GMX:Abkassieren bei Altkunden?

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Wer bei GMX bisher schon den preiswerten 2-GB-Volumentarif für DSL nutzte, zahlte und zahlt 3,99 Euro. Wer dagegen diesen Tarif jetzt erst bucht, muss für die gleiche Leistung nur 2,99 Euro berappen. Ein Altkunde von GMX wollte das nicht hinnehmen und schrieb wutentbrannt an GMX

Hans-Christian Dirscherl

Ende Juni änderte GMX sein DSL-Tarifmodell und holte dem bereits abgeschafften Volumentarif mit zwei Gigabyte für 2,99 Euro wieder aus der Versenkung. Der an und für sich attraktive Tarif hat für Altkunden jetzt aber einen faden Beigeschmack: Denn wer bereits mit dem 2-GB-Tarif surfte zahlt weiterhin 3,99 Euro, also rund 25 Prozent mehr als Neukunden. Das bekam ein Kunde bestätigt, der sich bei GMX beschwerte.

Peter Neumeier (Name von der Redaktion geändert) ist mit GMX eigentlich sehr zufrieden. Für 3,99 Euro kann er rund um die Uhr mit Breitbandtempo surfen sofern er nicht das maximale Traffic-Volumen von zwei Gigabyte überschreitet. Als Neumeier hörte, dass GMX den 2-GB-Tarif künftig für 2,99 Euro anbietet, stand für ihn fest, dass er als treuer Altkunde automatisch umgestellt werden würde.

Umso verblüffter war Neumeier, als ihm die erste GMX-Abrechnung nach der Umstellung ins Mailpostfach flatterte. Nach wie vor stellte ihm der Münchner Internet-Dienstleister, der zu United Internet (1und1, Web.de) gehört, 3,99 Euro in Rechnung. Für die absolute gleiche Dienstleistung sollte Neumeier als Altkunde also rund 25 Prozent mehr bezahlen als ein neu zu GMX wechselnder Nutzer. Das wollte Neumeier nicht akzeptieren und schrieb deshalb an die Kundenbetreuung von GMX.

"vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir teilen Ihnen mit, dass ein wechsel in die neuen Tarife ist Derzeit aus techn. Gründen noch nicht möglich ist. Selbstverständlich werden wir Sie umgehend darüber infomrmieren sobald wir diesen wechsel zur Verfügung stellen. Wir freuen uns, wenn wir Ihnen weitergeholfen haben."

Die GMX-Mitarbeiterin geht in ihrer in sehr eigenwilligem Deutsch verfassten Antwortmail überhaupt nicht auf die Klage des Kunden ein. Neumeier will ja gar nicht den Tarif wechseln er hat einen 2-GB-Tarif und will diesen auch behalten sondern der Bestandskunde will einfach nur den gleichen Preis für die gleiche Leistung bezahlen wie ein Neukunde. Neumeier schreibt also nochmals an GMX und möchte wissen, was die Preisgestaltung mit technischen Gründen zu tun hat.

"Vielen Dank für den Hinweis, dass Tarifwechsel für Sie wichtig ist. Wir prüfen derzeit die technischen Möglichkeiten, um unseren Kunden die Buchung neuer Tarife anbieten zu können, können derzeit aber leider keine Aussage über die weitere Entwicklung unseres Dienstangebotes treffen. Wir bitten hierfür um Verständnis! Wir freuen uns, wenn wir Ihnen weitergeholfen haben."

Auch die zweite Mitarbeiterin, die Neumeier antwortet, geht nicht wirklich auf die Frage des Kunden ein und bezieht sich stattdessen auf einen Tarifwechsel beziehungsweise verschanzt sich hinter der Technik.

Neumeier kocht. Er fühlt sich durch die Standardantwort veräppelt und schreibt ein letztes Mal an GMX. Wieder fordert er die Gleichbehandlung mit Neukunden. Zumindest fordert er, dass auf seine konkrete Frage auch konkret geantwortet wird. Und siehe da: Das Wunder geschieht. Er bekommt eine konkrete und erstaunlich ehrliche Antwort.

"wir bedauern sehr Ihnen mitteilen zu müssen, dass der Wechsel in die neuen Tarife für Bestandkunden nicht möglich ist. Ob und wann dieser Wechsel zugelassen wird, liegt im Entscheidungsbereich der Geschäftsführung."

Also nichts mit technischem Problemen das war ja ohnehin zu vermuten. GMX will an den Altkunden schlicht und ergreifend mehr verdienen. Neumeier surft bis auf weiteres auch weiterhin mit dem 2-GB-Volumentarif von GMX. Für 3,99 Euro.

Kommentar:

GMX weist im Kleingedruckten auf seiner Website durchaus darauf hin, dass der 2-GB-Tarif für 2,99 Euro nur für Personen gilt, die in den letzten drei Monaten keine GMX-DSL-Kunden waren und einen DSL-Anschluss bei GMX nehmen. Insofern mag GMX juristisch korrekt handeln. Aber von Altkunden, an denen GMX seit Monaten wenn nicht sogar seit Jahren verdient, für ein- und die selbe Leistung 25 Prozent mehr zu kassieren als von Neukunden das ist dreist. Die automatische Umstellung der Bestandskunden sollte selbstverständlich sein. Nicht so sehr wegen des Betrags es geht ja nur um einen Euro pro Monat sondern aus Prinzip.

Ein solcher Bestandskunde kommt nicht einmal durch eine Kündigung und den Neuabschluss des Vertrags in den Genuss des günstigeren Tarifs. Denn wie eben erwähnt, darf ein Neukunde mindestens drei Monate lang keinen Vertrag bei GMX abgeschlossen haben.

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