Future-Parc:Schützen und Schirmen: Das Neueste aus den Laboren

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Sie sind aus den Laboren entwischt und sollen ersten Berichten zufolge auf der Cebit in Halle 9 untergetaucht sein: Surround-Sound aus dem MP3-Player, eine intelligente Geländekarte, beheizbare Unterwäsche und Stoffe gegen Handy-Strahlung.

Nicola D. Schmidt

In der Halle 9 der Cebit ist alles anders. Im Future Parc buhlen Forscher um die Herzen der Besucher, hier kann man ausprobieren, sich etwas erklären lassen - Forschung zum Anfassen. Gleich nebenan, im Future Market, ist man schon einen Schritt weite. Hier zeigen junge Firmen, was aus der Forschung der letzten Jahre schon den Weg in die Industrie gefunden hat.

das geht unter die Haut: Winzige RFID-Chips zum Implantieren unter die Haut werden in Diskotheken bereits verwendet. (Foto: Foto: Reuters)

Ganz vorne mit dabei sind die Fraunhofer Institute, die lange vor Apples Erfolg mit dem Musik-Abspielprogramm iTunes das MP3-Format erfunden hatten. Dieses Jahr gibt es wieder etwas für Hifi-Freaks zu sehen, dass eines Tages serienmäßig in jedem Autoradio stecken könnte: 5.1 DAB Surround Sound.

Die Technik wandelt MP2 und MP3-Dateien so um, dass sie klein bleiben und trotzdem Rundumklang erzeugen, sogar mit Köpfhörern: Speziell auf den menschlichen Kopf abgestimmte Filter variieren die akustischen Signale so, dass man selbst mit normalen Stereokopfhörern nicht nur rechts und links, sondern auch vorne und hinten unterscheiden kann.

Wider das Chaos

An Stand B 36 können die Besucher testweise in einen Wagen mit der 5.1 DAB Sourround-Technik "einsteigen und genießen" verspricht Angela Raguse, Sprecherin des Fraunhofer Institutes für Integrierte Schaltungen.

Nachdem in Florida Hurrikan Katrina gewütet hatte, standen die Hilfskräfte vor einem großen Problem: Ihre Landkarten waren weitgehend unbrauchbar, weil sie nicht wussten, welche Straßen wirklich noch befahrbar waren und welche nicht.

Für diese Situationen gibt es in Zukunft die Satelliten-Landkarte, die in Echtzeit zeigt, wie eine Gegend gerade aussieht. Die Forscher des Fraunhofer Institutes für Informations- und Datenverarbeitung wollen mit dem "digitalen Lagetisch" Helfern einen möglichst schnellen Überblick über Krisengebiete verschaffen.

Wohnwürfel

Mit Hilfe von aktuellen Satellitenbildern können sie sehen, ob Strassen noch befahrbar oder Brücken eingestürzt sind. Auf Wunsch können Zusatzinformationen wie Wetter oder Seekarten eingeblendet werden. Das Material basiert auf Luftbildern und Satellitendaten, "aber manchmal nutzen wir auch einfach Google Earth", verrät Sibylle Wirth, Sprecherin des Projektes.

Kaum auf der Cebit erwarten würde man die "Wohnwürfel" - ein Projekt vom Studentenwerk München und O2 Germany. Die Würfel stehen bereits seit vorigem Jahr im O2 Village in der Studentenstadt Freimann bei München, eine Kleinsiedlung für Studierende.

Bezahlbarer Wohnraum für Studenten ist knapp in der Stadt, da brauchte es neue Ideen. Professor Richard Horden erarbeitete in Zusammenarbeit mit Studierenden der TU München und dem Tokyo Institute of Technology Mini-Häuser, die sich Platz sparend auf freiem Gelände stapeln lassen.

Wer nicht glaubt, dass man auf 6,5 Quadratmetern Essen, Schlafen, Kochen und Lernen kann, sollte im Future Market, Stand A22 probewohnen.

Strahlung blocken

Niemand kann derzeit sagen, ob und wie gefährlich Strahlung ist, die von Mobiltelefonen ausgeht. Dennoch wimmelt es im Internet von Seiten, die erklären, wie man das potenzielle Risiko minimieren könnte. Ein Thema dabei: Sollte man das Handy in Jackentaschen und damit ständig nahe am Körper tragen oder besser nicht?

Die Firma Eblocker stellt im Future Market ihre Antwort aus: Sie hat ein Gewebe aus silberummantelten Garnen entwickelt, dass elektromagnetische Strahlung in Innentaschen weitgehend reflektiert. In der Kollektion Herbst/Winter 2006 wird Eblocker bereits von einigen Bekleidungsmarken verwendet, unter ihnen Bäumler, KaiserDesign und Lodenfrey.

Wem die Strahlung egal ist, nicht aber das nasse deutsche Wetter, der kann sich bei WarmX aufwärmen: Die Firma hat einen Stoff entwickelt, der gleichzeitig Stromleiter und Wärmekissen ist und die Nieren wärmt - mit einer kleinen Fernbedienung in der Seitentasche der Unterwäsche.

Auch die Metro Group stellt erstmals auf der Messe aus, allerdings nicht bei der Forschung, sondern in der RFID-Halle 6. Sie zeigt am Stand E50 ihren experimentellen RFID-Future Store.

Datenschützer laufen seit der ersten Vorstellung des Konzeptes Sturm dagegen, weil sie die Überwachung des Konsumenten befürchten. Auf der Cebit können sich die Besucher jetzt selbst ein Bild machen, was mit Funketiketten möglich ist und welche Auswirkungen die Technik auf Logistik, Kundenservice, Sport und privatem Haushalt haben könnte.

Drum herum kommt man ohnehin nicht, wie die diesjährige CeBIT zeigt - RFID ist offizielles Trend-Thema.

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