Monitore kalibrieren:Farbliche Feinabstimmung

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Wer Farben originalgetreu auf dem Monitor sehen will, muss das Display richtig kalibrieren. Auch für Hobby-Fotografen und Gamer lohnt sich das optische Tuning.

Viele Anwender verzweifeln vor ihrem Computerbildschirm - Weiß ist dort nicht gleich Weiß. Oft ist die vermeintlich neutrale Darstellung der Farben gestört. So ist das Bild zum Beispiel zu rotstichig, oder die Farben wirken viel zu kalt. Mit dem bloßen Augen sind solche Verfälschungen allenfalls oberflächlich zu erkennen. Wer professionell die Einstellungen seines Displays anpassen will, kommt um eine Kalibration nicht herum, erklärt Andreas Roth von der unabhängigen Verbraucher-Plattform Prad in München, die sich auf Monitore und Fernseher spezialisiert hat.

Kalibierern: Gamer sollten den Gammawert auf 1,8 herunterzusetzen - dunkle Passagen bekommen so mehr Tiefenzeichnung. (Foto: Foto: AFP)

Grundsätzlich werde zwischen einer Hardware- und einer Software-Kalibrierung unterschieden, sagt Roth. "Bei der Hardware-Kalibration nimmt der Nutzer die Einstellungen direkt am Monitor vor." Für die meisten Bildschirme biete sich diese Möglichkeit aber nicht. Dann nutzt der Anwender am besten eine Farbmanagement-Software und die Einstellungen der Grafikkarte. In beiden Fällen komme als Messgerät ein Kolorimeter zum Einsatz, mit dem sich die aktuellen Farbwerte des Displays ermitteln lassen.

Augenmaß allein reicht nicht

Eine Kalibrierung der Hardware ist besser, weil die RGB-Korrekturkurve der Grafikkarte nicht angetastet wird", erläutert Roth. Dadurch würden die Farbverläufe einwandfreier dargestellt. Ein über die Hardware kalibrierbarer Monitor sei allerdings sehr teuer und lohne sich eher für Profis. Die gewünschten Werte ließen sich nur mit einem Kolorimeter erreichen. "Nach Augenmaß ist eine solche Optimierung einfach nicht machbar." Wer im sRGB-Farbraum arbeitet, verwendet am besten folgende Werte: 6500 Kelvin Farbwärme, 120 Candela pro Quadratmeter (cd/m²) Helligkeit, einen Gammawert von 2,2 und 0,0 cd/m² Helligkeit im Schwarzpunkt. "Je größer die Kelvinzahl ist, umso kühler ist der Farbton."

Ob eine Kalibrierung lohnt, hängt auch davon ab, wofür man seinen Rechner benutzt: "Das ist nützlich für alle, die auf eine gleichbleibende Farbdarstellung angewiesen sind - etwa Layouter, Grafiker und Profi-Fotografen", erklärt Bernd Weser-Krell von der Computerzeitschrift "PC-Welt" in München. Wichtig sei, dass die Darstellung auf allen eingesetzten Geräten vom Monitor über den Scanner bis zum Drucker gleich bleibt. "Aber auch Hobby-Fotografen entdecken den Nutzen von Farbechtheit auf dem Bildschirm und beim Drucken."

Gamer spielen mit dem Gammawert

Wer nicht kalibriert, passe die Einstellungen lediglich seinem subjektivem Empfinden nach an, so Roth. Nur sei die Wiedergabe dann nicht farbverbindlich. Die Basiseinstellungen ließen sich allerdings meist direkt am Monitor vornehmen, erklärt Produktmanager Horst Strobender von Samsung in Schwalbach (Hessen). "Am besten stellt der Nutzer die Display-Einstellung nach dem Kauf zurück und passt sie individuell an." Denn für die Vorführung im Handel werden die Monitore häufig extrem hell und kontrastreich aufgestellt.

Manche Einstellungen wie Kontrast und Helligkeit werden über das Bildschirm-Menü vorgenommen, sagt Weser-Krell. Erweiterte Möglichkeiten habe der Nutzer eventuell bei den RGB-Kanälen der einzelnen Farben. "Für Gamer lohnt es sich, den Gammawert auf 1,8 herunterzusetzen." Dadurch würden auch dunkle Passagen in Spielen aufgehellt und bekämen mehr Tiefenzeichnung.

Alle vier bis sechs Wochen kalibrieren lohnt

Als Farbraum sei sRGB für die meisten Monitor-Modelle im Consumer-Bereich der kleinste gemeinsame Nenner, erklärt Roth. Liegt zu einem Gerät oder einer Grafikkarte kein Farbraum vor, gehe auch Windows von sRGB aus. "Der erweiterte Farbraum AdobeRGB ist für Grafiker und Fotografen von Interesse." Außerdem gebe es für diese Sparte den ECI-RBG 2.0. Diese Farbräume können allerdings nur mit Monitoren genutzt werden, die einen erweiterten Farbraum besitzen.

"Wenn man bestimmte Farben nicht sieht, lassen sie sich auch nicht einstellen", erklärt Weser-Krell. Nach einer bestimmten Betriebszeit gibt der Bildschirm die Farben nicht mehr farbverbindlich wieder, sagt Roth. Deshalb lohne eine regelmäßige Kalibrierung. "Auch moderne TFT-Monitore verändern im Laufe ihrer Betriebsdauer die Farbwiedergabe, so dass eine Kalibrierung relativ häufig erforderlich ist." Bei häufigem Gebrauch des Monitors kalibriere der Anwender am besten alle vier bis sechs Wochen.

Einen Kolorimeter gebe es im Fachhandel oder auch bei eBay, sagt Weser-Krell. Zu den Herstellern zählen zum Beispiel Xwrite, Colorsolution und Pantone. Die Geräte werden fast immer über eine einfache USB-Verbindung angeschlossen. Damit ist eine farbgetreue Darstellung garantiert - egal, ob für Grafik-Profis oder optikverliebte Hobby-Nutzer.

(dpa/Philipp Laage/tess)

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