(SZ vom 18.2.2003) - Bei wissenschaftlichen Artikeln gehört es zum guten Ton, anzugeben, ob man ein finanzielles Interesse an den veröffentlichten Ergebnissen hat. Übernehmen wir diese Sitte für einen Moment: Der Autor dieser Zeilen bekommt - wie viele Journalisten - Geld von der Verwertungsgesellschaft (VG) Wort: als Ausgleich dafür, dass seine Zeilen nicht nur gekauft, sondern auch kopiert werden. Wenn die VG Wort also demnächst für jeden verkauften Computer wie gefordert zwölf Euro einnehmen sollte, dann klingelt hier die Kasse. Das macht dann, Moment, etwa zwei hundertstel Cent pro Rechner. Mal ein paar Millionen neue Geräte im Jahr, da kommt was zusammen.
Trotzdem ist die Abgabe auf Computer unsinnig. Die Verwertungsgesellschaften versuchen seit langem, sich jede Nutzung geschützter Werke doppelt bezahlen zu lassen. Einmal für den Rekorder, dann für die Kassette, für den CD-Brenner und den Rohling. Kassieren sie jetzt aber auch noch für den Rechner, und kommen sie mit weiteren Forderungen durch, dann werden lukrative Dreier-Ketten geknüpft: Scanner-Rechner-Drucker oder Rechner- Brenner-Rohling. Es macht, wenn überhaupt, nur Sinn, das Kopieren geschützer Werke mit Abgaben zu belegen. Aber nun soll auch für das Verrechnen und die anschließende Nutzung bezahlt werden. Da könnte die VG Wort auch den Strom abgabepflichtig machen, der durch die Geräte fließt.
Das Beharren auf den pauschalen Abgaben zeigt nur, dass sich bei den Urheberrechten jeder sein Süppchen kocht. Die Verwertungsgesellschaften behaupten, die Abgaben stärkten das Recht des Nutzers auf private Kopien von Büchern, Artikeln oder Musik. Viele Verlage hingegen arbeiten daran, genau diese private Kopie zu verbieten oder ihre Herstellung zu verhindern. Auf eine Lösung, die die Rechte und Erwartungen von Nutzern und Künstlern (und Journalisten) ausgleicht, darf bei diesem Gezerre niemand hoffen.