Online-Drogenplattform:FBI verhaftet mutmaßlichen Betreiber der "Silk Road 2.0"

Lesezeit: 2 min

Basar geschlossen: Die Silk Road 2.0 nach der FBI-Aktion. (Foto: Reuters)
  • Ein 26-Jähriger aus San Francisco soll hinter der Neuauflage des Drogen-Basars "Silk Road" stecken.
  • Verdeckte Ermittler kamen dem Mann auf die Spur.
  • Der monatliche Umsatz auf der "Silk Road 2.0" soll zuletzt bei acht Millionen Dollar gelegen haben.

Von Johannes Kuhn

Merke: Wer einen Menschen wiederbelebt, erhält exzellentes Karma. Wer den Internet-Schwarzmarkt "Silk Road" wiederbelebt, erhält Besuch vom FBI.

Hätte Blake B. aus San Francisco obige Warnung beachtet, er wäre noch ein freier Mann. So aber sitzt er seit Mittwoch in Untersuchungshaft, er steht unter Verdacht, hinter der Darknet-Plattform "Silk Road 2.0" zu stecken. Der anonyme Online-Basar, der über den Internetbrowser Tor aufzurufen ist, ist inzwischen geschlossen, wie das FBI nun mitteilte.

Bereits die erste Silk Road hatte das FBI enttarnen können: Der Marktplatz für Drogen, gefälschte Identitäten und manche illegale Dienstleistung war im Oktober 2013 aufgeflogen, als die Ermittler den 29-jährigen Ross William Ulbrucht als mutmaßlichen Hintermann verhafteten. Der Physiker lebte ebenfalls in San Francisco - im Januar soll sein Prozess beginnen.

13 000 Inserate

Schon wenige Wochen nach dem Ende der ersten Silk Road war allerdings die Version 2.0 aufgetaucht. Aus Ermittlungsakten geht hervor, dass das Geschäft der Nachfolge-Plattform offenbar gut lief. Opiate, Marihuana und andere Güter im Wert von monatlich acht Millionen Dollar sollen über den digitalen Tisch gegangen sein; die Staatsanwaltschaft geht von zuletzt 150 000 aktiven Nutzern und 13 000 Inseraten aus.

Bislang war über die Verantwortlichen nur bekannt, dass Mitte Dezember ein Nutzer mit Namen "Defcon" erklärte, die Administration der Seite übernommen zu haben - offenbar, nachdem drei weitere mutmaßliche Hintermänner von Silk Road 1.0 verhaftet worden waren. Allerdings lief bei der Nachfolge-Seite nicht alles wie geplant: Im Februar ergatterten Hacker über eine Sicherheitslücke Bitcoins im Wert von damals umgerechnet zwei Millionen Euro.

Zudem hefteten sich offenbar früh Staatswaltschaft und FBI an die Fersen der Macher. Um an die Identität von "Defcon" zu kommen, kamen verdeckte Ermittler zum Einsatz: FBI-Agenten bestellten auf dem Portal Drogen, um die Taten nachzuweisen; ein weiterer Ermittler bot sich als Helfer an, gewann das Vertrauen des Kern-Teams und konnte so direkt mit "Defcon" in Kontakt treten.

Auto-Anzahlung in Bitcoins

Als dieser als Blake B. identifiziert worden sei, habe ein weiteres Team den 26-Jährigen observiert - offenbar stimmten die Offline-Zeiten von "Defcon" mit den Zeiträumen überein, in denen B. das Haus verlassen hatte. Am Mittwoch erfolgte dann der Zugriff.

In Zeiten von Social Media ist über das Leben von Blake B. sehr leicht sehr viel herauszufinden - und US-Medien stürzen sich begierig selbst auf die belanglosesten Details. Der Programmierer arbeitete Anfang des Jahres einige Monate für SpaceX, das Raumfahrt-Unternehmen des Tesla-Gründers Elon Musk, zuletzt bastelte er in seinen vier Wänden an eigenen Projekten. Für sein Elektroauto Tesla Model S leistete er 70 000 Dollar Anzahlung - in Bitcoin.

"Wir werden nicht müde"

Der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara, der das Verfahren leitet, feiert in einer Mitteilung seinen Triumph und lässt sich folgendermaßen zitieren: "Wer in die Fußstapfen mutmaßlicher Cyberkrimineller treten möchte, sollte wissen: Wir werden so oft zurückkommen, wie es notwendig ist, um diese schädlichen kriminellen Online-Basare abzuschalten. Wir werden nicht müde."

Die US-Ermittler arbeiteten auch mit europäischen Strafverfolgern zusammen, darunter auch deutsche Beamte. Ob der Festnahme weitere Enttarnungen folgen, ist ungewiss. Am Donnerstag wurde Blake B. dem Haftrichter in San Francisco vorgeführt. Laut der Technik-Seite Ars Technica soll er zugegeben haben, der Administrator der Seite zu sein.

Eine Nachfolgeplattform, die logischerweise "Silk Road 3.0" heißen müsste, ist bislang noch nicht aufgetaucht.

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