Media PC:Die Schwächen der Alleskönner

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Auch wenn sie schon viel können: selbst die vielseitigsten Rechner bleiben doch nutzerfeindlich und anfällig.

Von Helmut Martin-Jung

Es ist die Antriebsfeder des reichsten Mannes der Welt, die Vision des Bill Gates: Computer wecken uns auf, kochen uns den Kaffee, helfen bei den Einkäufen, mit einem Wort: Sie begleiten den modernen Menschen während des gesamten Tages, und nach der abendlichen Vorstellung im Heimkino singen sie das Schlaflied.

Microsoft-Gründer Gates wohnt bereits in einem solchen vollcomputerisierten Haus, und wenn man seinen Worten trauen darf, ist es die Erfüllung eines lang gehegten Traumes: "Seit Microsoft vor mehr als 20 Jahren gegründet wurde", sagte er 1998, "habe ich an das automatisierte Haus geglaubt".

Wettbewerb der Programmierer

Die Version für Normalbürger gibt es immerhin schon bei Aldi: Computer, die ganze Musiksammlungen digital speichern und wiedergeben, Fernsehen empfangen und aufzeichnen, Bilder und Videos aufnehmen, bearbeiten und abspielen und — leichteste Übung — natürlich auch die üblichen Bürojobs beherrschen.

Schon vor Jahren hatte sich abgezeichnet, dass der graue Rechenkasten von einst in naher Zukunft all die audiovisuellen Gerätschaften würde ersetzen können, die noch immer die Wohnzimmer zustellen, ein jedes mit seiner eigenen Fernbedienung, versteht sich.

Software-Konzerne wie Microsoft wetteifern seither mit den Entwicklern des freien Betriebssystems Linux um die besten Lösungen, die Flut an Daten und unterschiedlichen Anforderungen durch Programmoberflächen mit möglichst einfacher und einheitlicher Bedienung zu steuern. Doch unter dieser Oberfläche sind und bleiben Computer.

Spielzeug für Freaks

Computer, die erst einmal zwei Gedenkminuten lang hochfahren müssen. Sensible Gebilde, die mit den merkwürdigsten Symptomen reagieren, wenn neu installierte Software ungefragt irgendwelche geheimen Einstellungen ändert. Geräte, die sich verheerende Viren und Würmer einfangen können. Teure Elektronik, die man spätestens nach fünf Jahren kaum mehr verscherbeln kann, weil sie hoffnunglos veraltet ist.

Solange die Hersteller nicht stärker darauf achten, ihre Produkte um ganze Dimensionen bedienbarer und benutzerfreundlicher zu machen, werden die Wohnzimmer-PCs ein Spielzeug für Freaks bleiben und die spezialisierten Geräte wie DVD-Player, HiFi-Anlage und Fernseher noch lange ihre Berechtigung behalten.

Schon die sind manchmal kompliziert genug zu bedienen. Selbst bei Bill Gates klappt nicht immer alles: "Manchmal", gestand er kurz nach dem Einzug in sein volltechnisiertes Heim, "manchmal geht das Licht an, wenn es gar nicht soll."

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