Microsoft:Der Spieler wechselt

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Mit Peter Moore verliert Microsoft den Leiter seiner Xbox-Sparte - zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Von Thorsten Riedl

"Ich hatte noch nie Angst davor, mich lächerlich zu machen. Jetzt geht's los!" Mit diesen Worten greift Peter Moore in die Saiten und rockt los - nur virtuell allerdings. Vor einer Woche demonstrierte er so auf der Messe E3 in Los Angeles den Titel Rockband, den das Softwarehaus Electronic Arts für Microsoft fertigt.

Vor einer Woche rockte Peter Moore noch für ein Game, das Electronic Arts für Microsoft fertigt. (Foto: Foto: Reuters)

Dabei kann der Spieler vor dem Fernseher Musik machen mit Hilfe einer Konsole und Steuergeräten etwa in Form einer Gitarre oder eines Schlagzeugs. Moore war da noch bei Microsoft, als Verantwortlicher für die Spielekonsole Xbox. Nun gab Electronic Arts überraschend bekannt, dass der Top-Manager Moore zu ihnen wechselt. Für Microsoft könnte der Zeitpunkt kaum ungünstiger sein.

Inakzeptable Zahl von Reparaturen

Es ist noch keine zwei Wochen her, dass Microsoft eingeräumt hat, es gebe eine "inakzeptable Zahl von Reparaturen" bei der Xbox 360. Mehr als eine Milliarde Dollar legte der Konzern für die Instandsetzung zurück und erweiterte die Garantie auf drei Jahre. Robbie Bach, Chef der Unterhaltungssparte von Microsoft und damit auch von Moore, sprach von einer "Investition in die Kundenbasis".

Microsoft steht im Wettbewerb mit Sony und Nintendo, die mit ihren Konsolen einen Anteil am Spielemarkt haben wollen. Fehler kann sich kein Hersteller leisten. Zudem sollen auf der Xbox 360 künftig auch Filme und TV-Sendungen über das Internet laufen - so will Microsoft das Wohnzimmer der Konsumenten erobern.

Moore war seit vier Jahren verantwortlich für das Xbox-Geschäft bei Microsoft. Er brachte die Xbox 360 früher auf den Markt, als Sony die jüngste Generation seiner Playstation und Nintendo die Wii-Konsole.

Doch in dem milliardenschweren Spielemarkt setzen die Wettbewerber mit ihren neuesten Geräten dem gebürtigen Briten zu: Der Absatz der Wii hat in vielen Regionen - etwa in Deutschland - mit dem der Xbox gleichgezogen. Rivale Sony hat erst in der vergangenen Woche in den USA den Preis für die Playstation 3 deutlich gesenkt.

Die Wettschlacht der drei Hersteller wird Moore ab September bei Electronic Arts beobachten. Dem 52-Jährigen folgt der 44-jährige Don Mattrick, der zuvor bei Electronic Arts war und seit sechs Monaten Microsoft berät. Er beginnt am 30. Juli. Vier Wochen lang arbeitet Moore ihn in der neuen Position ein.

Geld lockte

Electronic Arts hat Moore auch mit viel Geld gelockt. Allein der Wechsel war dem Konzern 1,5 Millionen Dollar wert - eine "Ablöse", die er zurückzahlen muss, sollte er weniger als zwei Jahre bleiben. Zugesagt wurden ihm außerdem inklusive Bonus knapp eine Million Dollar pro Jahr zuzüglich Aktienoptionen. Sein Umzug nach San Francisco schlägt Unterlagen von Electronic Arts zufolge mit noch einmal 330 000 Dollar zu Buche.

In der neuen Position ist Moore für Sportspiele zuständig, einem von vier Bereichen, wie gemacht für den Sportfanatiker. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sagte er vor kurzem, dass er jedes Baseballspiel der Red Sox via Internet verfolge - auch im Büro.

Mit den Programmen von Electronic Arts wird er den Wettstreit um den höchsten Konsolenabsatz anheizen. Auf der Spielemesse E3 erklärte Moore, künftig würde die Titelauswahl entscheiden, nicht die Technik der Konsolen. Da hatte er seit vier Wochen schon den neuen Arbeitsvertrag unterschrieben.

© SZ vom 19.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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