IFA:Neuer Anlauf für Media-Center

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Seit Jahren schon gelten sie als der ganz große neue Trend - die digitalen Media-Center, die Filme, Musik, Fotos oder aufgezeichnete Fernsehsendungen speichern und im ganzen Haus zugänglich machen.

Thomas Cloer

Die Industrie war Feuer und Flamme, die Hürde blieb jedoch der Verbraucher, der die Alleskönner schlicht ignorierte und lieber weiter ganz normale Fernseher, DVD-Recorder oder Musikanlagen kaufte.

Mit einer neuen Generation von Geräten wollen die Hersteller den Kunden nun doch noch für ihr Konzept des vernetzten Heims gewinnen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung des Alltags - immer mehr Bilder, Hobby-Videos oder aufgenommene Lieblingsserien lagern inzwischen irgendwo zuhause in digitaler Form - könnte die Stunde der Media-Center nun gekommen sein.

Das Schlagwort dabei: Einfachere Bedienung. Niemand hat Lust, sich durch komplizierte Menüs durchzuwühlen oder beim Fernsehen von einem Computerabsturz unterbrochen zu werden. Die Hersteller haben solche anfänglichen Probleme inzwischen weitgehend abgestellt. Skepsis und alte Gewohnheiten der Verbraucher sind jedoch schwerer zu überwinden. Joachim Reinhart, der Europachef des japanischen Panasonic-Konzerns, der sich bisher in dem Bereich zurückhält, sieht darin den Hauptgrund für die bisher schleppende Verbreitung der Media-Center. "Wir haben es mit einer immer älteren Gesellschaft zu tun", sagt er. Und die habe nun einmal ihre festen Gewohnheiten, was Fernsehen oder Musik hören angeht.

Beim Computerhersteller Fujitsu Siemens verkündet Marketingchefin Barbara Schädler dagegen: "Wir sind sicher, dass Digital Home der Endkundenmarkt der Zukunft sein wird." So geht der PC-Spezialist, der derzeit drei Viertel seiner Umsätze im Geschäftsbereich macht, in die Offensive und stellt auf der IFA sein Konzept für ein vernetztes Zuhause vor. Besonderes Merkmal: Mit der "Follow-me-TV"-Funktion soll man zum Beispiel Fernsehsendungen in anderen Räumen weiterschauen können, ohne etwas zu verpassen.

Egal ob Filme, Musik, Fotos, Fernsehen, Hobby-Videos oder TV-Aufzeichnungen - alles soll einfach in allen Räumen zugänglich sein, lautet das Maximal-Ziel. Als Übertragungsweg dienen meist drahtlose WLAN-Netzwerke, seltener die "Powerline"-Datenübertragung über das Stromkabel. Als Standardsoftware hat sich die Media-Center-Ausgabe von Microsofts Windows etabliert. Die Bedienung der Wohnzimmer-Computer, die meist ein- bis zweitausend Euro kosten, läuft inzwischen einfacher und flüssiger, sie sind leiser und stromsparender geworden und brauchen nicht mehr Minuten zum hochfahren. Viele Hürden auf dem Weg zum reibungslosen Heimnetzwerk gibt es dennoch.

So liefert der Philips-Konzern sein neues Media-Center zwar mit einem Laufwerk des DVD-Nachfolgeformats Blu-ray - ob aber die Filme in hoher Auflösung auch im Heimnetzwerk weitergeleitet werden können, hängt von den restriktiven Kopierschutz-Bestimmungen ab. Das Gerät hat zwar massig Speicherplatz - aber keinen eingebauten Empfänger für HDTV, ebenso wie die aktuellen Media-Center von Fujitsu Siemens. Entsprechend werden mit ihnen Fernsehsendungen im hochaufgelösten HD-Format nach jetzigem Stand auch nicht in dieser Qualität aufgezeichnet werden können.

Einfacher ist die drahtlose Vermittlung von MP3-Musikstücken. Ob Yamaha, Denon, Philips - alle haben inzwischen Anlagen im Programm, mit denen man die Songs rund ums Haus hören kann. Das US-Unternehmen Sonos ging noch ein Stück weiter beim Bedienkomfort und baute einen LCD-Bildschirm und Steuerelemente wie bei einem MP3-Player gleich in die Fernbedienung ein. Ohne Probleme läuft es aber auch hier nicht ab: Wegen des Urheberrechtsschutzes können im Internet gekaufte Songs nicht abgespielt werden. Mit Microsoft sei man in Verhandlungen, sagt Sonos-Manager Dirk Brieden. Apple schließt bisher die Freigabe seiner iTunes-Titel grundsätzlich aus.

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