Google verärgert Ebay:Zwist um Bostoner IT-Party

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Weil Google Kunden von Ebay abwerben wollte, ist das Auktionshaus beleidigt und storniert Werbeaufträge beim Internetriesen. Die Geschichte wiederholt sich.

Thorsten Riedl

Eigentlich sollte es nur eine nette Feier werden: Gratis-Essen, Getränke, Live-Musik - sogar Massagen hatten die Marketingleute der Suchmaschine Google versprochen. Eingeladen waren Besucher einer Konferenz des Internetauktionshauses Ebay. Gefeiert werden sollte die Freiheit der Wahl - was das Bezahlsystem im Netz angeht, denn hier sucht Google mit seinem Angebot Checkout mehr Kunden.

Aus Protest gegen Großbritannien warfen Bostoner Bürger 1773 eine Schiffsladung Tee ins Wasser. (Foto: Foto: The Granger Collection, New York)

Doch den Verantwortlichen bei Ebay passte das gar nicht ins Konzept. Das Unternehmen hat ein eigenes System für Online-Zahlungen, nämlich Paypal - und stornierte kurzerhand seine Anzeigenschaltungen bei Google.

Offiziell vermeiden es beide Unternehmen, einen Zusammenhang zwischen der fatalen Party-Einladung und dem Stopp der Werbeschaltungen herzustellen. Bei Google erklärt ein Sprecher, Ebay sei ein "geschätzter Kunde". Der Vorgang sei "nichts Ungewöhnliches", heißt es von Seiten Ebays.

"Nicht angemessen unter Partnern"

In regelmäßigen Abständen würden die verschiedenen Werbekanäle auf ihren Erfolg hin untersucht. Doch es ist auch zu hören: "Wir erachten diese Art von Veranstaltung nicht als angemessen unter Partnern." Die Party lässt Google deshalb ausfallen.

Der Ort der Google-Veranstaltung war klug gewählt: das Old South Meeting House in der Nähe des Hafens. Seit der Boston Tea Party 1773, bei der als Indianer verkleidete Bürger als Protest gegen die Zollpolitik von Großbritannien große Ladungen Tee ins Wasser warfen, gelte das Gebäude als Ort der freien Sprache, steht auf der Internetseite des historischen Gebäudes.

Google wollte den Ebay-Kunden dort das eigene Bezahlsystem Checkout vorstellen. Bislang werden die Überweisungen unter den Kunden des Auktionshauses über die Ebay-Tochter Paypal abgewickelt. Google hätte mit seiner Lösung gerne Anteil daran.

Doch der Schuss vor den Bug der eifrigen Google-Werbeexperten hat zunächst gewirkt: Nun fällt die Party ins Wasser. Irgendwie seien die Besucher des Ebay-Kongresses doch ziemlich beschäftigt, ist nun auf der Einladungsseite von Google im Internet zu lesen. "Wir wollen sie nicht ablenken." Der Abzug der Werbegelder schmerzt - und wird nach Expertenmeinung doch lediglich von kurzer Dauer sein. Denn Ebay ist auf die Besucher angewiesen, die via Werbung auf den Internetseiten von Google den Weg zum Auktionshaus finden.

© SZ vom 15.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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