Konzept Großleinwand:Rettung für die Lichtspielhäuser

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Die Helden des Kinos bekommen Konkurrenz: Um Säle auszulasten sollen Computerspieler ihre Wettkämpfe auf der großen Leinwand austragen. Ein Konzept, das Zukunft haben könnte.

Marius Richter, Geschäftsführer von Cinegamez, hat die Lösung für die Misere der Multiplex-Kinos in der Tasche. Mit seinem Konzept "Cinegamez", das die Game-Kultur mit Kino auf eine neue Weise kombiniert, glaubt er die leeren Kinosäle wieder beleben und somit mehr Umsatz in die Kassen der Blockbusterhütten bringen zu können.

Demnächst könnten Kinozuschauer statt dem neuesten Blockbuster ein Computerspiel verfolgen, hier eine Szene aus M.A.C.H. von Vivendi (Foto: Foto: AP/Vivendi)

Mit einer aufwändig entwickelten Technologie bringt Richter Videospiele auf die Leinwand - Jugendkontrolle inklusive - und macht sie zu einem kollektiven Erlebnis für Spieler und Zuschauer. "Das Konzept ist spitze", kann sich Frank Weber, Marketing-Direktor des Game-Publishers Vivendi Games, für "Cinegamez" begeistern.

Richter, dessen Firma international ausgerichtet ist, rüstet daher schon für eine Großoffensive. "Drei große Kinoketten in den USA haben schon starkes Interesse bekundet und ein konkretes Kino in Las Vegas für "Cinegamez" ins Auge gefasst", erklärt Richter.

In Spanien war ein Testlauf bereits erfolgreich. Die Verbindung von Kino und Videogames hat sich im Madrider Kinohaus Yelmo-Cineplex als Erfolg entpuppt. Ein adaptierter Kinosaal mit 50 Plätzen und Dutzenden Workstations macht dort das Videospielen zu einem Gruppen-Event, das von High-Tech-Effekten wie Nebel, Laserlicht, hochauflösenden Digitalprojektoren und vibrierenden Sitzen untermalt wird.

Erfolg in Spanien, Flop in Deutschland

"Wir sehen die Zukunft in Multiplexen mit fünf Sälen, wovon einer für klassische Hollywoodfilme reserviert ist und die restlichen Säle als Videohallen und 3-D fungieren", sagt Enrique Martinez, der Schöpfer des Konzeptes von Cinegames, in der International Herald Tribune.

Die Auslastung von Cinegames, das im Dezember startete, ist laut Martinez gut. An einem Werktag würden im Schnitt 30 Kunden kommen und am Wochenende stiege die Zahl auf 120 Besucher. Ein ähnliches Konzept, das im Cinemaxx-Kino in Essen vom Unternehmen Cinegamez umgesetzt wurde, hatte weniger Erfolg.

"Wir mussten das Angebot einstellen, weil zu wenig Besucher kamen", erklärt Arne Schmidt, Cinemaxx-Sprecher, die Gründe. Cinemaxx testete die Kino-Videogames-Kombination vier Monate lang. "Wir mussten feststellen, dass dieses Konzept als Event gut funktioniert, nicht aber als dauerhafte Einrichtung", so Schmidt weiter.

Richter wertet den Testlauf dennoch als Erfolg. Die Spielehersteller sind allerdings noch skeptisch. "Unsere Marketing-Konzepte sind groß angelegt, das heißt, der Grundansatz einer bundesweiten Flächendeckung mit etwa zehn Großstädten muss gegeben sein, sonst ist das für uns nicht interessant ", erklärt Weber von Vivendi Games seine Vorbehalte.

Interessante Plattform

Beim Konkurrenten Electronic Arts (EA) ist es ähnlich. Das Konzept sei hochinteressant, allerdings sind noch einige Fragen offen. Rechtlich sei vor allem in Deutschland noch einiges zu klären, denn wer öffentlich spielen lässt, muss eine Spielhallenkonzession haben.

Allerdings verweist Richter auf das E-Learning-Angebot, dass er im Rahmen von "Cinegamez" auch anbietet. "Unser Konzept hat drei Standbeine: Erstens sind wir eine interessante Medienplattform für Games-Publisher bei der Vermarktung von Spielen, für die Konsumenten bieten wir klassisches Gaming an und drittens sind wir auch im Bildungsbereich aktiv, indem wir das Cinegamez-System für E-Learning und Edutainment einsetzen", so Richter.

Richter hofft noch in diesem Jahr ein neues Projekt in Deutschland umsetzen zu können, in das zehn große Kinozentren eingebunden werden sollen. Auch in Österreich befindet man sich in Gesprächen mit einer großen Kinokette. Wenn alles gut läuft, dann darf auch dort noch in diesem Jahr mit Cinegamez gerechnet werden.

Hochwertiges Umfeld

"Mit Cinegamez können Kinos ungenutzte Kapazitäten nutzen", betont Richter. Auch Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware, findet das Konzept sinnvoll. "Wenn es thematisch passt, können neue Synergien gefunden werden", sagt er.

Bei EA sieht man das genauso. "Das Kino ist ein hochwertiges Umfeld. Zwischen Kinogehern und Gamern besteht eine sehr hohe Affinität und es könnten auf diese Weise neue Zielgruppen erschlossen werden", glaubt EA-Marketing-Direktor Peter Larson, der bestätigt, dass EA bereits mit Cinegamez über eine Zusammenarbeit verhandelt.

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