Betreibergesellschaft von Siemens, IBM und dem Bund mit Sitz in Meckenheim bei Bonn gegründet.

Diese soll dann an 1500 Standorten die Systeme mit 140 000 PCs, 7000 Großrechnern, 300 000 Telefonen und 15 000 Handys aufrüsten. Problem ist bisher offenbar, dass die zivile Bundeswehr-Technik nur schwer zu vernetzen ist. Für Siemens ist der Auftrag nach der schweren Korruptionsaffäre wieder eine positive Nachricht und gut für das angeschlagene Image. Die Siemens-Aktien erhielten dadurch Auftrieb: Die Papiere legten um 1,2 Prozent auf 75 Euro zu und waren zeitweise stärkster Gewinner im Dax.

Erfolg für den angeschlagenen Siemens-Konzern

Die Order sei der größte Auftrag, den Siemens je erhalten habe, sagte ein Sprecher. Er wird vor allem von der Siemens-IT-Tochter SBS abgewickelt, die zuletzt Verluste meldete. Auch für diese Sparte ist die Order deshalb wichtig.

In den ersten vier Jahren werden IBM und Siemens die bisherigen Geräte komplett erneuern. Die Ausschreibungen für die Hardware beginnt bereits in nächster Zeit. Als Kandidat für die Computer gilt Fujitsu Siemens Computers (FSC). An dem PC-Hersteller ist Siemens mit 50 Prozent beteiligt.

Nach der ersten Ausstattungswelle sollen die Partner für den weiteren Betrieb sorgen und die Technik stetig aktualisieren. IBM werde sich vornehmlich um den Betrieb der Rechenzentren sowie Softwareanwendungen wie SAP oder das E-Mail-Programm Lotus Notes kümmern. Die Siemens-Sparte SBS verantwortet den Betrieb und die Modernisierung an den einzelnen Standorten. Dazu gehören PCs, Telefone und Mobilfunkapparate.

Planungen laufen seit sieben Jahren

In die gemeinsame Projektgesellschaft von Bund und Industrie, an der die Unternehmen mit 50,1 Prozent die Mehrheit halten, bringt die Bundeswehr knapp 3000 Soldaten und Zivilangestellte ein.

Die personelle Beteiligung von IBM und Siemens an der BWI Informationstechnik GmbH ist nach Angaben aus firmennahen Kreisen weitaus geringer. Die Unternehmen stellten jeweils eine Mitarbeiterzahl, die im unteren dreistelligen Bereich liege, hieß es.

Der Bundestags-Haushaltsausschuss hatte das Milliarden-Projekt vor Weihnachten gebilligt. Die ersten Planungen für "Herkules" liegen bereits sieben Jahre zurück. Mehrere Anläufe zu einer Kooperation mit der Wirtschaft scheiterten. In einem ersten Auswahlverfahren 2004 unterlag Siemens und IBM zusammen mit der Telekom (die später ausstieg) gegen ein Konsortium aus CSC Ploenzke, EADS und Mobilcom. Diese scheiterten jedoch, ein zweiter Anlauf wurde nötig.

© Süddeutsche Zeitung vom 29.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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