Musik auf dem Handy:Teure Pieps-Tiraden

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Warum den MP3-Player in die Tasche packen, wenn das Mobiltelefon auch Musik spielen kann? Per Download kommen die neuesten Hits direkt aufs Handy - zu nicht immer durchschaubaren Preisen.

Andreas Grote

Moderne Musikhandys können jederzeit unterwegs eine Verbindung zum Internet herstellen und sich die neuesten Hits aus einem Musik-Portal herunterladen. Immerhin jedes zehnte online erworbene Lied wird in Deutschland bereits mobil gekauft.

Viele Handys können auch Musik spielen - wer braucht da noch einen iPod? (Foto: Foto: T-Mobile)

Das kostet zwar etwas mehr, als die gleichen Songs mit dem Computer zu Hause im Internet zu kaufen. Die meisten Handy-Musikanbieter liefern dafür nicht nur die Musikdatei für das Telefon, sondern gleichzeitig auch für den PC.

Derzeit bieten in Deutschland die großen Mobilfunkbetreiber Vodafone, T-Mobile und O2 sowie die Marke vybemobil von E-Plus und Universal Music ihren jeweils eigenen Kunden die Möglichkeit, Lieder auf das Handy herunterzuladen.

Lediglich der unabhängige Verkäufer Jamba steht allen Handy-Besitzern offen. Zumindest im Prinzip, denn nicht jedes Musikhandy erkennt die Dateien jedes Anbieters. Vor dem Kauf ist daher auf der Internetseite des Verkäufers nachzuschauen, ob das eigene Mobiltelefon überhaupt unterstützt wird.

Beste Chancen haben Besitzer eines Geräts von Sony-Ericsson oder Nokia, aber auch andere Hersteller wie Samsung oder Motorola bringen immer mehr Handys auf den Markt, die die Download-Dienste unterstützen. Schließlich wollen weitere Musikportale wie die MusicStation von Omnifone oder herstellereigene Dienste von Sony-Ericsson und Nokia in naher Zukunft durchstarten.

Aussuchen am Handy-Bildschirm

Die Mobilfunkbetreiber verkaufen die Musik in ihrem eigenen so genannten WAP-Portal wie ,,Vodafone live!'', ,,T-Mobile t-zones'' oder ,,O2 Active''. WAP ist ein Format, mit dem Internetseiten auf dem Handy angezeigt werden.

Der Nutzer sucht auf dem Handybildschirm den Musiktitel aus. Dafür fallen die üblichen WAP-Gebühren von etwa zehn Cent pro aufgerufener Seite an - gezieltes Suchen ist daher billiger, als im Repertoire zu stöbern. Eine pfiffige Idee ist der Musikerkennungsdienst ,,Spy & Buy'' von O2: Wer gerade ein Lied im Radio hört, aber den Titel nicht kennt, ruft die O2-Servicenummer an und hält das Handy-Mikrofon in Richtung Musik.

Kurze Zeit später erhält der Nutzer von Spy & Buy die Titeldetails und eine Verknüpfung zugeschickt, über die er das Lied im Portal kaufen kann.

Akzeptabler Klang

Bei den meisten Anbietern lässt sich jeder Song kostenlos 30 Sekunden lang probehören. Dafür und für das eigentliche Herunterladen nach dem Kauf berechnen die Mobilfunkbetreiber keine WAP-Gebühren.

Die Musikdatei kommt im kompakten AAC-Format, was wegen der geringen Größe Speicherplatz auf dem Handy spart und den Download beschleunigt. Der Klang ist akzeptabel, aber schlechter als bei einer CD. Der Download eines Liedes mit dem Handy-Übertragungsstandard UMTS dauert nur etwa eine Minute und mit dem langsameren GPRS-Verfahren etwa so lange, wie das Lied selbst.

Anschließend kann das Lied auf dem Musikhandy abgespielt werden. Dabei ist das Lied fest mit dem Handy gekoppelt, ein Übertragen auf ein anderes Mobiltelefon ist nicht möglich.

Ein Titel kostet bei Vodafone und T-Mobile 1,49 Euro, etwas mehr, als wenn der Song direkt vom heimischen PC aus gekauft wird. So kostet jeder Song im iTunes-Internetladen von Apple 99 Cent, beim Konkurrenten Musicload 1,29 Euro.

Bei Vodafone lässt sich der Preis pro Titel durch das Kaufen eines Pakets mehrerer Lieder auf einen Euro drücken, allerdings beträgt die Vertragslaufzeit für diese Option 24 Monate. Am günstigsten ist O2, hier kosten die meisten Lieder nur 1,29 Euro.

Es geht auch anders herum

Bei allen Anbietern steht das auf dem Handy gekaufte Lied zusätzlich im Internetportal des Mobilfunkanbieters für den Download auf den heimischen PC bereit. Bis auf Internetverbindungskosten fallen hierbei keine weiteren Gebühren an.

Die Musik wird im Internet als Datei im Format WMA angeboten, das auch die meisten anderen Musikanbieter im Internet verwenden und das klanglich fast an die CD heranreicht. Da die Musikdatei kopiergeschützt ist, kann sie auf dem PC nur mit dem Windows Media Player abgespielt werden.

Sie unterliegt dabei den marktüblichen Einschränkungen und darf im Durchschnitt zehnmal gebrannt und etwa 25-mal auf ein mobiles Abspielgerät kopiert werden.

Es geht aber auch anders herum: Wer über den heimischen PC einen Song bei einem der Anbieter kauft, kann das Lied nach dem Download auf den Computer auch noch kostenlos auf sein Handy herunterladen.

Teure Übertragung

Bei Vodafone, T-Mobile, O2 und vybemobil können nur deren eigene Kunden Musik per Handy oder im Internet kaufen. Der einzige Anbieter, der unabhängig vom eigenen Handy-Provider mobile Musik-Downloads anbietet, ist Jamba.

Der Preis pro Lied ist günstiger, doch dafür fallen für den Nutzer bei seinem Mobilfunkbetreiber noch die Gebühren für den Datentransfer an. Da eine AAC-Musikdatei bis zu einem Megabyte groß sein kann, würden dafür beispielsweise bei Vodafone neunzehn Euro, bei T-Mobile und O2 immerhin noch etwa neun Euro zusätzlich pro Lied anfallen.

Der Zugriff auf Jamba lohnt sich daher nur für Kunden, die eine so genannte Daten-Flatrate oder ein größeres Datenvolumen bei ihrem Mobilfunkbetreiber gebucht haben, sodass keine weiteren Transferkosten anfallen.

Mieten statt Kaufen bietet Jamba als Alternative: Für 4,99 Euro im Monat kann der Kunde 20 Songs und für 14,99Euro beliebig viele Songs herunterladen, solange er Jamba-Kunde ist. Auch hier ist eine Daten-Flatrate empfehlenswert, oder die Lieder werden zunächst auf den PC heruntergeladen und von dort auf das Handy kopiert.

Das spart die Datentransferkosten. Der Mobilfunkanbieter Debitel hat in Zusammenarbeit mit Jamba die beiden Handy-Spezialtarife ,,Einfach 0 M Music Edition'' und ,,Mini Home Music Edition'' ins Programm aufgenommen, die neben der Monatsmiete auch das erforderliche Transfervolumen beinhalten. Allerdings beträgt die Mindestlaufzeit für die Tarife 24 Monate.

Günstige Alternative: Eigene Musik vom PC

Wer nicht unbedingt unterwegs sofort die aktuellsten Hits auf seinem Handy braucht, kommt weitaus billiger weg, wenn er Lieder aus seiner eigenen CD-Sammlung in den PC einliest und anschließend mit einem der zahlreich im Internet erhältlichen Programme in das MP3-Format konvertiert.

Die MP3-Datei kann dann über ein Datenkabel oder den Funkstandard Bluetooth auf das eigene Handy übertragen werden. Viele moderne Handys verfügen über einen integrierten MP3-Player, der die kopierten Musikdateien abspielt. Songs, die bei einem Musik-Portal im Internet wie iTunes oder Musicload gekauft wurden, lassen sich hingegen in der Regel nicht direkt auf das Mobiltelefon kopieren, da die Handy-Software mit dem Kopierschutz nicht umgehen kann.

Dies lässt sich nur durch einen legalen Trick umgehen, indem die gekaufte Musikdatei zunächst aus dem Windows Media Player oder iTunes auf CD gebrannt und anschließend von der CD wieder als MP3 in den Computer eingelesen wird. Diese Datei kann dann auf das Handy kopiert und dort abgespielt werden.

© SZ vom 20.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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