Neues Windows-Betriebssystem:Die Geldmaschine von Bill Gates

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Das neue Betriebssystem Windows Vista enthält wenig Neues - und wird dennoch zum Gewinnbringer für den Softwarehersteller.

Thorsten Riedl

Auf der Bühne am Times Square in New York spielte eine Band den Schlager "What a wonderful world" in moderner Version. Dann trat Bill Gates auf. Der Gründer von Microsoft kündigte im Anschluss an das bekannte Lied von Louis Armstrong den jüngsten Spross der Windows-Familie an: Seit Dienstag gibt es das Betriebssystem Windows Vista zu kaufen.

Gewinnbringer Windows: Für die komplette Grafik bitte auf den Zoom-Button klicken (Foto: Grafik: M. Mainka/SZ)

Was für eine wundervolle Welt - für Microsoft: Der weltweit größte Hersteller von Software verdient nach wie vor den Hauptteil seines Umsatzes und Gewinns mit den Windows-Produkten. Und es sieht nicht danach aus, dass sich dies ändert.

Der große Wurf ist Microsoft mit dem Betriebssystem Vista nicht gelungen, in erster Linie bei Details gibt es Änderungen (siehe Kasten). Dennoch wird die Software für den Konzern aus dem nordamerikanischen Redmond zum Erfolg werden.

Marktanteil von 95 Prozent bei Privatkunden

Jeder Computer ist nämlich auf ein Betriebssystem angewiesen. Es dient als Brücke zwischen Rechner und Mensch. Dabei liefern beinahe alle Computerhersteller weltweit ihre Geräte mit dem Windows-System aus. Wenn der Konsument sich also für einen neuen PC oder ein tragbares Notebook entscheidet, ist das Betriebssystem aus Redmond schon vorinstalliert.

Durch dieses Quasi-Monopol sichert sich Microsoft laut Studien von Gartner einen Marktanteil von 95 Prozent bei den Privatkunden. Den Rest teilen sich der Computerhersteller Apple mit dem System Mac OS sowie die Anhänger von Linux, einem Betriebssystem, an dem Entwickler über das Internet gemeinsam in ihrer Freizeit arbeiten.

"Es begann alles vor 24 Jahren in New York", erklärte Bill Gates in seiner Rede zum Start von Vista. 1983 stellte Microsoft sein graphisches Betriebssystem namens Windows 1.0 zum ersten Mal der Fachwelt vor.

Zwei Jahre später kam das Produkt erst in die Läden. Bei der Software handelte es sich zunächst um ein Anhängsel des Betriebssystems MS DOS von Microsoft mit dem Ziel, die Arbeit mit dem Computer mit einer graphischen Benutzeroberfläche einfacher zu machen. Viele Versionen später sind die DOS-Zeiten, in denen kryptische Befehle an den Rechner über die Tastatur eingegeben werden mussten, vergessen.

Ohne Windows ist Microsoft nicht denkbar: Das System durchzieht die meisten Sparten des Konzerns. Von den fünf Geschäftsbereichen erwirtschaften drei einen Großteil ihres Ergebnisses mit dem Betriebssystem.

Im abgelaufenen Quartal lieferten sie zwei Drittel zum Umsatz von 12,5 Milliarden Dollar und mehr als drei Viertel des Gewinns in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar. Dabei lief es von Oktober bis Dezember noch nicht einmal besonders gut für Microsoft im Geschäft mit Windows, weil sich die aktuelle Vista-Version verspätete und einige Kunden daher abwarteten.

Kein Andrang zum Verkaufsstart

Allein die größte Sparte mit dem Namen Client - im Branchenjargon die Bezeichnung für die Computer außerhalb von Rechenzentren - schulterte im vierten Quartal ein Fünftel vom Konzernumsatz und weit mehr als die Hälfte des Gewinns von Microsoft. In diesen Bereich fällt das Geschäft mit Windows für Konsumenten. Die beiden anderen Sparten verkaufen Windows-Versionen für Geschäftskunden und mobile Geräte.

Lange Schlangen vor den Computergeschäften gab es zum Start von Vista nicht. Microsoft-Chef Steve Ballmer rechnet dennoch mit einem guten Geschäft für sein Unternehmen. "Wir werden mit Vista in den ersten drei Monaten nach Marktstart den Absatz im Vergleich zur Einführung von Windows 95 verfünffachen", sagte er.

Im Vergleich zu Windows XP werde sich Vista doppelt so schnell am Markt durchsetzen und dem Umsatz von Microsoft einen "Boom" bescheren. Ballmer muss von Amts wegen gute Stimmung für das neue Produkt machen - Analysten sind weit skeptischer, was das neue Betriebssystem angeht.

So rechnet das IT-Marktforschungsinstitut Gartner damit, dass es erst 2009 mehr Computer gibt, die Vista nutzen, als solche, auf denen noch Windows XP seine Dienste verrichtet. Die Konkurrenten allerdings werden davon nicht profitieren. Sowohl der Anteil von Apple als auch der von Linux bleibt nach der Gartner-Prognose stabil bei zusammen weniger als fünf Prozent.

© SZ vom 31. Januar 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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