Gottes Videoportal:Was würde Jesus herunterladen?

Lesezeit: 2 min

Während sich "YouTube" mit weltlichen Problemen wie Lizenzrechten herumschlägt, hat "GodTube" geradezu himmlische Verbündete.

Jörg Donner

Was würde wohl Jesus tun, käme er noch einmal auf die Erde? Um ein großes Publikum zu erreichen, müsste er heutzutage wohl einen Film ins Internet stellen oder seinen eigenen Blog einrichten.

Der Amerikaner Chris Wyatt hat stellvertretend schon mal ein Videoportal online geschaltet. Im Gegensatz zu YouTube und anderen Webseiten geht es bei den Filmen, die hier gezeigt werden, ausschließlich um das eine: die Verbreitung des Wort Gottes.

Der Erfinder des Gottesvideo-Portals, Chris Wyatt, hat 1999 die Kirche und den Glauben für sich entdeckt. In der Vergangenheit hat Wyatt bereits an mehreren religiösen Projekten mitgearbeitet, unter anderem an einer christlichen Version von Netflix, einer Internet-Videothek. Mit keinem war er besonders erfolgreich, GodTube verspricht jetzt ein Hit zu werden.

Für 400 Dollar soll er sich die Domain gesichert haben, angeblich besuchen täglich zwischen 50.000 und 60.000 Menschen seine Seite. Und das, obwohl sie noch nicht einmal offiziell gestartet ist, sondern seit Januar in einer Beta-Testphase läuft.

Von humorig bis ultrakonservativ

Dabei ist die Sache durchaus nicht nur bierernst gemeint: Neben Videos von selbsternannten Propheten oder Mitschnitten aus Gottesdiensten finden sich auch gut gemachte Persiflagen.

Grandios beispielsweise die umgetextete Version des Rap-Songs "Baby got back" (etwa: Mädchen mit dickem Hintern) von Sir Mix-a-lot. Im Lied "Baby got book" rappt Dan Smith davon, wie sehr er auf "dicke Bibeln" steht. Um den Hals hat er dabei eine Kette mit den großen goldenen Lettern KJV, der Abkürzung für "King James Version of the Bible", einer Übersetzung der heiligen Schrift aus dem 17. Jahrhundert.

Alles auf der Seite ist auf den christilichen Besucher zugeschnitten, vom Slogan "Broadcast him" (etwa: Übertrage sein Wort), bis hin zum Gewinnspiel für das beste Video. Hauptpreis: Eine Reise ins gelobte Land Israel mit der ganzen Jugendgruppe.

Hauptberuflich arbeitet Wyatt bei einer christlichen Marketing-Agentur. Mit GodTube wollte er ursprünglich seinen Klienten, hauptsächlich Leiter von Kirchen und Ministerien, die Möglichkeiten des Internets nahe bringen, sagte er dem Magazin Newsweek. Diese wären Technik gegenüber misstrauisch und voreingenommen. Als Lieblingsbuch gibt er "Das Ende der liberalen Theologie" von Peter Toon in seinem Profil an, sein Lieblingsfilm sei "alles was auf GodTube eingestellt wird".

Entwickelt sich das Gottesportal so weiter wie in den ersten 60 Tagen, düfte Wyatt demnächst viel Zeit vor dem Monitor verbringen. Schließlich stehen schon jetzt über 1200 Videos zum Abruf bereit.

(sueddeutsche.de)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: