Elektronischer Personalausweis:Lesehilfen gesucht

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Das neue E-Dokument soll Online-Banking einfach und sicher machen. Dazu braucht der Nutzer zusätzlich ein Kartenlesegerät für den PC. Doch die Hersteller wissen von nichts.

Stephanie Sartor

Im November 2010 wird der elektronische Personalausweis eingeführt. Scheckkartengroß soll er sein und den Verbrauchern ein hohes Maß an Sicherheit, Schnelligkeit und Effizienz bieten. Doch kann der elektronische Personalausweis die hohen Erwartungen erfüllen? In Berlin diskutierten Vertreter des Innenministeriums und IT-Experten.

So könnte der neue E-Pass aussehen: Mittels Leuchtdioden lassen sich biometrische Daten darstellen . (Foto: Foto: ddp)

Innenstaatssekretär Hans Bernhard Beus, Beauftragter der Bundesregierung für die Informationstechnik, nennt den Ausweis, auf dem auf Wunsch ein Chip auch Fingerabdrücke speichert, einen "Katalysator für ein neues Identitätsmanagement". Der elektronische Personalausweis sei nicht nur bequem und sicher. Er werde auch die Geschäftsprozesse wie zum Beispiel das Einkaufen im Internet für Bürger viel transparenter machen. So brauchen Anbieter ein Berechtigungszertifikat, dann erst können sie auf die Kundendaten, die auf dem Chip des Ausweises gespeichert sind, zugreifen.

Bei der Ausgabe der Zertifikate durch ein zentrales Verwaltungsorgan wird geprüft, ob das Unternehmen überhaupt existiert und ob es seriös ist. Erst dann wird genau festgelegt, auf welche Daten seiner Kunden der Online-Dienstleister zugreifen darf. Zudem ist der elektronische Personalausweis wie eine Bankkarte mit einer PIN-Nummer geschützt. Erst wenn der Internet-Nutzer diese eingegeben hat, können die Daten auf dem Chip gelesen werden. "Anbieter und Nutzer von Online-Services werden also sicher sein können, mit wem sie im Internet kommunizieren", erklärt Beus.

Auch Dieter Kempf, Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), zweifelt nicht am Sinn des E-Passes. "Das Ja der Politik zum elektronischen Personalausweis ist ein großer Schritt zu mehr Sicherheit im elektronischen Handel." Vor allem das Online-Banking soll in Zukunft sicherer werden. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Opfer, deren Kontodaten ausspioniert wurden, laut Bitkom-Angaben um 25 Prozent gestiegen. Über 19 Millionen Euro wurden von Konten geschädigter Kunden abgehoben. Das E-Dokument soll nun die PIN des gängigen PIN/TAN-Verfahrens ersetzen. Die TAN-Liste bleibt weiterhin erhalten. So könne sich der Internetnutzer sicher sein, dass unter seinem Namen nur noch Geschäfte abgewickelt werden, denen er auch zustimmt.

Simulierter Hackerangriff

Christian Dietrich vom unabhängigen Institut für Internet-Sicherheit hat den neuen E-Ausweis im Auftrag des Bundesinnenministeriums mit einem simulierten Hacker-Zugriff auf dessen Sicherheit geprüft. Das Resultat: "Der Mechanismus an sich ist absolut sicher", sagt Dietrich. "Vorausgesetzt natürlich, dass die User verantwortungsvoll mit ihrem Ausweis umgehen." Problematisch werde es nur, wenn Verbrecher Schutzzertifikate stehlen. Dann könne selbst der beste Schutzmechanismus nichts ausrichten.

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Um den sicheren Ausweis nutzen zu können, müssen die Verbraucher aber erst mal aufrüsten. Für die Anwendungen ist ein spezielles Lesegerät nötig, das an den Computer angeschlossen werden muss. Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Bitkom würden 55 Prozent der Internet-Nutzer den digitalen Ausweis beim Online-Banking einsetzen. Fast ebenso viele Surfer, 54 Prozent, würden damit staatliche Online-Dienste nutzen.

"An Akzeptanz mangelt es dieser Technologie also nicht", erklärt Kempf. Deswegen sei es für ihn jetzt besonders wichtig, sicherzustellen, dass die erforderlichen Lesegeräte möglichst günstig und flächendeckend zur Verfügung stehen, wenn der elektronische Personalausweis eingeführt wird. Der Bitkom-Mann rechnet damit, dass die Computer-Hersteller künftig derartige Lesegeräte direkt in die Rechner einbauen.

Doch bislang hat er diese Rechnung ohne die Hersteller gemacht. Denn auf Anfrage von sueddeutsche.de konnten weder von Acer, Sony, HP oder Dell bestätigen, dass sie solche Lesegeräte für ihre Computer entwickeln.

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