Einkaufen im Ausland:Schneller, billiger - risikoreicher

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Sparfüchse kaufen ihre Computer- und Elektroartikel immer öfter im Ausland oder bei ausländischen Händlern. Aber wer nicht aufpasst, zahlt am Ende womöglich drauf.

Die einen bringen aus dem Urlaub ausgestopfte Tiere mit und kriegen beim Zoll Ärger, die anderen nutzen die schönsten Wochen des Jahres, um ihren technischen Rückstand aufzuholen. Hochwertiges wie Laptops oder MP3-Spieler landen immer öfter im Rückreisegepäck.

MP3-Player vor der Skyline von San Francisco. (Foto: Foto: AP)

Durch den immer noch niedrigen Dollarkurs, aber auch wegen einer anderen Preispolitik, kosten viele Geräte in den USA weniger als hierzulande. Ein gutes Beispiel ist Apples iPod Mini. Die zweite Playergeneration mit 6 GB Speicherkapazität ist jenseits des großen Teichs für 199 Dollar zu haben, etwa 160 Euro. Bei uns müssen beim billigsten Anbieter 219 Euro auf den Tisch geblättert werden.

Zeitvorteil

Auch bei Notebooks werden Preisfüchse schnell fündig. 25-30 Prozent Preisunterschied sind keine Seltenheit. Und noch einen Vorteil hat die Shopping-Tour in der Ferne: dort werden bereits Geräte vertrieben, die bei uns erst viel später oder überhaupt nicht auf den Markt kommen. Wie die PlayStation Portable (PSP) von Sony. Das heißersehnte Handheld startet in Deutschland erst vom 1. September an für 249 Euro durch. In den USA dagegen gibt's den Taschenspieler für 249 Dollar - also runde 200.

Den Zeitvorteil genießen übrigens auch Filmfreunde. Viele Hits fürs Heimkino erscheinen in den USA einige Monate früher als bei uns. Interessenten sollten sich aber versichern, dass ihr DVD-Spieler codefree geschaltet ist oder werden kann. Denn nur dann können DVDs mit anderem Regionalcode als dem für Europa, Japan, Südafrika und den Mittleren Osten auch abgespielt werden.

Zu Hause sitzen, im Ausland einkaufen

Welche Geräte codefree-tauglich sind, kann in Internet-Foren recherchiert werden. Auch von amerikanischen VHS-Kassetten sollten die Finger gelassen werden. Diese sind für den US-Standard NTSC eingerichtet. In Europa dagegen ist dagegen PAL das Maß der Bildschirmzeilen.

Mittlerweile lässt sich auch innerhalb der EU so mancher Euro sparen. Die Zeiten, in denen Deutschland das europäische Schnäppchenparadies war, sind vorbei. Und: mit Hilfe des Internets gehen Pfennigfuchser ganz gemütlich von zuhause aus bei ausländischen Händlern shoppen. Die Vorteile liegen auf der Hand: die Reisekosten werden eingespart und das WWW ermöglicht einen schnellen Preisvergleich.

Aber Online-Shopping hat auch Nachteile. So muss mit höheren Versandkosten gerechnet werden als für eine Inlandssendung. Bei amazon.com sind das beispielsweise rund sieben Dollar für eine DVD. Elektroartikel werden von amazon.com aus logistischen Gründen überhaupt nicht nach Deutschland verschickt. Onlinekäufer müssen auch geduldig sein. Die Lieferzeit beträgt zwischen zwei und sechs Wochen. Hinzu kommen Zollgebühren.

Zollbestimmungen beachten

Laut Zoll werden Waren bis 350 Euro inklusive ausländischer Mehrwertsteuer über eine Pauschalierungsregel behandelt. Das gilt aber nur für Produkte, die nicht für den Weiterverkauf bestimmt sind.

Bei Importen aus den USA sind dafür 13,5 Prozent Zoll fällig. Komplizierter wird es bei Waren, die nicht unter die Pauschalierungsregel fallen. Am besten erkundigt man sich vor dem Kauf beim deutschen Zoll in Frankfurt (Tel.: 069/469976-00 E-Mail: info@zoll-infocenter.de) über die Zollbestimmungen.

Unkomplizierter sind Online-Einkäufe innerhalb der Europäischen Union. Hierbei fallen natürlich keine Zollgebühren an. Beim Erwerb von Elektrogeräten muss aber unbedingt auf die Netzspannung geachtet werden. US-Geräte sind nämlich allesamt für den Betrieb am 110-Volt-Stromnetz ausgelegt. Nur wenige Artikel bieten einen umschaltbaren Netzadapter mit verschiedenen Steckerformen.

Wat für Watt?

Vor der ersten Inbetriebnahme muss unbedingt überprüft werden, dass der Einstellknopf auf 230 Volt steht. In diesem Fall wäre Schluss mit dem Vergnügen, bevor es überhaupt angefangen hat. Auch der Lieferumfang sollte genauestens unter die Lupe genommen werden. Manchmal ist der Preis im Ausland auf den ersten Blick zwar heiß. Vergleicht man jedoch das mitgelieferte Zubehör, könnte es wieder anders aussehen.

Vorsicht ist ebenfalls bei Mobiltelefonen geboten. Es gibt spezielle Versionen für unterschiedliche Länder und Systeme. Damit die Apparate auch in unseren Breiten funktionieren, muss oftmals mit einer bestimmten Firmware oder baulichen Veränderungen nachgeholfen werden.

Die Gefahr besteht darin, dass man das Gerät dabei unbrauchbar macht. Also besser gleich die Finger davon lassen. Das ist auch ratsam bei zu billigen Angeboten. Oftmals verbergen sich unseriöse Händler dahinter, die nur eines wollen: Ihr Geld. Sollte es zum Streitfall kommen, ist es dann sehr schwierig, sein Recht durchzusetzen.

... und wenn was kaputt geht?

Und noch etwas wird bei Auslandseinkäufen problematisch: die Einforderung der Garantie. In Deutschland umfasst die Gewährleistung 24 Monate. Einige Hersteller bieten im Schadensfall zwar eine weltweite Garantie an, viele sind jedoch gerade bei importierten Geräten verschnupft, lehnen einen Kundendienst ab und verweisen an den Verkäufer.

Bis das defekte Produkt ausgetauscht ist und schließlich wieder bei Ihnen landet, können Monate vergehen. Es sei denn, Geld spielt keine Rolle und sie schicken das gute Stück per Luftfracht hin- und her. Aber dann hätten Sie gleich in Deutschland einkaufen können ...

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