Fahndungserfolg:Phishing-Ring in Estland ausgehoben

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Deutsche und estnische Ermittlungsbehörden gingen gemeinsam gegen eine Tätergruppe in Estland vor. Jetzt klickten die Handschellen

Frank Ziemann

Nach umfangreichen Ermittlungen konnte in der estnischen Hauptstadt Tallinn eine Gruppe von Kriminellen verhaftet werden, die Konten deutscher Bankkunden geplündert hatten. Dabei wurden auch 20.000 der 100.000 Euro sichergestellt, die die Täter erbeutet hatten.

Wie das Bundeskriminalamt mitteilte, erfolgte der Zugriff bereits Anfang Juli. Mehrere Banken und ihre Kunden hatten im Frühjahr Anzeige erstattet, weil sie größere Geldtranfers in Richtung estnischer Banken festgestellt hatten.

Untersuchungen der Computer betroffener Bankkunden ergaben, dass diese mit einer Variante des Trojanischen Pferds "Bizex-E" infiziert waren. Dieser Schädling beendet die laufenden Prozesse von Antivirus- und Firewall-Software und protokolliert das Web-Verhalten der Benutzer. Die gefundene Variante war auf das Ausspähen der Kontodaten deutscher Bankkunden spezialisiert. Nach Eingabe einer TAN (Transaktionsnummer) unterbrach er die Verbindung zum Bank-Server und sandte die ausgespähten Daten an einen Server in den USA.

Dieser Server wurde umgehend von Netz genommen und untersucht. Die Ermittler fanden mehr als 600 MB an Dateien mit über 750.000 Datensätzen, darunter auch mehr als 10.000 Ebay-Konten. Insgesamt waren Kunden von etwa 200 Banken betroffen. Die Daten führten zu einer Tätergruppe in Estland.

Wie die Estonian Central Criminal Police ermittelte, heuerten die Täter Obdachlose in Tallinn an, die neue Konten bei örtlichen Banken eröffneten und dafür eine geringe Belohnung erhielten. Auf diese Konten wurde das Geld der deutschen Opfer transferiert, gleich wieder abgehoben oder auf andere Konten der Täter überwiesen.

Durch die enge Kooperation zwischen Bundeskriminalamt und der estnischen Kriminalpolizei konnte dieser Fall umfassend aufgeklärt werden und führte zur Verhaftung der mutmaßlichen Täter. Diese sitzen nun in Untersuchungshaft und sollen Anfang 2006 vor Gericht gestellt werden.

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