Neuer Personalausweis zum 1. November:Hilfe oder Hacker-Spielzeug

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Was kann der Neue? Und was muss der Bürger für die Karte und das Lesegerät zahlen? Die wichtigsten Fakten zum digitalen Personalausweis.

Johannes Boie

Für Datenschützer ist der neue Personalausweis ein Grund zur Wut. Für Hacker ist er ein neues Spielzeug zum Knacken. Für den Bürger kann er auch eine große Hilfe sein.

Frau Mustermann kann mit dem neuen Personalausweis auch im Internet als Frau Mustermann identifiziert werden. Dazu braucht sie aber zusätzlich ein Lesegerät und eine Software für den Computer zu Hause. (Foto: dpa)

Wie viel kostet der neue Ausweis?

Der Standardpreis beträgt 28,80 Euro. Sechs Euro davon gehen an die Kommune, der Rest an die Bundesdruckerei. Für unter 24-Jährige kostet der Personalausweis 22,80 Euro. Das neue Dokument ist damit nach Angaben des Innenministeriums kostendeckend. Der alte Ausweis kostete den Bürger acht Euro.

Wie kann man den alten vom neuen Ausweis unterscheiden?

Der neue Ausweis hat das Format einer Scheckkarte. Er ist grünlich und mit vielen Details versehen, die es Fälschern schwer machen sollen, Kopien anzufertigen. Auf der Vorderseite ist ein Porträt des Inhabers zu sehen sowie Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Geburtsort und Gültigkeitsdatum des Ausweises.

Welche Daten sind in dem Ausweis gespeichert?

In dem Dokument verbirgt sich ein RFID-Chip, der mit einem Lesegerät ausgelesen werden kann. Der Chip enthält alle außen aufgedruckten Daten sowie zusätzlich die Postleitzahl des Inhabers und eine biometrisch aufbereitete Version des Porträtfotos. Wer möchte, kann auch einen oder zwei digitale Fingerabdrücke auf dem Chip speichern lassen.

Was kann der neue Ausweis, was der alte nicht konnte?

Dank der digitalen Daten kann der Ausweis im Netz als Nachweis für Identität und Alter genutzt werden. Hoheitliche Stellen wie Polizei oder Grenzschützer können das biometrische Bild und die Fingerabdrücke auslesen. Dritte Funktion: Das Dokument kann als digitale Unterschrift im Netz verwendet werden.

Wie kann man den eigenen Chip zu Hause lesen?

Um Zusatzfunktionen wie die Altersverifikation im Internet zu nutzen, benötigt man ein Lesegerät. Das wird an den eigenen Computer angeschlossen. Damit das Gerät mit dem Chip funktioniert, braucht man Software, die man unter personalausweisportal.de laden kann.

Wo gibt es Lesegeräte? Und was sollen sie kosten?

Die Hardware, um den eigenen Ausweis auszulesen, gibt es künftig in jedem Supermarkt. Dort geht es mit Geräten ab zehn Euro los, die allerdings keine Tastatur haben, um die zum Ausweis gehörende PIN einzugeben. Weil die Eingabe über die klassische Computertastatur Sicherheitsrisiken birgt, sollte man auf ein Lesegerät ab 35 Euro zurückgreifen, das eine eigene Tastatur hat. Die De-luxe-Variante mit Tasten und Display wird es bald ab etwa 80 Euro geben. Um die Technik bekannter zu machen, unterstützt die Regierung Initiativen von PC-Fachzeitschriften, denen in naher Zukunft ein Lesegerät gratis beigelegt wird.

Muss jetzt jeder den neuen Ausweis beantragen?

Nein. Wer bis zum 1. November einen Personalausweis beantragt, erhält nach wie vor das herkömmliche Dokument. In Deutschland ist niemand dazu verpflichtet, einen Personalausweis zu besitzen. Man muss sich nur grundsätzlich ausweisen können, dazu genügt der Reisepass. Man muss jedoch nicht jederzeit ein Ausweisdokument mit sich führen.

Wie viele Bürger werden sich den neuen Ausweis holen?

Das Bundesinnenministerium schätzt, dass sich dieses Jahr zwei Millionen mehr Menschen als sonst den neuen Ausweis holen werden, insgesamt sind das bis zu zwölf Millionen Bürger, die 2010 einen neuen Ausweis bekommen. Die Regierung rechnet von Montag an mit einem Ansturm auf die Ämter.

© SZ vom 27.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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