Knast in Afrika:Erfolge gegen die Nigeria Connection

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Jahrelange Ermittlungen der nigerianischen Polizei gegen Internet-Betrüger tragen endlich Früchte

Frank Ziemann

Eine Sonderkommission der nigerianischen Polizei ermittelt seit Jahren im Umfeld der so genannten "Nigeria Connection". Inzwischen konnten über 500 Verdächtige festgenommen werden, gegen mehr als 100 wurde bereits Anklage erhoben. Nach Angaben des Leiters der Sonderkommission gegen Wirtschaftskriminalität, Nuhu Ribadu, konnten erbeutete Gelder von über 700 Millionen US-Dollar beschlagnahmt werden.

Unter der Bezeichnung "Nigeria Connection" fasst man Betrugsdelikte zusammen, bei denen die Täter mehr oder minder ungezielt Menschen in Europa und den USA anschreiben und ihnen sehr hohe Geldbeträge versprechen. In der Standardversion läuft die Geschichte darauf hinaus, dass angeblich Gelder in Millionenhöhe außer Landes geschafft werden sollen. Dabei soll es sich meist um Erbschaften oder veruntreute Staatsgelder handeln. Zu diesem Zweck sollen die Angeschriebenen ihr Konto zu Verfügung stellen und einen Teil des Geldes behalten dürfen. Leider müssen vorher noch Gebühren oder Bestechungsgelder verauslagt werden. Fallen die Opfer darauf herein und zahlen, sehen sie nicht nur ihr Geld nie wieder - auch die in Aussicht gestellten Millionen bleiben Wunschdenken.

Heute sind die Täter vor allem per Mail aktiv, aber auch Web-Foren, Gästebücher und Chat-Räume werden auf der Suche nach neuen Opfern abgegrast. Früher waren Fax und klassische Briefpost die üblichen Wege potenzielle Opfer zu suchen. Neben der angeblichen Mithilfe bei Geldtransfers dienen auch fiktive Lotterien als Köder, bei denen die Angeschriebenen vorgeblich als Gewinner gezogen wurden - ob wohl sie nie an dergleichen teilgenommen hatten. Auch hier werden vorab Gebühren verlangt, den vermeintlichen Gewinn hat indes nie jemand erhalten.

Die Kommission von Nuhu Ribadu umfasst etwa 250 Mitarbeiter, die nach Schätzungen Ribadus ungefähr 50.000 bis 100.000 Tätern allein in Nigeria gegenüber stehen. Ribadu widerspricht der Annahme, es handele sich bei den Tätern um wohlorganisierte Banden. Es seien vielmehr Einzeltäter, die sich gegenseitig ihre Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten erzählten und auch Tipps und Tricks austauschten.

Nigeria ist zwar nicht das einzige Land, wo es solche Betrüger gibt, dort ist es jedoch nahezu ein Volkssport. In Festac Town, einem Stadtteil der Hauptstadt Lagos, hat sich die nötige Infrastruktur etabliert. Internet-Cafés und Telefonläden bieten alles, was die Täter brauchen - einschließlich Telefonverbindungen mit vorgetäuschter Herkunft des Anrufs, die bei den Angerufenen den Eindruck erwecken, der Anrufer befände sich in dem Land, das ihm als Hintergrund für seine Geschichte dient.

Nigeria ist mit 130 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es gibt eine recht gut ausgebildetete Mittelschicht, viele finden jedoch keine legale Arbeit. Sie verlegen sich dann auf solche Betrügereien, die nach dem entsprechenden Paragrafen des nigerianischen Gesetzbuchs auch als "419-Betrug" bezeichnet werden.

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