SchülerVZ:Beleidigt und geflogen

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Eine 14-Jährige lästerte auf SchülerVZ über ihre Lehrer. Die Beleidigungen hatten eine bittere Konsequenz.

Maria Huber

Lästereien auf dem Pausenhof sind witzig, Beleidigungen in SchülerVZ können ganz schnell ernst werden. Das mussten jetzt zwei Realschülerinnen aus Bad Kissingen feststellen: Sie beledidigten auf der Plattform offen einen Lehrer und eine Lehrerin. Während die eine nur zu Nachhilfestunden verdonnert wurde, wurde die andere der Schule verwiesen.

SchülerVZ: Gruscheln für MInderjährige (Foto: Screenshot: SchülerVZ)

Die unterschiedliche Behandlung habe sich ergeben, weil es "gravierende Unterschiede in der Art der Beleidigungen gab und sich eine der Schülerinnen wesentlich besser entschuldigt hat", sagt der Rektor der Schule. "Echte Einsicht und Reue" habe die andere jedoch vermissen lassen. Dadurch sei das Vertrauensverhältnis "so massiv beschädigt" worden, so dass die Schule Konsequenzen gezogen habe.

Doch die beiden Teenager sind nicht die ersten, die ihre Lehrer auf der Plattform beleidigt haben. "Mir ist noch ein weiterer Fall bekannt, wo man einen Schülerverweis aussprechen wollte. Den konnten die Eltern aber verhindern", sagt Philippe Gröschel, Jugendschutzbeauftragter des SchülerVZ.

Das Portal hat drei Millionen Mitglieder. Pro Tag gehen 3000 Mails ein, in denen Inhalte beanstandet werden. Bei der Hälfte der Beweschwerden gibt es Konsequenzen. Pornographische Bilder, Mobbing-Gruppen oder ähnliche Verstöße gegen den Verhaltenskodex sind häufig das Problem. "Wenn in Gruppen einzelne Schüker gemobbt werden, löschen wir die Gruppe und den Gründer sofort", so Gröschel. Bei Bilder spricht SchülerVZ meist erst eine Verwarnung aus.

Beleidigungen gegen Lehrer sind zwar wesentlich seltener der Grund, dass Mitglieder gemeldet werden. Doch wenn es nötig ist, werden auch dann die Mitglieder gelöscht. "Uns tut das nicht weh", betont Gröschel. Er versteht jedoch nicht, dass man das Problem auf der Schul-Ebene nicht anders lösen kann: "Prinzipiell muss bei solchen Fällen meines Erachtens immer pädagogisch agiert werden, ein Schulverweis ist meistens nicht der richtige Weg. Da ich die genauen Hintergründe des Falls aus Bad Kissingen aber nicht kenne, kann ich dazu auch nichts sagen."

Der Rektor der Schule betont jedoch, dass er keinen Präzedenzfall schaffen wollte. "Dennoch muss man sich überlegen, wie man künftig mit solchen Fällen umgeht. Es kann ja nicht sein, dass die Schule der Zukunft so aussieht, dass jeder Schüler pro Jahr einen Joker zum Lehrer-Beleidigen hat."

(sueddeutsche.de/bön)

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