Playstation 2:Nichts wird mehr so sein wie es einmal war

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Sony schlägt mit der zweiten Generation seiner Videokonsole ein neues Kapitel der Unterhaltungselektronik auf.

Susanne Herda

"Es war so, als würde ich weggeblasen werden. Ich schaute sie an und dachte, das geht ein bisschen zu weit. Ich kann mich kaum halten. Es ist irre. Was sie vollbracht haben, ist jenseits aller Vorstellungkraft." George Lucas

Playstation 2: Videokonsole der zweiten Generation (Foto: Foto: Sony)

Millionen von Spielern klicken sich an ihr allabendlich die Finger wund. Im Duden ist sie seit 25. August diesen Jahres gleich nach dem "Play-off" zu finden. Doch morgen, wenn die zweite Generation der meist verkauften Videokonsole in den Handel kommt, soll nichts mehr so sein wie es einmal war. Wenngleich sie nicht die erste ihrer Art ist, wird die "Playstation 2" gerne als Videokonsole der so genannten zweiten Generation bezeichnet. Auf Grund der Verbreitung ihres Vorgängermodells sagen ihr Branchenkenner - im Gegensatz zur "Dreamcast" von Sega, die bereits seit Oktober 1999 erhältlich ist - beste Chancen voraus.

Selbst feinste Lichtreflexe sind genau zu erkennen

Ob es Sony gelingen wird, mit der zweiten Generation der "Playstation" tatsächlich ein neues Kapitel der Unterhaltungselektronik aufzuschlagen, wird sich erst im Weihnachtsgeschäft zeigen. Fest steht aber in jedem Fall, dass sich die bislang recht pixellastige Videokonsole zu einer hoch aufgerüsteten Multimediamaschine entwickelt hat, die einen traditionellen PC allein von der Prozessorleistung her alt aussehen lässt.

Damit der Spieler in die dreidimensionalen Welten der Playstation-Spiele hineintauchen kann, berechnet der gemeinsam mit Toshiba entwickelte 128-Bit-Prozessor jede Sekunde 20 bis maximal 75 Millionen Polygone, wie die kleinsten grafischen Einheiten der bewegten Bilder genannt werden. Und wo das Vorgängergerät die Hintergrundgrafik der Spiele noch ruckelnd und kantig auf den Fernsehbildschirm brachte, ist jetzt alles viel flüssiger. Der interne Grafikprozessor ist etwa drei Mal so leistungsfähig wie der eines normalen PCs und bietet eine Bildqualität, bei der während eines Autorennens selbst feinste Lichtreflexe auf der Karosse noch genau zu erkennen sind. Nur an einigen Stellen wie dem Geländer der Rennstrecke wird noch erkennbar, dass die Szenerie nicht von einer Kamera aufgenommen, sondern mit Hilfe von Milliarden Polygonen als Software gestaltet wurde.

Zwar sind 869 Mark inklusive Analog-Controller und Scart-Kabel für das Fernsehgerät kein Pappenstiel, theoretisch führt indes das Innenleben der Konsole zu einem vergleichsweise famosen Preis-/Leistungsverhältnis. Viele Japaner und Amerikaner haben sich das Gerät ohnehin - offenbar auf der Suche nach einem preisgünstigen DVD-Player - einzig deshalb angeschafft, weil die neue Videokonsole bislang als einzige ihrer Art ein Laufwerk integriert, das sowohl Videofilme als auch Musik wiedergibt.

Ansturm auf das Objekt der Begierde

Mit darüber hinaus zwei USB-Schnittstellen, einer so genannten Firewire-Schnittstelle für die beschleunigte Datenübertragung digitaler Bilddaten sowie einem Anschluss für sowohl eine Festplatte als auch einen Internet-Zugang ist aber noch immer nicht alles aufgeschrieben, was die neue "Playstation" zum multimedialen Alleskönner der elektronischen Unterhaltung machen soll.

Geplant ist etwa eine Kamera, mit der Selbstporträts in die Spielhandlung eingefügt werden können. Und sobald die entsprechende Technik eine größere Verbreitung gefunden hat, werden sich Spiele oder andere digitale Inhalte über ADSL oder Kabelmodem aus dem Computernetz herunterladen und speichern lassen. Zum Verkaufsstart am Freitag wird es zunächst aber nur die bekannte "Memory Card" zum Einstecken in das Steuergerät geben. Die Festplatte wird erst Mitte nächsten Jahres angeboten.

Ein weiteres Handicap ist, dass die Entwickler der rund 40 in der Startphase erscheinenden Spiele die geballte Rechenkraft nicht vollständig ausgenutzt haben und die bisher erschienenen Spiele auf der neuen "Playstation" keinerlei Verbesserung der Grafikqualität zeigen. Zumindest in Tokio hinderte diese Tatsache die Käufer dennoch nicht daran, bei der Markteinführung im März diesen Jahres, die ganze Nacht vor den Läden zu kampieren, um am nächsten Morgen ein Objekt der Begierde zu erstehen. An den beiden ersten Verkaufstagen war die gesamte Anfangsproduktion von einer Million Stück ausverkauft. Branchenkenner glauben zwar nicht, dass es in Deutschland zu einem ähnlichen Ansturm kommt. Allerdings sind für den deutschen Markt zunächst nur 70.000 Stück und bis Weihnachten dann 120.000 Stück der japanischen Videokonsole reserviert. Und eine Garantie gibt es nur für die treuen unter den Konsolenfans, die sich ein Exemplar vorab haben reservieren lassen.

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