Office in Elsässisch:"Güete Morje" auf der "Startsit"

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Mit Microsoft kann man ab sofort im Web "schnuffeln" und auf dem "Taschtbrett" seine E-Mails tippen. So lauten die Übersetzungen im neuen "Elsässisch-Plug-in" für das Office-Paket des Software-Herstellers.

Sieben Monate lang haben rund 20 Professoren und Studenten der Straßburger Marc Bloch-Universität und Dolmetscher gebrütet. 50.000 Begriffe wurden dabei übersetzt, jetzt ist das Sprachpaket fertig: Für die Software "Office" von Microsoft gibt es nun das erste Plug-in für die Regionalsprache Elsässisch.

Was Microsoft kann, macht Asterix schon lange: Bereits 1988 erschien der Comic "Asterix bei den Olympischen Spielen" auf Elsässisch. Insgesamt gibt es über 30 Bände in verschiedenen Dialekten. (Foto: Foto: ehapa Verlag)

Die Experten unter der Leitung des emeritierten Professors für Dialektologie, Raymond Matzen, haben sich teils witzige Sprachschöpfungen einfallen lassen. Begrüßt wird der Benutzer mit einem "Güete Morje" auf der "Startsit", ein Ordner ist eine "Schublade", und im Kalkulationsprogramm Excel heißt der berechnen-Befehl "abschätze".

Kostenlos zum Download

Das Übersetzungsprogramm, laut Konzernangaben weltweit das erste für eine Regionalsprache, sei nun fertig und könne kostenlos heruntergeladen werden, erläuterte der stellvertretende Direktor von Microsoft in Frankreich, Bertrand Launay.

Das Programm wende sich an erwachsene und jugendliche Benutzer, "die Elsässisch am Leben erhalten wollen", hieß es. Microsoft stellte für das Projekt eine Techniker-Gruppe bereit und hat 5.000 US-Dollar an Entwicklungskosten beigesteuert. Das Unternehmen will so Regionalsprachen in der Welt vor dem Aussterben bewahren.

Mit dem "Web-Schnuffler" online gehen

Das Ergebnis der Arbeit des Expertengremiums erscheint auf dem Bildschirm automatisch in Sprechblasen neben dem entsprechenden Begriff in französischer Sprache. Die Computer-Tastatur heißt "Taschtbrett", "insetze" steht für "einfügen" und ein Internet-Browser heißt auf gut Elsässisch "Web-Schnuffler".

Der Präsident des elsässischen Regionalrats, Adrien Zeller, wertete die Initiative als "Versöhnung" des historischen Erbes der Grenzregion mit der "Modernität und der Globalisierung". Das Übersetzungsprogramm solle zum einen bestimmten Bevölkerungsgruppen den Zugang zum Computer erleichtern.

Nächster Schritt: Bretonisch

Es sei aber auch zu hoffen, dass dadurch "viele junge Leute einen Teil ihres kulturellen Erbes wieder entdecken können". Microsoft bezeichnete die "Weltpremiere" als ersten Versuch, dem bald andere folgen sollen. Geplant seien etwa Versionen in Bretonisch, Schottisch und K'iche, einer Regionalsprache, die noch in Guatemala gesprochen wird.

Nach Angaben des elsässischen Amtes für Zweisprachigkeit sprechen heute noch rund 35 Prozent der Elsässer täglich ihre Regionalsprache, 60 Prozent sind immerhin in der Lage, sich auf Elsässisch zu verständigen oder die Mundart zu verstehen. Diese ist allerdings vor allem unter älteren Leuten und auf dem Lande verbreitet. Bei der jüngeren Generation und in den Städten verliert sie seit Jahren an Terrain.

© sueddeutsche.de/dpa/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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