Hightech-Trends:Der Umwelt zuliebe

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Die USA setzen auf Wasserstoffautos, Kanadier wollen das Transportproblem durch Beamen in der Realität bekämpfen und südkoreanische Forscher versprechen die 100 Prozent sichere Wettervorhersage. Die Technologie-Trends der Welt im Überblick.

Christiane Schulzki-Haddouti und Elmar Török

In der Theorie steht es nicht schlecht um den Umweltschutz auf der Welt. Zumindest zeigt die Studie "Aktuelle Technologieprognosen im internationalen Vergleich", dass sich fast alle Staaten in ihren Hightech-Prognosen und -Projekten um Nachhaltigkeit bemühen. Mehr als die Hälfte der Studien beschäftigen sich auch mit Informations- und Kommunikationstechnologien, Biotechnologie und Life Sciences, Gesundheit und Ernährung, Energie sowie die Produktions- und Prozesstechnik.

Antriebssystem der Zukunft: Brennstoffzelle im Kleinformat (Foto: Foto: Reuters)

Das Technologiezentrum der Vereinigung deutscher Ingenieure (VDI) untersuchte im Auftrag des Referats Innovations- und Technikanalysen des Bundesforschungsministeriums zentrale Technologiestudien und wissenschaftlich-technische Dokumente. So entstand ein Kompendium nationaler, themenübergreifender Technologieprognosen für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre. Mit dabei: die USA, Südafrika, Kanada, China, Dänemark, Südkorea, Indien und Großbritannien.

In den Studien aus Südafrika und Indien heißt das Thema vor allem Globalisierung von Wirtschaft und Technologie. Wer im internationalen Wettbewerb bestehen wolle, müsse, schon allein aus Kostengründen, die vorhandenen Ressourcen möglichst effizient nutzen.

Strom aus der Brennstoffzelle

Hierfür seien, kaum überraschend, technologische Innovationen notwendig. Gleichwohl führte die Ausweitung der industriellen Produktion und die Verbesserung des Lebensstandards zu ernsten Umweltproblemen.

Auch die Tiefsee-Öl und -Gasfeldern müssen in den nächsten Jahren verstärkt für die Energiegewinnung herhalten. Neue Techniken zur Ausbeutung stehen weit oben auf der Forschungsagenda.

Weltweit suchen Forscher nach einer ausreichenden und zuverlässigen Energiequelle. Wasserstoff als Energieträger beflügelt schon lange allseits die Hoffnungen: Indien plant, bis 2013 eine Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle für die Stromerzeugung zu entwickeln, Südkorea will spätestens 2020 in die Massenproduktion von Wasserstoff einsteigen.

Indien entwickelt Brennstoffzellenbussen, Südafrika Hybrid-, Elektro- und alternativ angetriebene Fahrzeuge. In den USA sollen bis 2035 die Hälfte aller Fahrzeuge mit Wasserstoff laufen. Das Energiesparen gilt meist als Aufgabe für den Privatbereich: China, Dänemark und Südkorea setzen auf Niedrigenergie-Gebäude für ihre Bürger.

Beamen bis 2030

Auch die Kanadier sehen hoch entwickelte Brennstoffzellen als Zukunftsoption. Sie rechnen aber damit, dass der Bedarf an Personentransporten bis 2025 sinken wird, da sich die Menschen verstärkt über elektronische Medien austauschen.

Die kanadischen Forscher sind auch die einzigen, die den Star-Trek-Mythos des "Beamens" auf der Agenda haben. Sie meinen, dass bis 2030 eine erste Demonstration von Teleportation auf molekularer Ebene gelingt.

Interessanterweise sind es nur Studien aus den USA, Kanada und Großbritannien, die sich eingehender mit Verteidigung und Sicherheit befassen. Die US-amerikanischen NRC-Studien forcieren Fortschritte in der Robotik, unbemannte, autonome Luft-, Land- und Wasser-Fahrzeuge sollen Verluste bei den Streitkräften reduzieren. Geforscht wird auch an speziellen Sensoren, die Bedrohungen durch terroristische Angriffe mit Biowaffen rechtzeitig erkennen können.

Südkorea setzt auf biometrische Erkennungssysteme

Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien geht Großbritannien ein Kernproblem an. Die Briten wollen Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit im Cyberspace stärken. Dabei thematisiert die britische Studie nicht nur den Datenschutz und die IT-Sicherheit, es geht auch um Geld, viel Geld. Sie weist darauf hin, dass allein in den USA im Jahr 2002 insgesamt 55 Milliarden US-$ in abgebrochenen oder falsch geplanten IT-Projekten verschwendet wurden. Das ist, bei IT-Gesamtausgaben von 255 Milliarden US-Dollar, fast ein Fünftel des Projektvolumens.

Südkorea wiederum setzt sich konkrete Zielmarken bei seinen Forschungsaufgaben. Biometrische Erkennungssysteme sollen bis 2012 Personen identifizieren können, zuverlässig, automatisch und, laut Studie, auch unauffällig. Bis 2015 haben die Entwickler für ein weniger Orwellsches Projekt Zeit: Videokonferenzsysteme übertragen dann nicht nur Sprache und Bilder sondern übersetzen simultan die gesprochenen Worte.

Dänische, kanadische und südkoreanische Studien rechnen mit großflächigen Sensornetzen zur Umweltbeobachtung. Und Wetter, Klima und Umweltbedingungen werden nur noch computergestützt nachgebildet. So will Südkorea bis 2019 nahezu hundertprozentig sichere Wetterprognosen erreichen.

Sensoren sollen auch die Auswirkungen von Umwelteingriffen registrieren und vor Gesundheitsgefahren durch Umweltschadstoffe oder Krankheitserreger warnen. Die US-amerikanische NRC-Studie verlässt sich hingegen für die Erd- und Umweltbeobachtung auch in Zukunft weiter auf Satelliten.

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